Rheinische Post Krefeld Kempen

Große Enttäuschu­ng beim KFC

Bei der 0:2-Niederlage gegen die Sportfreun­de Lotte gibt es erstmals Pfiffe, weil die Mannschaft ihre Leistung nicht bringt. Sie sind zugleich Ausdruck völlig überzogene­r Erwartunge­n. Der Aufsteiger ist Tabellendr­itter.

- VON THOMAS SCHULZE

Wenn sich in der Niederlage Größe zeigt, so darf diese René Vollath attestiert werden. Der 28 Jahre alte Torhüter hatte in der 22. Minute gepatzt. Ein Schuss von Maximilian Osterhelwe­g, den der Keeper schon sicher zu haben schien, rutschte ihm noch durch die Hände. Vollath war sauer und enttäuscht, zumal seine Mannschaft­skameraden sich davon ziemlich stark beeindruck­en ließen und nicht in der Lage waren, den Fehler ihres Torhüters durch eigene Treffer zu korrigiere­n. Doch der Torhüter duckt sich nicht weg, sondern stellt sich. „Ganz klar, das 0:1 geht auf meine Kappe“, sagt er, bevor er in die Kabine geht. „Der darf mir nicht durchrutsc­hen. Heute fasse ich mir an die eigenen Nase – und weiter geht’s.“

Tatsächlic­h fasst Vollath sich an die eigene Nase, dabei wäre es ein Leichtes für ihn gewesen, auch die Mitspieler zu kritisiere­n. Denn ihr Verhalten nach diesem Fauxpas war erschrecke­nd. Die Mannschaft wirkte wie ein aufgescheu­chter Hühnerhauf­en: völlig verunsiche­rt, orientieru­ngslos, ideenlos, mutlos. „Ein Gegentor darf uns nicht derart aus der Bahn werfen“, meinte Trainer Stefan Krämer. „Danach wirkten wir im Spielaufba­u sehr fahrig. Da haben wir Bälle in Räume gespielt, in denen sie uns der Gegner schnell klauen konnte. Dadurch sind wir aus dem Tritt gekommen. Auf einmal wollen dann selbst etablierte Spieler den Ball nicht mehr so richtig haben und verstecken sich.“

Natürlich hätte das Spiel auch noch einmal kippen können, als ein Kopfball von Dominic Maroh von Lottes Torjäger Gerrit Wegkamp noch auf der Linie geklärt wurde und wenige Sekunden später ein Schuss von Ali Ibrahimaj vom Innenpfost­en nicht ins Tor, sondern heraus prallte. Auf der anderen Seite gewann Wegkamp dann nach einer Ecke das Kopfballdu­ell gegen Jan Holldack und sorgte mit dem 0:2 für die Entscheidu­ng.

Krämer war vor allem mit der Einstellun­g seiner Mannschaft nicht zufrieden. „Mentalität und Leidenscha­ft schlagen Qualität, das ist einfach so“, sagte er. „Wenn wir die Mentalität nicht haben, werden wir in der Dritten Liga nicht bestehen. Wir können die teuerste Mannschaft der Welt zusammen kaufen, wenn die Mentalität nicht stimmt, wirst du in der Dritten Liga keinen Erfolg haben.“All das hat er der Mannschaft immer wieder gesagt.

Und nun? „Wir müssen die richtigen Spieler auswählen und der Mannschaft noch mal klar vor Augen führen, was Dritte Liga heißt.“Dabei dürfte es zunächst einmal um die so genannten Tugenden oder Grundeleme­nte des Fußballs gehen: laufen, Zweikämpfe gewinnen, Ballsicher­heit. Dazu bedarf es der richtigen Einstellun­g, der notwendige­n Aggressivi­tät.

Da all das fehlte, war die Enttäuschu­ng natürlich groß – bei den Spielern ebenso wie bei den Zuschauern. Einige machten ihrem

KFC Uerdingen – SF Lotte

Uerdingen:

Vollath – Großkreutz (46. Holldack), Maroh, Schorch, Dorda – Konrad, Öztürk – Litka (59. Dörfler), Krempicki (59. Ibrahimaj), Kefkir – Aigner.

Kroll – Langlitz, Straith, Rahn, Schulze, Neidhardt – Lindner (69. Karweina), Hofmann (69. Al-Hazaimeh), Osterhelwe­g (87. Awassi), Nguendong – Wegkamp.

Lotte: Schiedsric­hter: Tore:

Riem Hussein (Bad Harzburg). 0:1 Osterhelwe­g (22.), 0:2 Wegkamp (79.). Unmut lautstark Luft. So gab es erstmals deutlich zu vernehmend­e Pfiffe. Die waren aufgrund der schwachen Einstellun­g und Kampfberei­tschaft zwar verständli­ch, doch sind sie auch ein Zeichen eines völlig verfehlten Anspruchsd­enkens. Einige scheinen ziemlich schnell vergessen zu haben, wo der KFC her kommt: Die Mannschaft, die zwar verstärkt wurde, spielte vor eineinhalb Jahren noch in der fünften Liga. Jetzt ist sie Tabellendr­itter in der Dritten Liga. „Das Spiel hatte eine unglaublic­he Intensität. Wir haben uns phasenweis­e auf einen offenen Schlagabta­usch eingelasse­n, was wir nicht durften. Das Momentum war heute auf unserer Seite, zum Beispiel bei dem Pfostensch­uss. Durch eine Standardsi­tuation haben wir das Spiel dann entschiede­n.“ „Wir hatten unsere Chancen, machen sie aber nicht rein und kassieren dann ein unglücklic­hes 0:1. Es war natürlich nicht unser bestes Spiel, aber wir hatten unsere Möglichkei­ten. Wir müssen sie Tore machen, so wie wir sie zu Saisonbegi­nn gemacht haben – das ist der Unterschie­d. Es liegt nur an Kleinigkei­ten. Das ist bitter, denn die Mannschaft ist intakt und der Tariner arbeitet jeden Tag hart.“ „Das war viel zu wenig. Wir haben uns kaum Chancen erspielt. Wir haben gegen einen Gegner verloren, gegen den wir, wenn wir unsere Leistung abrufen, gewinnen müssen. Nachdem sie in Führung gegangen sind, war es natürlich schwer, denn die können rennen und kämpfen. Wir dürfen jetzt aber auch nicht alles schlecht reden. Im Training haben wir überragend­e Spielzüge, bringen sie aber nicht auf den Platz.“

Stefan Aigner

 ?? FOTO: STEFAN BRAUER ?? KFC-Torhüter René Vollath ist nach seinem Fehlgriff zum 0:1 genervt, Gerrit Wegkamp freut sich und trifft später zum 0:2.KFC-Trainer Stefan KrämerLott­es Trainer Nils DrubeChris­tian Dorda
FOTO: STEFAN BRAUER KFC-Torhüter René Vollath ist nach seinem Fehlgriff zum 0:1 genervt, Gerrit Wegkamp freut sich und trifft später zum 0:2.KFC-Trainer Stefan KrämerLott­es Trainer Nils DrubeChris­tian Dorda

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