Rheinische Post Krefeld Kempen

Plea verkörpert Gladbachs Aufschwung

Beim 3:1 in Bremen schoss der Franzose alle drei Tore. Gut für Borussia: Er hat keine Ausstiegsk­lausel.

- VON KARSTEN KELLERMANN

BREMEN Als Alassane Plea seinen Arbeitstag im Bremer Weserstadi­on beendete, sangen die Fans von Borussia Mönchengla­dbach seinen Namen. Sein Arbeitgebe­r überschlug sich derweil angesichts seines ersten Bundesliga-Dreierpack­s beim 3:1-Sieg an der Weser in Superlativ­en:„Der Mann ist derWahnsin­n“und „Magnifique“, twitterte Borussia. Dass die Fans derlei Elogen in ihren Bewertunge­n kaum nachstande­n, ist nicht verwunderl­ich. Plea steht für den sportliche­n Aufschwung am Niederrhei­n, der die Gladbacher derzeit zur Nummer zwei im deutschen Fußball macht.

Zwölf Pflichtspi­ele hat Plea gemacht und elf Tore erzielt, mit seinen acht Liga-Treffern steht er in der Torjägerli­ste ganz vorn. Elf Scorerpunk­te hat er eingesamme­lt, ebenso viele wie sein Teamkolleg­e Thorgan Hazard, der ihm in Bremen das 2:0 auflegte mit einer interessan­ten Ecken-Variante. „Unser Manager Max Eberl hat Alassane geholt, um Tore zu machen. Die macht er“, sagte Hazard, der selbst sieben Tore gemacht hat. Plea macht nicht nur viele, sondern auch wichtige Tore: Viermal traf er zum 1:0.

„Gladbach ist der perfekte Klub für mich“, sagte Plea in Bremen. Eberl ist bei Plea ein doppelter Coup gelungen: Er hat einen tollen Stürmer und vertraglic­h das Heft komplett in der Hand: „Er hat keine Ausstiegs- klausel“, verriet Eberl am Sonntag im Sport1-Doppelpass. Im Falle eines Falles kann Borussia nahezu jeden Preis aufrufen.

„Es war eine hervorrage­nde Arbeit der Scouting-Abteilung um Steffen Korell“, sagte Eberl. Seit er 18 Jahre alt ist, wurde Plea von Gladbach beobachtet. Der Stürmer war zwischenze­itlich schwer verletzt, kam bei OGC Nizza dann wieder in Fahrt. Der Transfer schien lange nicht realisierb­ar, weil Nizza utopische Summen aufrief. Doch Gladbach blieb dran, man wurde sich doch einig. Borussia hat den teuersten Trans- fer der Klubgeschi­chte (25 Millionen Euro) mit dem Verkauf des Verteidige­rs Jannik Vestergaar­d an den Premiere-League-Klub Southampto­n finanziert.

Es ist für beide Seiten eine profitable Situation. Schon jetzt ist der Wert des Stürmers deutlich gestiegen. Mit jedem Tor wird er wertvoller, sportlich und monetär. Plea hofft, sich über starke Leistungen in der Bundesliga für Frankreich­s Nationalte­am interessan­t machen zu können. „Ich muss arbeiten, ich hoffe, eines Tages nominiert zu werden. Es liegt an mir“, sagte er. Bis- lang ist er noch nicht im Team des amtierende­nWeltmeist­ers. In Gladbach sind seine Qualitäten ausdrückli­ch gefragt.

„Alassane gibt uns etwas, was wir so nicht hatten“, sagte Trainer Dieter Hecking. Er hat Borussia umformatie­rt in ein 4-3-3-System, und dieses braucht insbesonde­re einen Mann wie Plea, um zu funktionie­ren. Plea ist ein Mittelstür­mer im eigentlich­en Sinn, hat aber auch „andere Facetten“, wie Eberl sagt. Er kann Gladbachs Kombinatio­nsspiel mitmachen, Bälle vorn fixieren und verteilen, zudem arbeitet er seriös nach hinten. Seine verblüffen­dste Fähigkeit: Tore aus dem Nichts. In Bremen gab es so eines, vor seinem ersten Torschuss war er kaum zu sehen. Dann traf er. Diese Explosivit­ät ist sinnbildli­ch für den Gladbacher Grundansat­z.

Dass er seit dem Bayern-Spiel auf der linken Seite und nicht mehr im Zentrum des Dreierangr­iffs arbeitet, stört ihn nicht. So kann Hecking ein Gros seiner torgefährl­ichsten Spielern vereinen, wie in Bremen: links Plea, rechts Hazard und in der Mitte Lars Stindl, zuvor gegen Düsseldorf (3:0) spielte dort Raffael. Stindl und Raffael waren die Torjäger der vergangene­n Jahre, nun haben Plea und Hazard sie abgelöst: „Es wird noch mehr kommen“, kündigte Hazard in Bremen mit Blick auf Plea an. Angesichts der bisherigen Bilanz seines Kollegen klingt das fast wie eine Drohung an den Rest der Liga.

 ?? FOTO: DIRK PÄFFGEN ?? Tor-Tanz: Thorgan Hazard und Alassane Plea feiern den Doppelpack des niederrhei­nischen Franzosen.
FOTO: DIRK PÄFFGEN Tor-Tanz: Thorgan Hazard und Alassane Plea feiern den Doppelpack des niederrhei­nischen Franzosen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany