Rheinische Post Krefeld Kempen
Nach 38 Jahren: Magazin „Spex“wird eingestellt
DÜSSELDORF (kl) Die „Spex“hatte sich immer auch durch ihre Lässigkeit von anderen deutschen Zeitschriften abzuheben gewusst, insofern ist der Abschiedsgruß nun nur folgerichtig: „Heute leider schlechte Nachrichten in eigener Sache“, schrieb „Spex“-Chef Daniel Gerhardt gestern auf der Webseite des Magazin. „Nach 38 Jahren und 384 Ausgaben wird Spex zum Jahresende eingestellt.“
Als Gründe für das plötzliche Aus nannte Gerhardt den Wandel des Anzeigenmarktes und ein verändertes Medienverhalten des an Popkultur interessierten Publikums. Über Jahrzehnte habe der Pop-Journalismus den Lesern einen Überblick über Alben, Bücher, Filmen, Serien und Ausstellungen verschafft. Diese Rolle habe sich erledigt. Heute seien beinahe alle Platten der Welt gleichzeitig verfügbar. „Gegen langsam, aber doch stetig sinkende Verkaufsund Abonnementzahlen haben wir ebenso wenig ein Mittel gefunden wie gegen die zunehmend prekäre Marktlage“, schrieb Gerhardt.
Nach dem britischen „NME“ist „Spex“damit bereits das zweite be- rühmte wie traditionsreiche Magazin für Popkultur, das in diesem Jahr seine Produktion einstellt. Während der „NME“stets auf der Suche nach dem nächsten großen Ding war, leuchtete „Spex“mit Vorliebe Nischen aus. „Spex“bestach dabei durch Coolness, die zuweilen nicht von Überheblichkeit zu unterscheiden war. Manchmal wusste wohl nur der Autor eines Textes, was er damit meinte. Was ja auch okay war. Schließlich bedeutet Pop immer auch Distinktion.
Im ersten Teil eines jeden Heftes konnte man stets erfahren, was es von den Autoren der Ausgabe sonst noch Neues gibt. Meist waren das Bücher oder Platten, für „Spex“schrieben Musiker, Künstler und Schriftsteller. Rainald Goetz, Klaus Theweleit, Dietmar Dath und Kerstin Grether waren darunter. Diedrich Diederichsen, der Poptheoretiker, leitete die Redaktion durch die zweite Hälfte der 1980er, gab „Spex“später über Jahre heraus und blieb dem Heft als Kolumnist verbunden.
Nun erscheinen noch zwei letzte Ausgaben. Die „Spex“-Webseite titelte gestern: „Das Ende ist nah“.