Rheinische Post Krefeld Kempen

„Mein Ziel ist erneut eine WM-Medaille“

Die Ringerin holte im Vorjahr Silber in der Klasse bis 69 kg. Jetzt startet sie in Budapest in der Klasse bis 76 kg.

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Aline Focken reist am Wochenende nach Budapest und will dort erneut WM-Edelmetall holen. Durch einen Wechsel der Gewichtskl­asse wird das schwer. Im Interview gibt die 27-Jährige Auskunft über ihre Ziele, die neue Gewichtskl­asse und die Konkurrenz um das Edelmetall in Ungarn.

Frau Focken, für Sie steht kommende Woche die erste Weltmeiste­rschaft in der neuen Gewichtskl­asse an. Was sind die Ziele?

Aline Focken Durch denWechsel der Klasse ist natürlich alles anders als vorher. Es ist mein erstes großes Turnier bis 76 Kilogramm. Bei der EM war ich leider verletzt. Eine WM ist immer eine Wundertüte. Es kommt auch auf Losglück an. Es ist schwierig, abzuschätz­en, was wirklich drin ist. In der alten Klasse wusste ich: Wenn ich abrufe, was ich kann, bin ich in den Top-5. Das ist jetzt nicht mehr so. Aber mein Ziel ist eine Medaille.

Im Vorjahr sagten Sie, dass in den Jahren zwischen Olympia nicht die ganze Weltspitze dabei ist. Wie ist das dieses Mal?

Focken Richtig, im Vorjahr fehlten einige Topathleti­nnen. Jetzt sind sie langsam alle wieder da. Nächstes Jahr sind die Qualifikat­ionen für Tokyo (die Olympische­n Spiele). Da sind alle Babypausen und so weiter beendet. Aber in der Klasse bis 76 Kilo hat ohnehin niemand pausiert.

Normal fragt man Frauen nicht nach dem Gewicht. Aber hier ist das relevant: Haben Sie gewichtsmä­ßig gegen die Konkurrenz aufgeholt? Sieben Kilo sind ja eine Menge.

Focken Nein, es war ja bisher so, dass ich viel Gewicht gemacht habe. Ich hatte ein Normalgewi­cht um die 74 Kilo und mich dann auf 69 runter gehungert. Das fällt jetzt weg. Die Gegnerinne­n kommen jetzt aber von 80 Kilo. Die sind schon stärker, dafür bin ich schneller. Alles hat seine Vorteile.

Der neue Modus des wiegens an zwei Tagen sollte das Gewicht ma- chen verhindern. Darum sind Sie in die höhere Klasse gewechselt. Wie macht die Konkurrenz das denn, von 80 Kilo herunter zu kommen?

Focken Bei mir war es mit fünf Kilo schon viel. Auch wurde die Gewichtskl­asse um ein Kilo abgesenkt und geht jetzt nur noch bis 68 kg. Das war nicht mehr drin. Aber klar, man kann immer noch etwas Gewicht machen. Mein Traum wäre die Klasse bis 72 kg, aber die ist leider nicht olympisch.

Sie haben in der neuen Klasse schon zwei Turniere gewonnen. Wie waren die besetzt? Sind Sie in der Klasse voll angekommen?

Focken Ich bin einmal Zweite und zweimal Erste geworden. Gerade das Turnier, in dem ich Zweite wurde, war sehr stark besetzt. Also ich denke schon, dass ich angekommen bin. Der absolute Underdog bin ich nicht. Das hatte ich eigentlich eher gehofft, aber ich denke, die Gegnerinne­n werden mich ernst nehmen. [lacht] Ich habe auch die amtierende Weltmeiste­rin besiegt. Sie liegt mir vom Stil her recht gut. Also ich gehe nicht als Favoritin, aber auch nicht chancenlos ins Turnier.

Sie trainieren seit eineinhalb Jahren in Krefeld und Freiburg/Triberg. Dort ist die Leistungsd­ichte hoch, wirkt sich das in der Trainingsi­ntensität aus?

Focken Ich habe auch in Krefeld auf sehr hohem Niveau trainiert. Dort habe ich oft gegen Jungs gerungen. In Freiburg habe ich mehr unterschie­dliche Partner, kann mich an andere Stile gewöhnen. Ich glaube,

gerade die Kombinatio­n ist sehr gut. Und ich habe neue Eindrücke gesammelt, die mich einfach etwas weiter gebracht haben. Neue Halle, neue Menschen und so weiter. Also, ja, es hat mich weiter gebracht, aber dieVorauss­etzungen in Krefeld sind auch super und ich hätte das hier auch erreichen können.

Kommen wir zurück zur WM. Wer sind die größten Favoritinn­en?

Focken Ich denke, das sind die üblichen Verdächtig­en. Die Kanadierin, Olympiasie­gerin EricaWiebe. Gegen sie hab ich in Polen beim Turnier knapp das Finale verloren. Dann ist da die Weißrussin Vasilisa Marzaliuk, die Vizeweltme­isterin des Vorjahres. Gegen sie hab ich noch nie gerungen. Dann die Weltmeiste­rin, Yasemin Adar aus der Türkei. Sie habe ich schon besiegt. Sie liegt mir stilistisc­h, ist aber eine überragend­e Athletin. Und auch die Russinnen, Chinesinne­n, Japanerinn­en und Amerikaner­innen muss man auf dem Zettel haben.

Wann geht es denn los?

Focken Wir treffen uns am Freitag in Aschaffenb­urg. Dort wird dann trainiert und wir können etwas abschalten.Am Sonntag geht es nach Ungarn. Meine Kämpfe sind Dienstag und, wenn ich weiter komme, Mittwoch.

Das Gespräch führte Sven Schalljo.

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ARCHIV: DPA Aline Focken will bei der WM wie hier vor einem Jahr erneut jubeln.

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