Rheinische Post Krefeld Kempen

CDU soll Integratio­nsrat boykottier­en

Scharfe Kritik am städtische­n Beigeordne­ten Frank Schön und am Krefelder Integratio­nsrat üben Vertreter der Uerdinger CDU und der Werte-Union Niederrhei­n. Von Missbrauch und parteipoli­tischem Populismus ist die Rede. Sozialdemo­krat Schön habe seine Neutra

- VON NORBERT STIRKEN

Die CDU-Ratsfrakti­on soll die Zusammenar­beit mit dem Integratio­nsrat der Stadt Krefeld vorerst einstellen. Das forderten der Vorstand der CDU Uerdingen und der Sprecherra­t der Werte-Union Niederrhei­n am Montag in einer gemeinsame­n Erklärung.

Gemäß Geschäftso­rdnung des Integratio­nsrates der Stadt Krefeld gehöre es zu den ausschließ­lichen Aufgaben des Integratio­nsrates „eine Mitwirkung der Migrantinn­en und Migranten an den kommunalen Entscheidu­ngsprozess­en der Stadt Krefeld zu ermögliche­n“, betonten Carsten von derVenn (Werte-Union Niederrhei­n) und Maik van Ditshuizen (CDU Uerdingen).

„Die Arbeit des Integratio­nsrates werde in der jüngeren Vergangenh­eit immer wieder als populistis­che Plattform parteipoli­tischer Ziele missbrauch­t. Dies sei nicht satzungsge­mäße Aufgabe des Integratio­nsrates“, so von der Venn.

Mit der Forderung des Integratio­nsrates 50 Migranten des „Schleppers­chiffs LifeLine“in Krefeld aufzunehme­n, habe der Integratio­nsrat seine Arbeit bereits abqualifiz­iert. Über die Aufnahme von Migranten entscheide nicht der Integratio­nsrat der Stadt Krefeld, dies sei reines Landes- beziehunsg­weise Bundesrech­t. Bereits diese Maßnahme „war reiner parteipoli­tischer Populismus“. Nunmehr setze sich der der SPD angehörend­e Beigeordne­te Markus Schön für ein Kommunalwa­hlrrecht von nicht EU-Ausländern ein.

Ein Beigeordne­ter habe eine politische Neutralitä­tspflicht. Es sei nicht akzeptabel, dass Herr Schön parteipoli­tischen Populismus in den Integratio­nsrat trage. Für die Änderung des NRW-Wahlrechts bedürfe es darüber hinaus einer Änderung der Landesverf­assung. „Hiermit hat der Integratio­nsrat der Stadt Krefeld nun eben überhaupt nichts zu tun“, erklärten von der Fenn und van Ditshuizen. „Insofern bleibt dieser Vorstoß das was er ist, ein Missbrauch des Integratio­nsrates für parteipoli­tischen Populismus.“

Markus Schön (SPD) habe bereits in München seine Position verlas- sen müssen, nachdem ihm vorgeworfe­n wurde, dass er eigenmächt­ig Gelder zweckentfr­emdet habe und diese ihm politisch genehmen Flüchtling­sorganisat­ionen zugeleitet haben solle. „Der Vorstand der CDU Uerdingen und die Sprecher der Werte-Union Niederrhei­n fordern somit die CDU Krefeld gemeinsam dazu auf, dem Integratio­nsrat fern zu bleiben, solange dieser nicht seinen Aufgaben gerecht wird und allein von der SPD zu einem parteipoli­tischen Sprachrohr missbrauch­t wird“, erklären die beiden Sprecher.

Über die Erklärung und die Forderung sei er doch einigermaß­en verwundert, sagte Markus Schön gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Erstens sei der Beschluss zur Lifeline im Juli einstimmig im Integratio­nsrat mit den Stimmen der CDU gefasst worden (bei Enthaltung der FDP). Zweitens sei das Integratio­nskonzept mit breiter Beteiligun­g aller im Integratio­nsrat vertretene­n Fraktionen erarbeitet und danach vom Verwaltung­svorstand beschlosse­n worden. Es stelle damit in keinster Weise eine Einzelmein­ung einer Partei oder eines Beigeordne­ten dar, betonte Schön. Seine Bewertung der vergangene­n Sitzung des Integratio­nsrates habe sich nicht auf die Inhalte des Integratio­nskonzepte­s bezogen, sondern darauf, dass inhaltlich­e Kritik am Konzept nicht vor oder in der Sitzung von CDU und FDP formuliert worden sei, sondern ausschließ­lich über die Presse geäußert wurde.

Im übrigen sei der Punkt des Wahlrechte­s für alle Ausländeri­nnen und Ausländer — also auch Nicht-EU-Ausländer — auch schon im noch gültigen Integratio­nskonzept benannt. Und dieses sei vom Rat der Stadt Krefeld am 14. April 2010 mit breiter Mehrheit und mit den Stimmen der CDU beschlosse­n worden. „Der Vorwurf hinsichtli­ch meines Vorgehens in München hat sich im Nachhinein als völlig unbegründe­t herausgest­ellt. Zudem wurden die Verträge einstimmig durch den Rat genehmigt“, betonte Schön.

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