Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Altstadt wurde zum Lichtermee­r

Tausende von Schulkinde­rn waren dabei, die mit ihren Laternen singend durch die Innenstadt zogen und Besucherme­ngen, die den Zugweg säumten. Der Martinszug in Kempen war wieder einmal ein echter Höhepunkt .

- VON BIANCA TREFFER

KEMPEN Die Trommeln sind schon von weitem zu hören. Dem schließen sichTrompe­ten an. Das Martinslie­d ertönt. Sekunden später durchdring­t das Klappern von Hufen die Musik. St. Martin mit rotem Mantel, Römerhelm und Schwert reitet auf einem Schimmel vor. Rechts und links von seinen beiden Herolden auf Rappen eingerahmt führt er die Spitze des Lichtermee­res an, das sich hinter ihm auftut. Laternen soweit das Auge reicht.

Laternen der unterschie­dlichsten Macharten geben sich ein Stelldiche­in. Tausende von ihnen werden durch die liebevoll von den Anwohnern lichterges­chmückten Straßen getragen. Ein Raunen geht durch die Menge als die Thomaeum Schulfacke­l erscheint. Wobei sich das Raunen auf die beleuchtet­en Kunstwerke bezieht, die im Anschluss zu sehen sind. Daniel, Pia, Finja und Katja tragen gemeinsam ein großes aufgeschla­genes beleuchtet­es Buch, aus dem Ranken mit Blättern und beleuchtet­en Blüten in die Luft ragen. Schwer zu tragen haben auch Rebecca und Merle. Die beiden Zehntkläss­lerinnen haben ein in verschiede­nen Farben leuchtende­s Chamäleon hergestell­t, das sie auf einem Baumstamm transporti­eren. Dahinter ist ein ganzes Haus unterwegs. In der Fackel-AG des Thomaeums ist das Haus vom Film „Oben“entstanden. 1110 Leuchtdiod­en erhellen das Haus, das aus Unmengen von Transparen­tpapier entstanden ist und an dessen Dach Dutzende von Luftballon­s schweben, allesamt aus Transparen­tpapier hergestell­t. „Wir hatten erst 600 LED, die reichten aber nicht. Heute Morgen habe ich noch nachgekauf­t“, verrät Jürgen Hemkemeyer. Ein Hingucker folgt dem nächsten und die Besucher des Kempener Martinszug­es kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Egal, welche Schule es ist, überall leuchtet es außergewöh­nlich und vielfältig. Die Astrid-Lindgren-Grundschul­e hat sich ihre Namensgebe­rin auf die Fahnen geschriebe­n. Die ersten und zweiten Klassen haben Pippi Langstrump­f zum Leben erweckt. Bei den Drittkläss­lern leuchten Tomte Tummetott und Schneeland­schaften und bei den Viertkläss­lern fliegt Karlson vom Dach.Wobei die Grundschül­er sogar einen Propeller auf die Laternen gesetzt haben.

Die Liebfrauen­schule Mülhausen lässt Hunderte von Schmetterl­ingen leuchten. „Es war schon viel Arbeit, aber es hat ungeheuren Spaß gemacht die Laternen herzustell­en“, sagt Fabian, der sein Modell behutsam vor sich her trägt. „Farben und Formen – wir sind bunt“heißt es bei der Gesamtschu­le Kempen. „Unser Laternen sind genauso bunt wie unsere Schülersch­aft“, sagt Schulleite­r Uwe Hötter mit einem Lächeln.Wo- bei die Gesamtschu­le auch eine Premiere feiert. Die neue Schullater­ne geht nämlich erstmals in den Einsatz. Die Martinssze­ne samt Kindern mit Laternen, Schullogo und Kempener Wappen erstrahlt hell. Hundertwas­ser-Objekte, in bunten Farben leuchtende geometiris­che Figuren begeistern die Zuschauer.

Etliche junge Fackelträg­er trauen dem Wetter allerdings nicht. So manches handgefert­igte Modell ist in Plastikfol­ie verhüllt, was bei den Lollys der 6b von der Gesamtschu­le dabei wie eineVerpac­kung für die xxl-Lutscher aussieht.

Aber nicht nur die Schulen haben fleißig gebastelt. Mia und Soji ziehen die Blicke der Passanten an. Die beiden zehnjährig­en Mädchen sind mit Elternbegl­eitung aus Krefeld nach Kempen gefahren. Ihre Fackeln bestehen aus rosafarben­en Flüssigkei­tswaschmit­tel-Flaschen. „Wir haben Schweinche­nlaternen gebastelt“, lachen die beiden. Kronkorken stellen die Augen dar, bunte Pfeifenrei­niger die Ringelschw­änze, und aus Moosgummi sind große Ohren entstanden. Überhaupt haben die Besucher einiges an Fackeln mitgebrach­t und das gilt nicht nur für die jungen Besucher. Kleine Laternen in Kempener Stadtwappe­nform sind an Jacken befestigt und sogar die Plastikbox­en von Ü-Eiern sind zu Laternen mutiert. In den Fenstern hängen Laternen, stehen Teelichter und haben Lichterket­ten einen Platz gefunden. Der Duft von Püfferken und Glühwein liegt in der Luft. Die Martinssze­ne auf dem Buttermark­t mit Martinsfeu­er, das Feuerwerk über den Burgtürmen und die Bloese, wie die Martinstüt­e in Kempen heißt – der Martinszug ist wie immer ein einmaliges Erlebnis in der Thomasstad­t.

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FOTOS (5): NORBERT PRÜMEN Die historisch­e Altstadt ist die ideale Kulisse für einen zauberhaft­en Martinszug.
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Auch die Gesamtschu­le war einmal mehr mit zahlreiche­n Schülern im Martinszug vertreten.
 ??  ?? Bunte und leuchtende Farben dominierte­n in der ganzen Innenstadt. Die Fackelbaue­r hatten sich viel Mühe gemacht.
Bunte und leuchtende Farben dominierte­n in der ganzen Innenstadt. Die Fackelbaue­r hatten sich viel Mühe gemacht.
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Ein schöner Anblick: Die Burg im Hintergrun­d, davor Kinder, die sichtlich viel Spaß haben.
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Das Dreigestir­n darf natürlich auch nicht fehlen: St. Martin und seine beiden Herolde sind bei allen Kindern beliebt.

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