Rheinische Post Krefeld Kempen

St. Martin: Der Countdown läuft

Seit Wochen laufen die Arbeiten in der Fackel AG des Gymnasiums auf Hochtouren. Über 50 Schüler arbeiten an ihren Kunstwerke­n für den Kempener Martinszug.

- VON BIANCA TREFFER

KEMPEN „Hinten ist jetzt alles fertig“, bemerkt Ben und lässt den Blick prüfend über die Rückseite der großen Flamme aus etlichen Lagen Transparen­tpapier wandern. Im vorderen Bereich sind Alina und Jannick hingegen noch damit beschäftig­t, Stücke des weißen Papiers auf die Flammenfor­m aufzubring­en, die sie vorher ordentlich mit Kleister eingepinse­lt haben. „Wenn das angetrockn­et ist können wir mit dem farbigen Papier beginnen“, sagt die 13-Jährige, greift zu einem roten Bogen Transparen­tpapier und beginnt diesen bereits in kleine Stücke zu zerreißen.

Das ganze Gebilde soll nämlich eine Regenbogen­flamme werden, wenn es fertig ist. Bei Vanille verschwind­et derweil eine Hirschgewe­ih-Konstrukti­on aus Maschendra­ht ebenfalls unter sorgfältig gekleister­ten Papierstüc­kchen. „Ich werde das Geweih später von innen beleuchten. Das wird bestimmt stark aussehen“ist sich die Zwölfjähri­ge sicher. Ein Stückchen weiter ist der Fußboden mit dünner Plastikfol­ie abgedeckt. Darauf liegen sechs Bögen weißes Transparen­tpapier. „Ob die Größe stimmt?“, mit fragendem Blick mustert Linn das Ganze. Ein Zollstock ist gerade nicht nur Hand, aber Nina sorgt für Abhilfe. Kurzerhand legt sie sich neben die Bögen. „Ich bin knapp 1,70 Meter, die Fläche ist eindeutig ein Stück größer. Das müssen unsere benötigten 1,80 Meter sein“, bemerkt sie grinsend.

Das ist das Startzeich­en, auch hier mit dem Kleistern anzufangen.„Wir bauen das Haus vom Film ,Oben’ nach. Das wird der Erker. Die Seitenwänd­e sind schon fertig“, verrät Linn und deutet hinter sich, wo die beiden riesigen Seitenwänd­e in rosa und hellblau liegen. Groß ist auch das Objekt, das Pia und Finja gerade vorsichtig in den benachbart­en Kellerraum tragen. Es handelt sich um ein überdimens­ional großes aufgeschla­genes Buch.

„Der Werkraum reicht dieses Mal gar nicht aus“, bemerkt Jürgen Hemkemeyer lachend. Wie auch in denVorjahr­en ist die Kunst AG unter der Leitung des Kempener Künstlers zur Fackel AG geworden. Im Werkraum und den benachbart­en Kellerräum­en dreht sich seit Monaten alles um den Fackelbau. Wobei in diesem Jahr über 50 Schüler aktiv sind. Ein Motto gibt es in der AG diesmal nicht. „Wir hatten so viele Ideen, die wir umsetzten wollten, dass wir auf ein Motto verzichtet haben“, sagt Hemkemeyer.

. In Gruppen und im Alleingang setzen die Schüler unterschie­dlichsten Alters so ihre kreativen Ideen um. Hemkemeyer ist dabei überall im Einsatz. Er hilft, gibt Tipps und hat immer wieder einen Vorschlag, wie sich eine Vorstellun­g mit einfachen Mitteln realisiere­n lässt. „Schön langsam mit den Knicklicht­ern. Denkt dran, wenn Ihr sie jetzt knickt, gehen sie an und sind nicht mehr zu gebrauchen“, erinnert er eine ganze Gruppe von Mädels, die die Knicklicht­er in Röhren abfüllen. „Wir haben Röcke aus Draht und Transparen­tpapier gemacht, die wir von ihnen beleuchten. Die Knicklicht­er nehmen wir jetzt mit nach Hause, um sie an schwarze Bekleidung zu nähen“, erklärt Rabea, die ihrem Rock gerade mit farbigen Papier den letzten Schliff gibt. Die Gruppe wird virtuelles Volumen darstellen, bei dem der Körper die eigentlich­e Fackel ist. „Es ist total schön. St. Martin kennen wir daheim nicht. Ich freue mich sehr, dass ich das hier miterleben kann“, sagt Pinja. Die Austauschs­chülerin aus Finnland lässt sich von Hemkemeyer erklären, wie sie schwarzes Tonpapier schneiden muss, damit sie daraus ein Haus zusammense­tzen kann. Überall wird mit Begeisteru­ng gewerkelt. Die Stimmung ist bestens. Lina arbeitet an ihrer Sonne, die sie über ihrer Lummerland-Insel schweben lassen möchte. Johannes hat hingegen einen Lavaberg geschaffen während Robert an zwei jonglieren­den Händen samt Bällen arbeitet. „Wir werden auf jeden Fall an zwei Tagen in den Herbstferi­en arbeiten, damit wirklich alles pünktlich zu St. Martin fertig wird. Das haben wir jedes Jahr geschafft, und das klappt auch diesmal“, sagt Hemkemeyer, der mit der gleichen Begeisteru­ng wie seine Schüler bei der Sache ist.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Unter Anleitung von Jürgen Hemkemeyer basteln die Schüler eifrig an ihren Fackeln. St. Martin ist schließlic­h in Kempen nicht irgendein Festtag.

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