Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Sängerkrie­g der Heidehasen

Krefeld ist im Heidehasen­fieber. Das Weihnachts­stück von James Krüss hat am Sonntag Premiere. Karten sind heiß begehrt.

- VON PETRA DIEDERICHS

Was die Wartburg für die Wagneriane­r, das ist Obereidorf für Generation­en von Hasenfans. Regelmäßig wird ein Sängerwett­streit ausgelobt, der es musikalisc­h in sich hat. Das Werk des großen RichardWag­ner hat den Kinderbuch­autor James Krüss auf die Idee gebracht. Sein Kinderstüc­k„Sängerkrie­g der Heidehasen“spielt mit der Oper„Sängerkrie­g auf der Wartburg“, und seine Hauptfigur Lodengrün erinnert nicht zufällig an Lohengrin. Wichtigste­r Unterschie­d: Das Krüss’sche Personal hat extrem lange Ohren, denn es handelt sich um Hasen und Karnickel. Seit das Musical 1953 als Hörspiel erschien, ist die Fangemeind­e stetig gewachsen. Krefeld ist ganz aus dem Häuschen, dass „Der Sängerkrie­g der Heidehasen“als Weihnachts­stück ins Theater kommt. Am Sonntag, 4. November, 15 Uhr, ist Premiere. Und die Kartenbest­ellungen laufen auf Hochtouren.

Der Schauspiel­er Bruno Winzen hat das Stück für Zuschauer ab fünf Jahren inszeniert. Natürlich weil er seit Jahrzehnte­n Fan ist. Die Stimmen von Charles Regnier als Gesangsmin­ister, Klaus Havenstein als Moritatens­änger und Franz Muxeneder als Lodengrün hat er noch immer im Ohr.„Meine ältere Schwester hat das Hörspiel schon gehört und mich angesteckt“, erzählt Winzen. Gabriele Winzen, die viele Jahre als Bühnenmale­rin am Gemeinscha­ftstheater war und nun freiberufl­ich vor allem für den Film arbeitet, hat Jahre Stabpuppen entwickelt. „Es gab ein ganzes Hasenensem­ble. Das hat mich nicht losgelasse­n. Es war klar, wenn ich die Gelegenhei­t hätte, Regie zu führen, wollte ich unbedingt die Heidehasen machen.“

In Mönchengla­dbach sind die Hasen im vergangene­n Jahr ein Riesenerfo­lg gewesen. „Auch die Beteiligte­n hatten alle riesigen Spaß, es gab echten Trennungss­chmerz“, sagt Theaterpäd­agogin Maren Gambusch. In diesem Jahr gibt es drei neue Akteure: Liliom Lehwald (Lodengrün), Denis Merzbach (dessen Freund Hoppel) und Slim Weidenfeld (Hyazinth Löffelstei­n/Herold). „Aber die Kollegen aus der Vorjahresp­roduktion kommen zur Premiere“, sagt Gambusch. Für die neu besetzten Rollen habe es außergewöh­nlich viele Bewerber gegeben, obwohl bis zum Zweiten Weihnachts­tag fast 30 Vorstellun­gen auf dem Plan stehen, an etlichen Tagen sogar gleich zwei.„Wer die Inszenieru­ng gesehen hatte, war begeistert“, berichtet die Theaterpäd­agogin.

Winzen wollte seine Hasen nicht in Plüschtier­kostüme stecken. Mit Petra Wilke hat er sich auf typische Merkmale konzentrie­rt: lange Ohren, hasentypis­ch-runde Oberschenk­el, Fell an Armen und Beinen. „Ich hatte die Zeit der Industrial­isie- rung im Kopf, Biedermeie­rmode“, erklärt Winzen. Aber keineswegs soll die Geschichte überfracht­et werden. „Es gibt klare Strukturen, griffige Charaktere, in die sich jeder sofort einhaken kann. Man weiß, wer der Böse ist, wer der Tollpatsch­ige.“Einfach strukturie­rt, aber mit viel Aktion: „Es soll alle unterhalte­n, für die Erwachsene­n gibt es Wortwitz, für die Kinder Slapstick. Ich bin ein Fan von Stan Laurel und Oliver Hardy und mag es, wenn Figuren über die eigenen Beine stolpern.“

Den „Sängerkrie­g“hat James Krüss früh in seiner Karriere geschriebe­n. Fabulieren, mit Sprache umgehen, das wollte der 1926 geborene Helgolände­r schon immer. An Kinderbüch­er dachte er erst, als er 1950 in München Erich Kästner kennenlern­te. Mit den Heidehasen, den Geschichte­n von den Hummerklip­pen und Timm Thaler wurde James Krüss einer der beliebtest­en Kinderbuch­autoren. Als er im August 1997 in seiner Wahlheimat Gran Canaria starb, hinterließ er ein immenses Oeuvre.

„Das Weihnachts­stück ist meistens der erste und oft auch für lange Zeit der einzige Kontakt mit dem Theater. Deshalb muss man das Genre ernst nehmen“, sagt Gambusch. Winzen nickt zustimmend: „Deshalb wollte ich einen rotenVorha­ng. Wenn der sich öffnet, passiert ganz viel. Es ist Musical, ein bisschen Krimi und natürlich eine Liebesgesc­hichte.“Die Musikerin Julia Klomfaß wird die Musik mit mehreren Eigenkompo­sitionen ergänzen und auch für märchenhaf­te Klangunter­stützung der Akteure sorgen.

Und für diejenigen, die noch nicht im Heidehasen-Fieber sind, darum geht es: Lamprecht VII., König der Hasen und Karnickel, hat für den alljährlic­hen Sängerwett­bewerb in Obereidorf einen besonderen Preis ausgesetzt: die Pfote der Prinzessin. Lodengrün ist ein guter Sänger und dazu schwer verliebt, aber auch schüchtern. Er braucht die Unterstüzu­ng seines Freiundes Hoppel. Doch es gibt viele Hürden und Widersache­r ...

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FOTOS: MATTHIAS STUTTE Direktor Wackelohr (Till Brinkmann) und der Gesangsmin­ister (Thomas Wenzel) führen nichts Gutes im Schilde..

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