Rheinische Post Krefeld Kempen
Gutachter rät von Umgehungsstraße im Westen ab
KEMPEN (rei) Ernüchterung machte sich breit auf den sehr gut gefüllten Zuschauerplätzen bei der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Planung und Klimaschutz des Kempener Stadtrats. Am Montagabend stellte dort Jan Diesfeld vom Büro Planersocietät in Dortmund die Ergebnisse der Verkehrszählung im Rahmen des Gutachtens zum geplanten Baugebiet im Kempener Westen vor. Sein Fazit: Ein Lückenschluss des Außenrings im Westen kommt eher nicht in Betracht. Auf eine solche Westumgehung hoffen allerdings viele Anwohner von Oedter Straße, Birken- und Berliner Allee. Wie berichtet haben sie sich in der Bürgerinitiative „Lärmschutz K 12“zusammengeschlossen und bereits viele Unterschriften gesammelt mit dem Ziel, dass dieseWohnstraßen vom zunehmendenVerkehr entlastet werden.
Die subjektiveWahrnehmung der Anwohner scheint mit den ermittelten Werten der Verkehrszählung – sie fand im Februar 2018 statt – nicht überein zu gehen. Denn die Zählung ergab Werte, die hochgerechnet auf den zu erwartenden Verkehr durch das neue Wohngebiet den Bau einer Umgegehungsstraße aus Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten nicht rechtfertigt. Der Gutachter geht von Baukosten in Höhe von 15 Millionen Euro aus. Dazu kämen Kosten für Grunderwerb und Planung. Da eine solche Straße allerdings nicht so viel Verkehr aufnehmen werde wie andere Hauptverkehrsadern in der Stadt, etwa der bestehende Außenring oder die Kerkener Straße von der Autobahn bis zum Außenring, stufen die Verkehrsplaner die Chancen auf öffentliche Fördermittel für den Bau als sehr gering ein. Zudem würde Planung und Bauzeit etwa 20 Jahre dauern.
Solange kann man aber nicht warten: Das neue Baugebiet zwischen Straelener- und Ziegelheider Straße und in Fortsetzung bis zu Mülhauser Straße soll schrittweise bereits in den kommenden Jahren entstehen. Da bietet sich nach Einschätzung der Experten nur eine innerörtliche Erschließung an. Die würde allerdings mehr Verkehr für Oedter Straße, Birken- und Berliner Allee bedeuten. Der Gutachter hält das für zumutbar. Die Kempener Politik versteht die Bedenken der Anwohner, will das Thema erst mit ihnen diskutierten. Im Frühjahr soll es dazu eine Bürgerversammlung geben. Erst danach wird entschieden.