Rheinische Post Krefeld Kempen
Angst vor Verkehrskollaps in Fischeln
Das Baugebiet Fischeln Südwest ist geplant, völlig unklar hingegen ist, ob die Umgehung für Fischeln pünktlich kommt. Die Straße soll mit Erlösen aus Grundstücksverkäufen finanziert werden.
Mit der Erschließung des Neubaugebiets Fischeln Süd-West drohen der Kölner Straße und dem Fischelner Zentrum der Verkehrskollaps. Das ist die Sorge vieler Bürger des Stadtteils, die sich an einer Umfrage des Bürgervereins beteiligt haben. Rund 100 schriftliche Rückmeldungen — teils sehr detailliert — zeigen, dass das ThemaVerkehr den Spitzenplatz der Sorgenliste einnimmt. Die Maximalforderung eines Bürgers lautet sogar: Baustopp im Ortskern und für alle ausgewiesenen Neubaugebiete, bis eine Lösung für den Verkehr geschaffen ist. Das Nadelöhr Kölner Straße müsse entlastet werden.
Bürgervereins-Vorstandsmitglied Dietger Schrörs kritisiert: „Es kann nicht sein, dass es bis heute kein belastbares Konzept gibt, wie der Ver-
„Viele Auto- fahrer werden mitten durch dicht besiedelte Wohnbebauung fahren“
Reiner Schütt Bürgervereinsvorsitzen
der Fischeln
kehr aus dem Ortskern abgleitet werden kann.“Lebensqualität und dörflicher Charakter in Fischeln seien in Gefahr. Der Bürgerverein will jetzt die Vertreter der Parteien und des Werberings am Runden Tisch versammeln und hat für Anfang Dezember zu einem Gespräch eingeladen. Auch, weil weiterhin Uneinigkeit über die Sinnhaftigkeit des geplanten Trassenverlaufs für die Umgehungsstraße herrscht, die den Verkehr für das Neubaugebiet Süd-West aus dem Ortskern fernhalten soll. Diese führt vor dem südlichen Ortseingang Fischeln noch vor dem dortigen Kreisel RichtungWesten und schwenkt über einen neuen Kreisverkehr an der Willicher Straße dann nordwestlich ab, um hinter der Kita Krützboomweg auf die Anrather Straße zu treffen.
Bürgervereinsvorsitzender Reiner Schütt glaubt, dass Autofahrer von dort dennoch wieder auf die Kölner Straße fahren — durch das Nadelöhr Hafelsstraße am Rathaus, wo sich bereits jetzt jeden Tag der Verkehr staut.„Viele Autofahrer werden über die Erkelenzer Straße Richtung Innenstadt fahren – mitten durch dicht besiedelte Wohnbebauung“, sagt er. Schütt würde eine – vom Bürgerverein immer wieder geforderte Lösung – favorisieren, bei der die Umgehungsstraßen-Trasse über die Felder Richtung Kimplerstraße verlängert wird, so dass der Ver- kehr erst hinter der Mehrfamilienhausbebauung etwa auf Höhe Neptun auf das Mühlenfeld trifft. Eine Forderung, die auch CDU-Ratsmitglied Benedikt Lichtenberg jüngst, wie berichtet, aus der Schublade geholt hatte. Doch dass diese Verlängerung gebaut wird, ist unwahrscheinlich.Warum, erklärt SPD-Planungsexperte Jürgen Hengst: „Es gab 2014 die Verabredung im Rat,
dass die Umgehungsstraße an der Anrather Straße endet. Ende!“, erklärt Hengst. „So steht es im neuen Flächennutzungsplan. Um das zu ändern, müsste man erhebliche Anstrengungen unternehmen und bräuchte einen ebenso erheblichen zeitlichen Vorlauf.“Bei der kurzfristigen Problematik, die Baugebiete in Fischeln zu erschließen, helfe diese Forderung gar nicht.
Dennoch will der Bürgerverein die Signale aus der Fischelner Bevölkerung zu Gehör bringen und in einem nächsten Schritt dieVerwaltung mit ins Boot holen. „Wir möchten ausloten, was machbar und sinnvoll ist“, sagt Schütt.Nicht nur in Sachen Umgehungsstraße, sondern um ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Verkehrslenkung durch Fischeln anzuschieben.