Rheinische Post Krefeld Kempen
Anfänger meistern die steife Brise
Segel- und Motorbootprüfungen standen beim Segel-Surf-Club an. Auf dem Königshüttesee gingen 24 Prüflinge an den Start.
KEMPEN „Mann über Bord“, der laute Ruf von der Sportjolle, die auf dem Königshüttensee kreuzt, schallt über die Wasserfläche und ist sogar noch auf dem Steg zu verstehen. Etliche Augenpaaren auf dem Anleger haben ihren Blick auf das Boot in den tanzenden Wellen gerichtet, das sofort zu einer Q-Wende ansetzt, bei der das eigenen Kielwasser gekreuzt wird, und mit einem anschließenden Aufschießer das im Wasser liegende Objekt ansteuert, wobei es sich in diesem Falle nicht um einen Menschen, sondern einen Fender handelt.
Den haben die beiden Personen auf der Jolle kurz vorher über Bord geworfen, um das Segelmanöver „Mann über Bord“mit entsprechender Ankündigung ihrerseits vorschriftsmäßig zu fahren. Dabei gilt es, ein fahrendes Boot gegen den Wind zu steuern, es am Fender zum Stillstand zu bringen und diesen ins Boot aufzunehmen. Ob genau nach Vorschrift gefahren wird, beobachtet Tobias Klemm vom äußersten Ende des Stegs mit Argusaugen. Schließlich handelt es sich um eine Segelprüfung, und der Prüfer hakt auf seiner Kontrollkarte die entsprechenden Manöver ab. „Wir haben heute 24 Prüflinge im Alter von 16 bis 60 Jahre am Start. Alle legen heute den Sportbootführerschein Binnen unter Segel und Motor ab“, informiert Robert Meijsen, Schulleiter vom Segel-Surf-Club Kempen.
Am frühen Morgen ging es imVereinshaus mit der Theorie los. Aus dem 200 Fragen umfassenden Katalog kamen 37 Fragen im Multiple-Choice-Verfahren zum Tragen. Die Theorie liegt nun bereits hinter allen und die Prüflinge haben sich allesamt, verpackt in Schwimmwesten, auf dem Steg eingefunden. Immer eine der Sportjollen oder das etwas größere Polyvalk-Segelboot, gehen mit jeweils zwei Personen besetzt aufs Wasser. „Einer ist der Rudergänger und der andere der Vorschoter, wobei jeweils der Rudergänger bewertet wird. Der Vorschoter führt lediglich die Kommandos aus, die der andere gibt. Es werden alle Manöver gefahren, wieder angelegt und dann wechseln die beiden die Positionen um jeweils in der anderen Aufgabe nochmals rauszufahren“, erklärt Trainer Bernd Häckel, der zusammen mit seinem Kollegen Bernd Bedronka ebenfalls auf dem Anleger steht und schaut, wie sich seine Schützlinge in der Prüfung machen.
In den Sommerferien fing der Kursus an, wobei die ersten zehn Wochen ausschließlich der Theorie vorbehalten waren, bevor die Praxis startete. „Bei uns wird so lange geübt, bis alle die Praxis beherrschen. Unter zehn Doppelstunden läuft nichts. Nach oben sind dem Ganzen keine Grenzen gesetzt“, informiert Bedronka. Auf dem Wasser sind inzwischen weitere Manöver gefahren worden. DieWende, bei der das Boot gegen den Wind gefahren wird, als auch die Halse mit demWind absolviert Rudergänger Michael Schleusener perfekt. Das Kurs halten ist für den Kempener auch kein Problem. „Das Ablegen sah auch sehr gut aus. Jetzt kommt es nur noch aufs Anlegen an“, sagt Häckel. Auch das klappt hervorragend, wenngleich der doch sehr kräftige Wind für ordentlichenWellengang sorgt und ein sanftes Anliegen nicht gerade einfach macht.
Schleusener muss aber nicht auf das Kommando „Ich breche das Anlegemanöver ab“zurückgreifen. Eine Aufgabe abbrechen und neu anfahren steht allen Prüflingen bei jedem Manöver frei. Fahren auf dem Wasser heißt mit den Naturelementen umgehen, und die können sich blitzschnell mit der Drehung des Windes oder eine Böe ändern, und eine gerade gemachte Berechnung für ein Manöver stimmt dann nicht mehr. „Das ist ein ganz ordentlicher Wind für einen Anfänger“, meint Schleusener dann auch lachend, als er zusammen mit seinem Vorschoter aus dem Boot steigt und es an die nächsten Prüflinge übergibt. Ein fragender Blick geht zu Klemm. Der nickt. „Das sah alles sehr gut aus“, kommentiert er die gerade gesehene Segelfahrt. Die praktische Prüfung hat Schleusener damit bestanden. Auch Hella Liebig hat die Segelmanöver schon mit Erfolg hinter sich gebracht.„Jetzt steht noch die Fahrt mit dem Motorboot an, und wir müssen alle noch erfahren, ob wir die Theorie bestanden haben“, sagt die Krefelderin, der die Freude an ihrem neuen Hobby anzusehen ist.