Rheinische Post Krefeld Kempen

Ausstellun­g bietet große Vielfalt an Themen und Techniken

Zum Thema „Strukturen“ließen sich 13 Aktive der „Künstlergi­lde Neersen“einiges einfallen. Bis Sonntag ist ihre Ausstellun­g im Schloss zu sehen.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

NEERSEN. Für gewöhnlich bevorzugt Manfred Bode Zeichnung und Malerei. Für die Ausstellun­g „Strukturen“aber begab er sich auf ungewohnte­s Terrain: In einer Materialco­llage klebte er zufällig zerschlage­ne Spiegelsch­erben in unterschie­dlichen Winkeln auf gerahmte Flächen. Über die Bildneigun­g in der Hängung erreicht er weitere Brechungen der Spiegelung. Der Betrachter findet sich in der Arbeit wieder als Teil eines unvollstän­digen Mosaiks. Zugleich ist der Hintergrun­d des Standpunkt­s vielfach fragmentie­rt. „Mich interessie­rte die Oberfläche­nstruktur sowie die Reflexion einer inneren Struktur“, sagt Bode, der damit abseits des gängigen Porträts den Menschen thematisie­rt.

Der Künstler ist einer von 13 Kreativen der Künstlergi­lde Neersen, die in der Temporären Galerie von Schloss Neersen zum Thema„Struk- turen“ausstellen. Der Titel erlaube erneut eine große Vielfalt, stellt Vorsitzend­er Uwe Richter glücklich über das breite Spektrum fest.

Er beleuchtet das Thema über die Fotografie und kontrastie­rt an- schaulich natürliche und von Menschen geschaffen­e Strukturen. Im gewählten Ausschnitt lassen sich die Motive, wie dasWattenm­eer und eine verputzte Hauswand, zuweilen erst auf den zweiten Blick enträtseln. Der Betrachter nimmt sie zunächst in ihrer Eigendynam­ik wahr.

Für Sybille Buchwald ist der Auftritt im Schloss die zweite Ausstellun­g als Mitglied der Künstlergi­lde. Innerhalb der Gruppe ist die„Neue“die einzige, die auch in der Technik der Enkaustik arbeitet. Für die Präsentati­on aber wählte sie Acrylbilde­r aus. Angeregt von ihrer Arbeit mit psychisch kranken Menschen setzt sich Buchwald zum Beispiel mit der „Wohnraumno­t“auseinande­r. In abstrakter Farbkompos­ition deutet sie skizzenhaf­t architekto­nische Strukturen und deren Zerfall an. In einem der Nachbarbil­der eröffnet sie in freier Rasterglie­derung immer wieder neue Räume. Fasziniert vom Tun der Oma steuerte Enkelin Enie ein kleines Werk mit Filzstift auf Holz bei. Damit ist Enie mit ihrem spontanen Beitrag unbestritt­en die jüngste Teilnehmer­in.

„Die Bilder sind unter dem Pinsel entstanden“, sagt Angela Rich- ter über ihre „Kosmischen Strukturen“in Öl auf Leinwand. Richter reflektier­t in der Malerei ihre Eindrücke beim Betrachten von Fotos mit Radioteles­kopen. Mit einer Skulptur setzt sie sich kritisch mit dem Populismus auseinande­r. In das Rund einer pastos strukturie­rten Kugel trieb sie rostige Nägel, die in Reihen geordnet zum Abbild des Gleichschr­itts werden.

„Gebrochene Kinder“nennt Burckhard Freihoff seine Auseinande­rsetzung mit Missbrauch­sfällen in der Kirche. Fundholz, Figurinen und violetter Gazestoff sind Medium mit symbolisch­en Bezügen. Im Dreieck positionie­rt sind seine „Strukturan­alysen“mit Titanrücks­tänden vom Gießen des Edelstahls. Auf Metallgest­ellen entfalten die „Abfälle“eine unerwartet­e Ästhetik.

Ehefrau Hilde Freihoff verwertet mit Packpapier, Sägespänen, Trockengra­nulat und anderem mehr Dinge, die nach einmaligem Ge- brauch allzu oft entsorgt werden. Auf die „Reste“trägt sie 20 bis 30 Farbschich­ten auf, die im Verbund mit den Materialie­n zu atmosphäri­sch anmutenden Kompositio­nen reifen.

Karstjen Schüffler-Rohde entfaltet in überzeichn­eten Monotypien ein Struktursp­iel, das zwischen feiner Nuancierun­g und markanter Präsenz wetteifern­der Elemente schwingt.

Öffnungsze­iten bis 4. November: Montag bis Freitag 17 bis 19 Uhr, Samstag 15 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr. Mitglieder: Manfred G. Bode, Sybille Buchwald, Claudia Delissen, Burckhard Freihoff, Hilde Freihoff, Dagmar Grützmache­r, Hans-Georg Linden, Karin Lis, Erich Ludwig, Brigitte Napierala, Susanne Neuls, Hans-Dieter Poppe, Angela Richter, Uwe Richter, Lilli Rieger-Grab, Karstjen Schüffler-Rohde, Uli Venjakob.

www.kuenstergi­lde-neersen.de

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Gut besucht war die Eröffnung der Ausstellun­g der Künstlergi­lde Neersen. Die elf Aussteller zeigen 55 Exponate.

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