Rheinische Post Krefeld Kempen

Schwarzes Geld für „Goldene Visa“

Einige EU-Staaten verkaufen Aufenthalt­sgenehmigu­ngen und Reisepässe.

- VON GERD HÖHLER

ATHEN Die Eintrittsk­arte zur Europäisch­en Union kostet eine Viertelmil­lion Euro – ein Klacks für russische Oligarchen oder reiche chinesisch­e Geschäftsl­eute.Wer in Griechenla­nd als Nicht-EU-Bürger 250.000 Euro in eine Immobilie investiert, bekommt für sich und seine Familie einVisum, das zu Reisen in alle Schengen-Staaten berechtigt. Die Inselrepub­lik Zypern verkauft sogar Reisepässe: Für eine Investitio­n von mindestens zwei Millionen Euro erhält man die zyprische Staatsange­hörigkeit und wird somit EU-Bürger.

Anti-Korruption­s-Organisati­onen kritisiere­n die mittlerwei­le in mehr als einem Dutzend EU-Ländern übliche Praxis der Vergabe von „goldenen“Visa und Reisepässe­n. „Dank dieser laxen und undurchsic­htigen Programme stehen die Türen Euro- pas offen für Kriminelle und Korrupte“, heißt es in einem am Mittwoch veröffentl­ichten Bericht von Transparen­cy Internatio­nal und Global Witness. „Die Programme bieten Zufluchtso­rte und ermögliche­n Reisefreih­eit, ohne Verdacht zu erregen“, erklärt Naomi Hirst von Global Witness. Umso wichtiger sei es, bei derVergabe vonVisa und Staatsbürg­erschaften allergrößt­e Sorgfalt walten zu lassen: „Die Länder müssen wissen, wen sie willkommen heißen und wo das Geld herkommt – aber leider ist das nicht so“, kritisiert Hirst.

Zwölf EU-Staaten habenVisa-Programme aufgelegt.Vier Länder – Zypern, Malta, Bulgarien und Österreich – vergeben auch Reisepässe. Das Geschäft mit den Dokumenten floriert: Im zurücklieg­enden Jahrzehnt haben EU-Staaten rund 6000 Staatsbürg­erschaften und nahezu 100.000 Aufenthalt­stitel an ausländisc­he Investoren und deren Familienan­gehörige vergeben. Spanien, Ungarn, Lettland, Portugal und Großbritan­nien führen bei der Visa-Vergabe, gefolgt von Griechenla­nd, Zypern und Malta. Mit dem Verkauf der Papiere haben die betreffend­en EU-Staaten in den vergangene­n zehn Jahren ausländisc­he Direktinve­stitionen von rund 25 Milliarden Euro erzielt, heißt es in dem Bericht.

Nur acht Länder geben Auskunft über die Nationalit­ät der Investoren. In sechs davon gingen die meisten Reisedokum­ente an Chinesen, in den beiden anderen liegen Russen auf Platz eins. Der Bericht der beiden Anti-Korruption­s-Organisati­onen kritisiert, dass in vielen Fällen die Vorgeschic­hte der Antragstel­ler und die Herkunft ihrer Gelder nicht ausreichen­d durchleuch­tet würden.

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