Rheinische Post Krefeld Kempen
Die den Regenwald malt
Bei der Biennale in Chianciano hat Sonja Kalb den Italia Award für abstrakte Malerei gewonnen. In der Galerie Heidefeld zeigt sie ihr Gewinner-Bild und mehr in einer kleinen, sehenswerten Sonderausstellung.
Wenn man sich das Grün des Regenwaldes vorstellt, dann sicher in einem immergrünen, satten und saftigen Ton. Die Werkreihe „Rainforest“der jüngst in Italien ausgezeichneten Düsseldorfer Künstlerin Sonja Kalb konzentriert sich auf das Wesentliche: die Farbe und die Form – alles Gegenständliche fügt der Betrachter in seiner Vorstellung den Bildern hinzu. Denn beim Lesen des Bildtitels hält der Betrachter umgehend Ausschau nach ebendieser Landschaft: tropische und üppige Wälder.
„Die schönsten Bilder malt die Natur, doch das sehen die Leute vor lauter Hektik und Technik
gar nicht mehr.“
Sonja Kalb
Künstlerin
Der Aspekt der Abstraktion ist in Sonja Kalbs Arbeiten zentral und tritt dennoch beim näheren Betrachten in den Hintergrund. So stark fließen die Farben und Texturen ineinander, so harmonisch mischen sich Acryl, Pigment, Kreide und Bleistift und lassen eine Bildtiefe entstehen, die das Dargestellte fast bewegt erscheinen lässt. Und wo Bewegung ist, ist das Motiv der Erzählung nicht weit. So auch das ausgezeichnete Werk „Rainforest“, das derzeit in der Soloausstellung der Künstlerin in der Galerie Heidefeld und Partner zu sehen ist. Wie berichtet, war Kalb bei der Biennale in Chianciano dafür mit dem Italia Award ausgezeichnet worden. Sie gehört seit vielen Jahren zu den Künstlern der Galerie.
Um Tiefenwirkung zu erzielen, setzt die Künstlerin bewusst eine architektonische Bildkomposition ein. Ein wunderbarer Clou, der erst nach ein paar Minuten der Ansicht Wirkung zeigt. Die Künstlerin geht nicht nur selbst auf Reisen nach Thailand, Seychellen oder Madagaskar, den Betrachter schickt sie gleich hinterher.
Die Teilnahme an der Kunst-Biennale war für Kalb bereits ein großer Erfolg ab gab mehr als 2000 Bewerber aus 40 Nationen. Dass sie für ihr Bild „Rainforest“, 2017“(180 x 1200 cm) mit dem Preis in der Kategorie Best Abstract Artwork ausgezeichnet wurde, ehrt die Künstlerin: „Ich empfinde diesen Preis als sehr große Wertschätzung und Anerkennung meiner Arbeit. Es ist mein erster internationaler Preis, was mich auch für meine Sammler sehr freut“, sagte die Künstlerin bei der Ausstellungseröffnung. Ihre künstlerische Vision ist ein klarer Kontrapunkt zur schnelllebigen, digitalisierten Welt des 21. Jahrhunderts und zur Missachtung der Umwelt: „Die schönsten Bilder malt die Natur, doch das sehen die Leute vor lauter Hektik und Technik gar nicht mehr.“
Das ebenfalls nominierte Gemälde „Motion III“ist flächiger als die
Werkreihe „Rainforest“. Intensive Farben, teils gesprüht, teils gepinselt, erstrecken sich über die großformatige Leinwand. Wer sich lang genug vor das Bild stellt, merkt schnell, da ist Bewegung in alle Richtungen drin. Diese Bilderwelten sind„Seh-Erlebnisse“und schicken die Fantasie des Betrachters auf reisen. In „Rainforest“mag es die warme und feuchte Luft sein, die man plötzlich zu riechen scheint, oder exotische Tiergeräusche, die vorbei zu rauschen scheinen. Man stellt sich die warme und feuchte Luft vor. Der Geruch von frischen Pflanzen und nasser Erder steigt in die Nase, strahlendes Gold dringt durch das üppige Blätterdach. Es ist ein beeindruckendes Dickicht aus Farben, Formen und Oberflächen durch das sich das Auge durchschlängelt. Die Werkreihe „Rainforest“ist eine gelungene Hommage an ein bedrohtes und schützenswertes Ökosystem, in dem die Künstlerin zu mehr Wachsamkeit und Sensibilität aufruft: Wir sollten besser mit unserer Umwelt umgehen und wirklich die Natur wieder sehen.“