Rheinische Post Krefeld Kempen
Köln gibt in Kiel sicher geglaubten Sieg aus der Hand
KÖLN (dpa) Sich in Köln einzuleben, ist Markus Anfang als gebürtigem Kölner nicht schwergefallen. Ein Stück Kiel hat er sich dennoch mitgenommen. „Wir haben mein Trainerbüro wie in Kiel eingerichtet“, sagte der Trainer des 1. FC Köln den „Kieler Nachrichten“: „Mit Couch und Sesseln, um eine entspannte Gesprächs-Atmosphäre zu schaffen. Nur Süßigkeiten gibt‘s jetzt nicht mehr.“
Bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte musste sich der Aufstiegsfavorit Köln mit einem Punkt begnügen. Er verlor in den letzten Minuten den sicher geglaubten Sieg. Simon Terodde hatte die Gäste vor 9700 Zuschauern im Holstein-Stadion per Elfmeter in Führung gebracht. Heinz Mörschel glich in der 88. Minute für die Gastgeber aus. Für die Kölner war es im siebten Auswärtsspiel der erste Punktverlust.
Kölns Trainer Markus Anfang wurde von den Kieler Zuschauern mit Beifall bedacht. In zwei Jahren hatte der 44-Jährige den Aufstieg mit der KSV von der 3. in die 2. Liga geschafft und anschließend nur knapp den Aufstieg in die Bundesliga verfehlt.
Nach der überraschenden Heimniederlage gegen den MSV Duisburg (1:2) präsentierten sich die Kölner in der ereignisarmen Partie lange zurückhaltend und fanden nicht in ihren Angriffsrhythmus. Erst nach der Pause wurden sie dominanter.
Anfang sah viele bekannte Gesichter, an den Anblick des Kieler Stadions muss er sich allerdings ebenso gewöhnen wie die Fans der „Störche“. Nach dem Abriss der Osttribüne klafft direkt neben der Haupttribüne im Holstein-Stadion eine riesige Lücke.
„Einige Spieler von uns werden sich sicherlich erstmal umgucken, wo denn der zweite Rang oder die vierte Tribüne ist“, sagte Abwehrspieler Rafael Czichos, der wie Co-Trainer Tom Cichon und Mittelfeldspieler Dominick Drexler Anfang von Kiel ins Rheinland folgte, schon vor dem Spiel. Das für den Neubau der Tribüne notwendige Geld hat der Klub zwar zur Verfügung, er findet zurzeit jedoch trotz europaweiter Ausschreibung kein Bauunternehmen.
Für Anfang war der Weg in sein altes Stadion nicht leicht. Mit Tränen in den Augen hatte er im Somme Kiel verlassen.Vor der Rückkehr versuchte er die Dinge rein geschäftlich zu sehen. „Das war eine tolle Zeit, aber jetzt sind wir beim 1. FC Köln“, sagte er. Er hatte allerdings auch durchblicken lassen: „Bei aller Professionalität verlange ich von meinen Jungs, dass sie nicht vergessen, auch Menschen zu sein. Das bin ich auch. Ich hoffe, es wird ein harmonischer Tag und wir fahren mit drei Punkten nach Hause.“Nicht alle Wünsche gingen in Erfüllung.