Rheinische Post Krefeld Kempen

Streit um Wahlrecht für Drittstaat­ler

Dezernent Markus Schön hat eine erste Niederlage eingesteck­t: Der Entwurf für das Integratio­nskonzept ist im Integratio­nsrat nicht durchgewun­ken worden. Ein Kritikpunk­t: der Ruf nach dem Wahlrecht für Nicht-EU-Ausländer.

- VON ANETTE FRIELING UND JENS VOSS

Dezernent Markus Schön, Leiter des neu geschaffen­en Zukunftsde­zernates, hat in der jüngsten Sitzung des Integratio­nsrates überrasche­nd deutlich Gegenwind aus der Politik erfahren müssen. Auslöser war der Entwurf zum „Integratio­nskonzept der Stadt Krefeld für die Jahre 2016 bis 2019“, dessen zeitgerech­te Fortschrei­bung Voraussetz­ung für den Erhalt von Fördermitt­eln für das Kommunale Integratio­nszentrum darstellt.Während für SPD und Verwaltung die beschließe­nde Empfehlung an den Rat zur Genehmigun­g offenbar nur eine Formalie darstellte, bestanden die übrigen Fraktionen in ungewohnte­r Einigkeit darauf, in einer späteren Sitzung Änderungsv­orschläge einzubring­en.

Überrascht und verärgert reagierten Schön sowie die Leiterin der Abteilung für Integratio­n, Tagrid Yousef. Ein zentraler Punkt, an dem sich Unbehagen vor allem von CDU und FDP entzündete: In dem Konzept steht die politisch umstritten­e Forderung nach einem kommunalen Wahlrecht für Nicht-EU-Ausländer, sogenannte Drittstaat­ler. „Das kann man doch nicht mal eben in eine Integratio­nskonzept für ein Kommune schreiben“, erklärte CDU-Ratsfrau Simone Roemer auf Anfrage.

In der kritischen Passage in dem Konzept heißt es wertend, Drittstaat­ler „unterliege­n einer Benachteil­igung; EU-Bürgerinne­n und Bürger dürfen wählen.“Als Ziel wird die politische Partizipat­ion für alle Drittstaat­ler und die Unterstütz­ung des Landesinte­grationsra­tes zur Erlangung des kommunalen Wahlrechts (für Nicht-EU-Bürger) festgeschr­ieben; zudem soll die Unterstütz­ung durch den Stadtrat herbeigefü­hrt werden.

Sowohl Simone Roemer als auch FDP-Fraktionsc­hef Joachim Heitmann kritisiere­n, dass diese Aussagen nicht in kommunale Zuständigk­eit fielen. Heitmann erklärte auf Anfrage, er persönlich sei „Das kann man doch nicht mal eben in ein Integratio­nskonzept für eine Kommune

schreiben“ strikt gegen ein Wahlrecht für Nicht-EU-Ausländer. „Die EU stellt eine Wertegemei­nschaft dar; insofern sehe ich nicht, warum man das Wahlrecht auf Nicht-EU-Staaten ausdehnen sollte, zum Beispiel auf die Türkei, auch im Hinblick auf das Wahlverhal­ten von Türken, die hier leben und Erdogan gewählt haben.“Man überfracht­e das Papier mit allgemeinp­olitischen Forderunge­n. „Es gibt genug zu tun, wenn es um Arbeit und Bildung geht“, betonte er.

Schön undYousef setzten sich dafür ein, das Konzept sofort zu verabschie­den.„Wir haben Druck, dass wir die Fortschrei­bung im Rat beschließe­n“, erklärte Schön. Auch Yousef betonte, „die gesamte Förderung des Kommunalen Integratio­nszentrums mit neuneinhal­b Stellen ist davon abhängig, ob das Konzept fortgeschr­ieben ist oder nicht“. Schön erklärte zudem, auch ihm gefalle das Konzept nicht in jedem Detail, aber es sei in einem „partizipat­orischen“Prozess vieler Beteiligte­r aus Politik, Verwaltung und Wohlfahrts­verbänden 2016 zu einem Zeitpunkt erarbeitet worden, zu dem er noch nicht in Krefeld gewesen sei. Seiner Auffassung nach dürfte es für die Anwesenden wenig Neues beinhalten.

Simone Roemer

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