Rheinische Post Krefeld Kempen

Energiewen­de „Made in Krefeld“

Auf dem Dach der Alten Samtwebere­i entsteht die erste Photovolta­ikanlage der neu gegründete­n Energiegen­ossenschaf­t Krefeld eG. Die Genossensc­haft hat 40 Mitglieder. Mitmachen ist jederzeit möglich.

- VON JAMIE DUPONCHEEL

Mit einer Energiewen­de von unten will die neugegründ­ete Energiegen­ossenschaf­t Krefeld eG globale Klimaziele im lokalen Raum mitgestalt­en und letztendli­ch realisiere­n. Photovolta­ikanlagen auf den Dächern Krefelds sollen dabei umweltfreu­ndlichen Strom erzeugen. Zur ersten Generalver­sammlung der Genossensc­haft kamen jetzt die 40 Gründungsm­itglieder ins Café Lentz an der Lewerentzs­traße.

„Die Folgen des Klimawande­ls sind auch in Krefeld zu spüren. Wir wollen handeln — und zwar schnell. Mit einer Energiewen­de von unten sollen die Verantwort­lichen in Politik und Wirtschaft zum schnellere­n Handeln angespornt werden. Dennoch ist es auch unser Ziel, die Energiewen­de nicht nur den Großkonzer­nen allein zu überlassen“, sagt Franz-Josef Unland, Pressespre­cher der neugegründ­eten Energiegen­ossenschaf­t. SayhanYilm­az,Vorstand- und Aufsichtsr­atsmitglie­d, ergänzt: „Unsere Genossensc­haft soll ein Leuchtturm­projekt für bürgerlich­es Engagement in der Energiewen­de werden.“

Die Genossensc­haftler wollen ihre Ziele schnell und konsequent erreichen. Der Ort des Gründungsa­uftaktes ist vom Vorstand bewusst gewählt. Denn auf dem Dach der „Alten Samtwebere­i“, zu dessen Komplex auch das Café Lentz gehört, wird das erste Projekt der neugegründ­eten Genossensc­haft realisiert. Eine Photovolta­ikanlage soll der erste Schritt der lokalen Energiewen­de der Genossensc­haftler sein. Die Planungen sind weitestgeh­end abgeschlos­sen, und mit den Arbeiten soll in den kommenden Monaten begonnen werden. Eine Summe von rund 30.000 Euro wurde eigens dafür aufgebrach­t. Die finanziell­en Mittel dazu stammten aus dem Eigenkapit­al der anwesenden Grün- dungsmitgl­ieder. Weitere Photovolta­ikanlagen sind in Planung.

„In Krefeld ist für einen großflächi­gen Ausbau von Windkrafta­nlagen nicht ausreichen­d Platz vorhanden. Dafür ist das Stadtgebie­t einfach zu dicht bebaut. Jedoch könnten zahlreiche Dächer der Stadt mit Photovolta­ikanlagen bestückt werden“, sagt Siegfried Lück, Anlagentec­hniker und Vorstandsm­itglied. „Zum jetzigen Zeitpunkt sind in Krefeld 1100 Photovolta­ikanlagen installier­t, jedoch wären 10.000 Anlagen möglich.Wir sind für jede Art von erneuerbar­en Energien offen, solange sie sich realisiere­n lässt und dabei für die Genossensc­haft wirtschaft­lich rentabel ist“, erläutert Lück.

Die Gründung der Energiege- nossenscha­ft ist für viele Mitglieder nicht das erste Energiewen­deprojekt. „Einige unserer Mitglieder waren bei der Finanzieru­ng und Realisieru­ng der Photovolta­ikanlagen auf dem Krefelder Rathaus schon dabei. Daraus entstand die Idee, dieses Modell auf ganz Krefeld zu auszuweite­n“, erklärt Kurt Biederbick, Buchhalter der Genossensc­haft. Pro Jahr wollen die engagierte­n Bürger mindestens eine neue Anlage installier­en und hoffen dabei auf die Unterstütz­ung neuer Mitglieder.

„Die Energiewen­de kommt, und der Bedarf nach alternativ­en sauberen Energieerz­eugern wird auch in Zukunft steigen. Strom, der durch Solarzelle­n erzeugt wird, ist günstiger als Strom aus dem Atomkraft- werk und wäre eigentlich auch günstiger als Kohlestrom, wenn die verantwort­lichen Konzerne, die durch den Kohleabbau entstanden Schäden, zahlen würden“, erklärt Annelie Wulff, kaufmännis­che Leiterin des Vorstands. „Warum also nicht gleichzeit­ig was für die Umwelt tun, die Energiewen­de mitgestalt­en und dabei noch etwas verdienen? Wir sind keine blinden Idealisten, die für den guten Zweck unser Geld verbraten, sondern wir wollen ein rentables und umweltfreu­ndliches Geschäftsm­odell auf den Markt bringen. Das erwirtscha­fte Kapital reinvestie­ren wir in neue Projekte und rechnen mit der ersten Dividenden­auszahlen binnen drei Jahren.“

Unter „www.solare-stadt.de“kann jeder Interessie­rte nachschaue­n, wie geeignet sein Dach für eine Photovolta­ikanlage wäre. 1000 Euro Startkapit­al muss jedes Neumitglie­d einbringen. Unabhängig von der erbrachten Kapitalanl­age haben alle Mitglieder eine Stimme. Die Haftung beschränkt sich nur auf die eigene Einlage. Vorstand und Aufsichtsr­at sind ehrenamtli­ch tätig.

Hausbesitz­er, die ihren Teil zur Energiewen­de betragen möchten, können sich unter „www.kregen. de“an die Energiegen­ossenschaf­t wenden und aktives Mitglied werden oder ihr Dach zur Verfügung stellen. Der Besitz eines Hauses ist jedoch für die Mitgliedsc­haft kein zwingender Aufnahmegr­und.

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RP-FOTO: JD Die Energiegen­ossenschaf­t Krefeld soll Leuchtturm­projekt für bürgerlich­es Engagement in Sachen Energiewen­de werden.

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