Rheinische Post Krefeld Kempen

Freiburgs Streich entzaubert Borussia

Beim 1:3 im Breisgau haben die Hausherren das Offensivsp­iel der Gäste im Griff und nutzen ihre Chancen konsequent.

- VON GEORG AMEND

FREIBURG Trotz des 1:3 waren sich die Borussen im Breisgau einig: „Wir haben die erste halbe Stunde wirklich ein gutes Auswärtssp­iel gemacht“, sagte Kapitän Lars Stindl. Mittelfeld­spieler Jonas Hofmann sah es ebenso: „Wir haben nach dem frühen Rückstand eine super Reaktion gezeigt, haben guten Fußball gespielt, hatten ein gutes Positionss­piel.Wir haben Chancen kreiert und die Freiburger laufen lassen.“Es folgte das große „Aber“. „In der zweiten Halbzeit haben wir genau das alles nicht mehr so richtig hingekrieg­t, vor allem nicht mehr 30, 40 Meter vor dem gegnerisch­en Tor. Da haben wir nichts annähernd Gutes mehr zustande gebracht“, analysiert­e Hofmann. Stindl ergänzte: „Wir haben uns nicht durchgeset­zt, waren zu unsauber, hatten auch den ein oder anderen leichten Fehler, haben vielleicht auch ein biss- chen zu langsam gespielt bei eigenem Ballbesitz oder beim Anlaufen die falsche Entscheidu­ng getroffen.“

Der Kapitän hatte das aus eigener Erfahrung berichten müssen, denn vor dem 1:2 durch Luca Waldschmid­t hatte Stindl den Ball in der Vorwärtsbe­wegung verloren.Wie so oft hatte sich der als Mittelstür­mer Aufgeboten­e ins Mittelfeld zurückfall­en lassen, um als Anspielsta­tion und Weiterleit­er zu fungieren, diesmal war aber Freiburgs Lucas Höfler dazwischen. Das war alles andere als ein Zufall, Freiburgs Trainer Christian Streich hatte offensicht­lich den Fokus darauf gelegt, Borussias Angriffssp­iel zu lähmen, indem er Stindl aus dem Spiel nehmen ließ. Zweitweise war der Gladbacher umringt von vier Freiburger­n.

Der Ballverlus­t war so erzwungen und Teil des Systems, das Streich für Borussia ersonnen hatte. Dazu gehörte auch, den Spielaufba­u der Gäste ganz in der Entstehung zu stören: Hatte Torwart Yann Sommer den Ball, liefen die Freiburger mit drei Mann nach vorne, deckten die Innenverte­idiger und den zum Anspiel zurückeile­nden Sechser Tobias Strobl ab. So mussten dann entweder die Gladbacher Außenverte­idiger oder gar Flügelstür­mer noch zurückkehr­en, um einen langen Abschlag zu verhindern. Das ging deutlich zulasten des Vorwärtsdr­angs der Borussen. Streich stellte daher die Laufleistu­ng seiner Spieler in den Vordergrun­d, vor allem „gegen Lars Stindl, der da immer wieder schwimmt und die Bälle ablegt – viel besser geht es nicht von uns gegen den Ball“, sagte der 53-Jährige, der mit„schwimmen“Stindl Zurückfall­enlassen meinte.

Waldschmid­ts 2:1 sorgte merklich dafür, dass der Gladbacher Elan im Breisgau, wo es seit 2002 keinen Sieg mehr gab, erlahmte.„Das Tor fiel aus dem Nichts. Das war Glück für Freiburg und Pech für uns“, sagte Hof- mann, der über die Sieglos-Serie ergänzte: „Natürlich kriegen wir das vorher in den Medien mit. Aber wir fanden alle, dass diese Saison ein bisschen anders ist. Wir sind hier mit Selbstbewu­sstsein und breiter Brust hingekomme­n, und so sind wir in der ersten Halbzeit auch aufgetrete­n.“Das hatte Hofmann selbst demonstrie­rt, indem sich der Mittelfeld­spieler einige Schüsse nahm, da er nach seinem Dreierpack beim 4:0 gegen Mainz vor Selbstvert­rauen strotzte. Indes fehlte ihm da diesmal die Durchschla­gskraft, einzig bei einem Weitschuss vor der Pause musste Freiburgs Torwart Alexander Schwolow eingreifen.

Nach dem Seitenwech­sel musste Borussias Trainer Dieter Hecking wechseln, da sich Stürmer Alassane Plea eine Oberschenk­elzerrung zugezogen hatte. Dennoch drückte Borussia auf die Führung – bis zu Stindls Fehlpass. Den Schlusspun­kt setzte Lucas Höler mit einem Tor aus 47,5 Metern. Sommer wollte den Ball abseits seines Tores noch einmal schnell machen, rutschte aber ab, das Spielgerät landete im Mittelkrei­s genau beim Freiburger, der es ins verwaiste Tor zurückscho­ss.„Natürlich wurmt mich das. Aber es war in der letzten Sekunde und er trifft den natürlich auch optimal“, sagte Sommer. „Es war insgesamt die ein oder andere unglücklic­he und falsche Entscheidu­ng bei jedem einzelnen, und das zieht sich dann durch das ganz Spiel“, sagte Stindl. Hofmann fand: „Wenn du zweimal in Rückstand gerätst, kommst du natürlich ins Grübeln. Aber wir sollten alle so weit sein, den Fußball, den wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, weiterzusp­ielen. Das haben wir nicht hingekrieg­t.“

Nun werden die Gladbacher nach der Niederlage beim Auswärts-Angstgegne­r nicht alles über den Haufen werfen. „Wir machen genauso weiter wie bisher. Von einer Niederlage lassen wir uns nicht umwerfen“, betonte Hofmann und führte aus: „Dazu stehen wir zu gut da, dafür haben wir einen zu guten Kader und sind vom Kopf her zu klar. Wir werden jetzt nicht alles schlecht reden.“

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FOTO: IMAGO Freiburgs Trainer Streich hatte sein Team gut eingestell­t.

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