Rheinische Post Krefeld Kempen
Mund abputzen, weitermachen
ANALYSE Düsseldorf geht mit 1:7 in Frankfurt unter. Eine Schmach. Und doch ist es kein Grund für Aktionismus. Die Arbeitseinstellung muss sich ändern, dass es aber an Qualität im Vergleich zu anderen Bundesliga-Mannschaften mangelt, ist keine Überraschung
DÜSSELDORF Nur zwei Mal musste Fortuna in der Fußball-Bundesliga eine höhere Niederlage hinnehmen: Gegen den VfB Stuttgart und Bayern München hieß es in den 1980er Jahren jeweils 0:7. Entsprechend kleinlaut präsentierten sich die gedemütigten Düsseldorfer nach dem 1:7 bei Eintracht Frankfurt am Freitagabend. „Das war vogelwild, was wir da gespielt haben“, sagte Marvin Ducksch. Abwehrchef Kaan Ayhan sprach von „Totalausfällen“, zu denen er sich selbst auch zählte. Und so konnte auch Friedhelm Funkel, der eigentlich bekannt dafür ist, sich in jeder Lebenslage vor seine Mannschaft zu stellen, nicht anders, als an diesem Abend ein Stück von ihr abzurücken: „Der Ärger und die Enttäuschung ist sehr, sehr groß“, sagte der Trainer. „Vor allem, weil es in keiner Weise zu erkennen war, dass die Spieler so eine schlechte Leistung abrufen. Damit habe ich als Allerletzter gerechnet. Dass es so krass werden würde, hätte ich mir nicht vorstellen können.“
Noch zwei Tage vor dem Spiel hatte der Coach sein Team in höchsten Tönen gelobt. Die Trainingsleistung in der Länderspielpause sei hervorragend gewesen. Funkel zeigte sich auch deshalb so überrascht vom kollektiven Versagen seiner Mannen, da sie ihm durch die sieben Vorstellungen zuvor in dieser Saison keinerlei Anlass dazu gegeben hatten. Bis auf die mäßige Leistung in Nürnberg befolgte Funkels Mannschaft seineVorgaben hervorragend und war in der Lage – vor allem in Leipzig, in Stuttgart und gegen Leverkusen – positiv zu überraschen. Dass es in genau diesen drei Spielen am Ende zu nur zwei Punkten reichte, lag – in diesen wie in anderen Partien – einzig am Unvermögen vor dem gegnerischen Tor.
Und das wiederum muss dann vor allem auf die fehlende Qualität im Kader zurückgeführt werden, die auch durch die Vereinsstruktur begründet ist. Fortunas Führung betont gerne, dass der Verein seinen eigenen Weg gehe. Auf Tradition und Werte besonnen, in der Stadt verankert und eben ohne zahlungskräftigen Großinvestor im Rücken. Dass diese Haltung auch Nachteile im großen Fußballgeschäft mit sich bringt, dürfte allen Verantwortungsträgern klar sein. Unter an- derem beschert dieser eigene Weg eben auch einen deutlich kleineren Etat, der trotz gewiefter Scouting-Abteilung einen Qualitätsnachteil im Vergleich zur Konkurrenz mit sich bringt. Vier Niederlagen in Serie und Platz 18 sprechen in dieser Hinsicht eine klare Sprache.
Und doch ist es zu früh, den Stab über die Mannschaft zu brechen und in Aktionismus zu ver- fallen. Denn einzig am Freitag in Frankfurt konnte man dem Team über weite Strecken den Einsatzwillen und den Mut absprechen. Auch wenn Robert Schäfer die Länderspielpause genutzt hatte, um überraschend offensiv zu formulieren, dass er von Friedhelm Funkel und seinem Trainerteam erwarte, das Team zügig zu verbessern, bevor es zu spät sei, ist der Geduldsfa-
den beimVorstandsboss in der Trainerfrage demVernehmen nach dick genug. Andernfalls wäre der propagierte eigene Weg aber auch nicht mehr als eine hohle Phrase.
Dass sich die Mannschaft trotz der fehlenden Ergebnisse einen Kredit erarbeitet hat, bewies auch die Reaktion der mitgereisten Fans am Freitag. Sie intonierten den alten Klassiker „Marmor, Stein und Eisen bricht“von Drafi Deutscher, als die niedergeschlagenen Spieler vor die Gästekurve traten, um um Vergebung zu bitten.„Ich traue meiner Mannschaft zu, dass sie nach so einer Leistung noch enger zusammenrückt“, sagte Kaan Ayhan. „Wir haben oft gesagt, dass wir eine tolle Mannschaft sind. Solche Tage sind dazu da, um es auch zu beweisen, und nicht nur davon zu reden. Ich bin davon überzeugt, dass wir eine Trotzreaktion zeigen werden. Wir sind gewillt, zu zeigen, dass das nicht unser wahres Gesicht war.“
Am Samstag kommt imVfLWolfsburg ein Gegner in die Düsseldorfer Arena, dessen Kader imVergleich zur Fortuna fast vier Mal so viel Transferwert aufweist. Eine erneute Niederlage wäre also nicht sonderlich verwunderlich, ein erneut blutleerer Auftritt hingegen schon. „Ich habe schon höher gewonnen. Aber das war in Österreich.“
Eintracht Frankfurts Trainer Adi Hütter über den 7:1-Kantersieg gegen Fortuna Düsseldorf.
„Vor dem Spiel war es sehr schön, nach drei Minuten wurde es dann immer unschöner.“
Der neue VfB-Trainer Markus Weinzierl darüber, wie sich sein erster Bundesliga-Auftritt in Stuttgart angefühlt habe. Schon in der dritten Minute fiel gegen Borussia Dortmund das erste Gegentor.
„Das ist die Situation, die zu uns passt.“
Bayer Leverkusens Trainer Heiko Herrlich zum Handelfmeter, den Wendell so schwach schoss, dass Hannover-Keeper Michael Esser klären konnte.
„Da hatte man schon beim Anlauf das Gefühl, der wird nicht reingehen.“
Bayers Sport-Geschäftsführer Rudi Völler zum Wendell-Elfmeter.
„Wir müssen ein bisschen aus dem Arsch kommen.“
Lars Bender mit einer Aufforderung an sich und seine Mitspieler.
„Dass uns am Retrospieltag der Videobeweis hilft, einen Punkt zu behalten, ist interessant.“
Augsburgs Trainer Manuel Baum nach dem 0:0 gegen Leipzig zum Videobeweis, der seine Mannschaft vor einem Elfmeter bewahrte.
„Vier Minuten, bei aller Liebe! Irgendwann dauert‘s sechs Minuten. Dann können die Spieler noch mal zum Warm-up in die Kabine gehen.“
Leipzigs Trainer Ralf Rangnick zum XXL-Videobeweis in Augsburg kurz nach Spielbeginn.
„Heute hat nicht die bessere, sondern die effektivere Mannschaft gewonnen. Die ist dann auch die bessere.“
Schalkes Stürmer Guido Burgstaller nach dem 0:2 gegen Bremen.