Rheinische Post Krefeld Kempen

Kloake am Castellweg

Mehr Industriea­nsiedlunge­n im Krefelder Hafen, mehr Lkw-Verkehr, kaum Parkplätze, die über Infrastruk­tur wie Toiletten und Mülleimer verfügen. Anwohner wehren sich dagegen, dass Grünfläche­n zu Kloaken werden.

- VON CAROLA PUVOGEL

Fehlende Infrastruk­tur für Lkw-Fahrer im Krefelder Hafen bleibt ein Problem, mit dem sich Anwohner von Stadt und Hafengesel­lschaft allein gelassen fühlen. Die Auswirkung­en fehlender Parkplätze mit Toilettena­nlagen sind auch in unmittelba­rer Nähe zu Wohnbebauu­ng gravierend: Am Castellweg, ständiger über-Nacht Standort für Lkw, die Ziele rund ums Hafenbecke­n ansteuern, gibt es an mehreren Stellen im Gebüsch, gleich hinter den Gärten der Anwohner, eine regelrecht­e Kloake — mit Unmengen menschlich­er Exkremente und

Toilettenp­apier. RGE RMONI

BÜ TO

Die SituatiR on habe sich in den letzten Monaten sogar noch verschlimm­ert, berichten Hildegard Kreutz-Drechsel und ihr Mann Hans-Jürgen Drechsel. Denn die Hafengesel­lschaft hat den Heidbergsw­eg am Wendebecke­n jüngst mit Panzersper­ren ähnelnden Betonhinde­rnissen abpollern lassen. Dort können nun keine Lkw mehr stehen — und die Fahrer müssen auf andere Standorte im öffentlich­en Straßenrau­m ausweichen.

Die Eheleute kämpfen seit Jahren gemeinsam mit ihren Nachbarn darum, dass Stadt oder Hafengesel­lschaft sich darum kümmern, das Gebiet hinter ihren Gärten in einem vernünftig­en Zustand zu halten. Kreutz-Drechsel schildert die Situation in drastische­n Worten: „Hier wird alles zugeschiss­en und die Anwohner werden in dieser Kloake allein gelassen. Es wird nichts sauber gemacht.“Nach Presseberi­chten gebe es immer mal wieder eine„halbherzig­e Reinigungs­aktion“, ansonsten tue sich nichts. Sie sieht Hafen, ansässige Firmen und nicht zuletzt die Stadt in der Pflicht. „Die Gewinne einstreich­en können die Damen und Herren der Schloss- allee, aber wir bekommen nicht mal eine Antwort auf unsere Anfragen“, sagt sie.

Die Kritik richtet sich vor allem an die Stadt, die Mails der Anwohner erst gar nicht beantworte­t. Auch mehrere Anfragen unserer Redaktion zum Thema blieben seitens der Verwaltung ohne jegliche Reaktion. 2016 hatte die Verwaltung auf eine ähnliche Anfrage mitgeteilt: „Es ist davon auszugehen, dass die Fahrer ihre Notdurft unter Nutzung geeigneter Vor-/Einrichtun­gen erledigen und dann auch regelmäßig keine Belästigun­g der Öffentlich­keit gegeben ist.“Kreutz-Drechsel hat dazu eine klare Meinung: „Diese Stellungna­hme ist vollkommen weltfremd und hat mit der Realität nichts zu tun.“Und gibt zum Ortstermin den wichtigen Hinweis, es wäre angeraten, Gummistief­el mitzubring­en.

Hildegard Kreutz-Drechsel behält die Situation regelmäßig im Auge, führt Protokoll über die Zahl der Lkw, weiß, an welchen Stellen des Castellweg­s und auch an anderen Stellen im Stadtteil es besonders stinkt. Seit mit dem Bau der Mühle begonnen und diese Fläche eingezäunt wurde, konzentrie­rt sich das Problem auf Flächen, die noch nä- her an den Gärten liegen. „Im Sommer wird hier auch gern zum Wildpinkel­n angehalten, den beißenden Geruch kann man dann im Bereich der Stelen feststelle­n.“Am Straßenran­d stehende urinierend­e Männer gehörten quasi schon zum Straßenbil­d. Müll, der überall herumliegt, darunter auch viele Schnapsfla­schen, runden das Bild ab. Der Müll werde von der GSAK weggeräumt, wenn die Anwohner die wilden Ablagerung­en melden. Alles andere, sprich, die Fäkalien, bleibe liegen, sagt Hildegard Kreutz-Drechsel. Sie berichtet: „Vor einiger Zeit wurde ein Graben für Leitungsve­rlegung Mit dem Projekt „Bürgermoni­tor“will die RP die großen und kleinen Projekte in der Stadt beleuchten. Telefon Rufen Sie uns an unter Tel. 02151 639610 (montags bis freitags, 10 bis 18 Uhr)

Mail Stichwort „Bürgermoni­tor“an krefeld@rheinische-post.de Brief an Rheinische Post, Königstraß­e 122, 47798 Krefeld.

zur Castellmüh­le ausgehoben. Als einige Tage später eine zweite Firma die Rohre verlegen wollte, war der Graben mit Exkremente­n so stark verunreini­gt, dass diese Firma sich geweigert hat, in dem Graben zu arbeiten. Es musste dann ein neuer ausgehoben werden.“

Hafen-Abteilungs­leiter Ralf Schopp hat für die Sorgen der Anwohner keine schnelle Lösung parat. „Stadt und Hafen sind in Gesprächen, wie man die Probleme angehen will, aber es gibt nichts Konkretes“, sagt er. Es fehle eine Fläche, die Finanzieru­ng eines Parkplatze­s mit Infrastruk­tur sei ebenfalls ungeklärt. „Die Frage ist auch, wie man dafür sorgen kann, dass kein vagabundie­render Lkw-Verkehr in das Hafengebie­t fährt“, sagt Schopp und weist auf das generelle Problem fehlender Rastplätze für Lkw hin. Vielleicht werde sich mit dem Neubau der Raststätte Geismühle eine Entspannun­g der Situation ergeben. Doch bis dahin werden noch Jahre ins Land ziehen. „Es ist nicht einfach“, räumt Schopp ein.

Die Abpollerun­g am Heidbergsw­eg habe, sagt Schopp, vor allem den Grund gehabt, dass dort eine Rohwasserl­eitung der Stadt Krefeld verlaufe und die Gefahr bestanden habe, dass diese durch den Lkw-Parkverkeh­r beschädigt werden könnte.

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RP-FOTOS (2): CPU Alltag am Castellweg: Müll wird einfach am Straßenran­d entsorgt.
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Am Heidbergsw­eg hat die Hafengesel­lschaft die Straßenrän­der mit diesen Beton-Hinderniss­en abgesperrt, so dass hier keine Lkw mehr stehen können.
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Hildegard Kreutz-Drechsel und Hans-Jürgen Drechsel kämpfen gegen Dreck und Hinterlass­enschaften von Lkw-Fahrern, die am Castellweg kampieren.
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RP-FOTOS (2): THOMAS LAMMERTZ Die Büsche neben der Straße dienen den Lkw-Fahrern als Freiluft-Toilette.
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