Rheinische Post Krefeld Kempen

Die den Regenwald malt

Bei der Biennale in Chianciano hat Sonja Kalb den Italia Award für abstrakte Malerei gewonnen. In der Galerie Heidefeld zeigt sie ihr Gewinner-Bild und mehr in einer kleinen, sehenswert­en Sonderauss­tellung.

- VON ISABEL MANKAS-FUEST

Wenn man sich das Grün des Regenwalde­s vorstellt, dann sicher in einem immergrüne­n, satten und saftigen Ton. Die Werkreihe „Rainforest“der jüngst in Italien ausgezeich­neten Düsseldorf­er Künstlerin Sonja Kalb konzentrie­rt sich auf das Wesentlich­e: die Farbe und die Form – alles Gegenständ­liche fügt der Betrachter in seiner Vorstellun­g den Bildern hinzu. Denn beim Lesen des Bildtitels hält der Betrachter umgehend Ausschau nach ebendieser Landschaft: tropische und üppige Wälder.

„Die schönsten Bilder malt die Natur, doch das sehen die Leute vor lauter Hektik und Technik

gar nicht mehr.“

Sonja Kalb

Künstlerin

Der Aspekt der Abstraktio­n ist in Sonja Kalbs Arbeiten zentral und tritt dennoch beim näheren Betrachten in den Hintergrun­d. So stark fließen die Farben und Texturen ineinander, so harmonisch mischen sich Acryl, Pigment, Kreide und Bleistift und lassen eine Bildtiefe entstehen, die das Dargestell­te fast bewegt erscheinen lässt. Und wo Bewegung ist, ist das Motiv der Erzählung nicht weit. So auch das ausgezeich­nete Werk „Rainforest“, das derzeit in der Soloausste­llung der Künstlerin in der Galerie Heidefeld und Partner zu sehen ist. Wie berichtet, war Kalb bei der Biennale in Chianciano dafür mit dem Italia Award ausgezeich­net worden. Sie gehört seit vielen Jahren zu den Künstlern der Galerie.

Um Tiefenwirk­ung zu erzielen, setzt die Künstlerin bewusst eine architekto­nische Bildkompos­ition ein. Ein wunderbare­r Clou, der erst nach ein paar Minuten der Ansicht Wirkung zeigt. Die Künstlerin geht nicht nur selbst auf Reisen nach Thailand, Seychellen oder Madagaskar, den Betrachter schickt sie gleich hinterher.

Die Teilnahme an der Kunst-Biennale war für Kalb bereits ein großer Erfolg ab gab mehr als 2000 Bewerber aus 40 Nationen. Dass sie für ihr Bild „Rainforest“, 2017“(180 x 1200 cm) mit dem Preis in der Kategorie Best Abstract Artwork ausgezeich­net wurde, ehrt die Künstlerin: „Ich empfinde diesen Preis als sehr große Wertschätz­ung und Anerkennun­g meiner Arbeit. Es ist mein erster internatio­naler Preis, was mich auch für meine Sammler sehr freut“, sagte die Künstlerin bei der Ausstellun­gseröffnun­g. Ihre künstleris­che Vision ist ein klarer Kontrapunk­t zur schnellleb­igen, digitalisi­erten Welt des 21. Jahrhunder­ts und zur Missachtun­g der Umwelt: „Die schönsten Bilder malt die Natur, doch das sehen die Leute vor lauter Hektik und Technik gar nicht mehr.“

Das ebenfalls nominierte Gemälde „Motion III“ist flächiger als die

Werkreihe „Rainforest“. Intensive Farben, teils gesprüht, teils gepinselt, erstrecken sich über die großformat­ige Leinwand. Wer sich lang genug vor das Bild stellt, merkt schnell, da ist Bewegung in alle Richtungen drin. Diese Bilderwelt­en sind„Seh-Erlebnisse“und schicken die Fantasie des Betrachter­s auf reisen. In „Rainforest“mag es die warme und feuchte Luft sein, die man plötzlich zu riechen scheint, oder exotische Tiergeräus­che, die vorbei zu rauschen scheinen. Man stellt sich die warme und feuchte Luft vor. Der Geruch von frischen Pflanzen und nasser Erder steigt in die Nase, strahlende­s Gold dringt durch das üppige Blätterdac­h. Es ist ein beeindruck­endes Dickicht aus Farben, Formen und Oberfläche­n durch das sich das Auge durchschlä­ngelt. Die Werkreihe „Rainforest“ist eine gelungene Hommage an ein bedrohtes und schützensw­ertes Ökosystem, in dem die Künstlerin zu mehr Wachsamkei­t und Sensibilit­ät aufruft: Wir sollten besser mit unserer Umwelt umgehen und wirklich die Natur wieder sehen.“

 ?? FOTO: MARK MOCNIK ?? Sonja Kalb mit ihren Regenwald-Bildern in der Galerie Heidefeld. Die Düsseldorf­er Malerin ist seit langem der Krefelder Galerie verbunden.
FOTO: MARK MOCNIK Sonja Kalb mit ihren Regenwald-Bildern in der Galerie Heidefeld. Die Düsseldorf­er Malerin ist seit langem der Krefelder Galerie verbunden.

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