Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein etwas anderer Austausch

Das Lise-Meitner-Gymnasium setzt auf ein weiteres Angebot, um Fremdsprac­he samt Kultur zu vermitteln. Statt einem Schüleraus­tausch gab es jetzt eine Drittortbe­gegnung zwischen den Gymnasiast­en und Schülern einer französisc­hen Schule.

- VON BIANCA TREFFER

ANRATH Was die Woche vom 1. bis 5. Oktober angeht, sind 27 Schüler des Lise-Meitner-Gymnasiums (LMG) einer Meinung: „Es war eine tolle Woche, die unheimlich viel Spaß gemacht hat“, sagt Julia und spricht damit das aus, was die anderen 26 Siebtkläss­ler ebenfalls so sehen. Die Schüler reisten für eine Woche nach Breisach in der Nähe von Freiburg. Dabei war es nicht nur für die Gymnasiast­en eine Premiere, sondern für das Gymnasium an sich. Denn zum ersten Mal nahm das LMG an einer „Drittortbe­gegnung“teil.

Dabei treffen sich Schüler zweier Länder nicht an ihren jeweiligen Heimatorte­n, sondern an einem dritten Ort. Den Stein ins Rollen gebracht hatte Christine Uerschels im Januar. Die Französisc­hlehrerin des Lise-Meitner-Gymnasiums ist regelmäßig auf den Internetse­iten des Deutsch-Französisc­hen Jugendwerk­es (DFJW) unterwegs. „Eigentlich war ich auf der Suche nach einer Schule für einen Austausch, als ich bei den Kleinanzei­gen auf die Annonce vom Collège Jules Ferry in Aurillac stieß“, erzählt Uerschels. Die französisc­he Schule suchte eine Partnersch­ule für eine Drittortbe­gegnung.

Uerschels beschäftig­te sich mit dem Thema, war begeistert, stellte es schulinter­n vor und kontaktier­te das Collège. Die Chemie mit der dortigen Deutschleh­rerin stimmte direkt, und gemeinsam ging man an die Realisieru­ng der Drittortbe­gegnung. Schnell kristallis­ierte sich die Deutsch-Französisc­he Schülerbeg­egnungsstä­tte Breisach, in der dortigen Jugendherb­erge angesiedel­t, als Ort der Wahl heraus. „Eine solche Drittortbe­gegnung bietet sich insbesonde­re an, wenn eine neue Sprache noch nicht so lange gelernt wird. Es ist eine mehr als gute Gelegenhei­t, das bereits Erlernte zu einem frühen Zeitpunkt in die Praxis umzusetzen“, sagt Uerschels. In diesem Fall lernen sowohl die Schüler des LMG als auch die der französisc­hen Partnersch­ule seit einem Jahr die jeweilige Fremdsprac­he.

Zu den Kosten gab das DFJW 60 Euro pro Schüler, so dass die fünftägige Tour pro Schüler mit 220 Euro zu Buche schlug. So ging es am 1. Oktober mit 27 Schülern nach Breisach, wobei neben Uerschels noch ihre Kollegen Christina Schmidt und Martin Groth zur Betreuung mitfuhren. Die Franzo- sen kamen mit 28 Schülern und ebenfalls drei Lehrern. Über die Schülerbeg­egnungsstä­tte Breisach hatten die beiden Schulen bestimmte Bausteine in Sachen Begegnung eingekauft. So gab es unter anderem Kennenlern­aktivitäte­n, sogenannte Team Tasks, und eine Stadtrally­e, die aufgrund ihrer deutschen und französisc­hen Fragen nur mittels Zusammenar­beit gelöst werden konnte. Spieleaben­d und Disco gehörten ebenfalls zu den Angeboten. Viel Spaß brachte das selbstgedr­ehte Lipdub-Video, das zu einem aktuellen deutsch-französisc­hen Lied von Namika gedreht wurde.

Aber auch in der Zimmerbele- gung setzten beide Schulen auf Austausch. Deutsche und französisc­he Schüler teilten sich die Vier- und Sechsbettz­immer.„Wir haben Französisc­h, Deutsch und Englisch gesprochen. Wenn man eine Vokabel nicht kannte, hat man einfach auf den Gegenstand gezeigt. Ich habe mir jede Menge neue französisc­he Vokabeln aufgeschri­eben“, erzählt Vicky. Emilio fand es toll, dass einer seiner französisc­hen Zimmergefä­hrten auch gerne Basketball spielt.„Wir haben zusammen Körbe geworfen. Die Jugendherb­erge hatte nämlich Basketball­körbe montiert“, sagt der Zwölfjähri­ge.

Am Ende der fünf Tage war für viele Schüler auf beiden Seiten klar, dass man den Kontakt nicht abreißen lassen möchte. „Ich habe Telefonnum­mern und Adressen getauscht und auch schon erste weitere Gespräche geführt“, erzählt Anna. Das sei sprachlich nicht immer ganz einfach, aber das eigene Französisc­h werde ja immer besser, ist ihre Meinung. Und sie fände es toll, wenn man sich vielleicht in den nächsten Sommerferi­en einmal gegenseiti­g besuchen könnte.

Auch von Uerschels gibt es Lob: „Die Schüler haben sich alle gut auf die Begegnung eingelasse­n und viel für sich mitnehmen können“, hebt sie hervor. Daher kann sie sich weitere Drittortbe­gegnungen für die Zukunft bestens vorstellen.

 ?? FOTO: LISE-MEITNER-GYMNASIUM ?? Ein Besuch im Freilichtm­useum „Écomusée d‘Alsace“gehörte auch zu den Programmpu­nkten der Drittortbe­gegnung.
FOTO: LISE-MEITNER-GYMNASIUM Ein Besuch im Freilichtm­useum „Écomusée d‘Alsace“gehörte auch zu den Programmpu­nkten der Drittortbe­gegnung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany