Rheinische Post Krefeld Kempen
Kindheitstraum schlägt Scheidungsgrund
Das neue Prinzenpaar heißt Peter II. und Brigitte I. Das Ehepaar Wolters tritt die Nachfolge von Rainer I. und Angelika I. an.
KEMPEN Die Vorfreude leuchtet aus ihren Gesichtern. Peter und Brigitte Wolters ist die Begeisterung anzusehen, als sie in den Ratssaal des Kempener Rathauses eintreten. „Unser neues Prinzenpaar. Peter II. und Brigitte I.“, begrüßt KKV-Präsident Heinz Börsch das Kempener Ehepaar. Drei Jahre haben Peter und Brigitte Wolters das Geheimnis mit sich herumgetragen, in das sie selbst ihre Kinder Bastian und Hanna-Marie erst in diesem Sommer einweihten.„Die drei Enkelkinder wussten es aber nicht. Die hätte sich verplappert“, meint Brigitte Wolters lachend.
Eigentlich ist es ein kleines Wunder, dass sich der Kindheitstraum von Peter Wolters nach vielen aktiven Jahren im Karneval nun doch erfüllt hat. „Meine Frau wollte nie. Das wäre ein Scheidungsgrund gewesen“, plaudert der 66-Jährige aus dem Nähkästchen. Ein lachendes Nicken von seiner gleichaltrigen Frau bestätigt die Aussage. Sie sei eine Person, die lieber im Hintergrund arbeitete und nicht so eine „Rampensau“wie ihr Mann. Die Entscheidung, doch das Ornat zu tragen, fiel beim Karnevalszug 2015 in St. Tönis, und zwar als der Prinzenwagen an den beiden vorbei rollte. Mit einem sehnsuchtsvollen „Ach Gitti. Guck mal“wandte sich Wolters an seine Frau. Sie sagte im Gegensatz zu sonstigen ähnlichen Situationen nichts, was er als Zustimmung auffasste. Im Schatten des Prinzenwagens stellte er seiner Frau den Antrag, ob sie Prinzessin werden wollte und schickte danach sofort per Handy eine Benachrichtigung an den KKV.
Eine Woche später gab es die Zustimmung und damit fing eine schwierige Zeit für das Ehepaar an. „Es war schlimm. Wir mussten so viel lügen. Daher waren wir vorhin auch zur Absolution in der Kirche“, meint Brigitte Wolters. Es habe manche schlaflose Nacht gegeben. Teils vor Freude, teils vor Sorge, weil sie die Frage quälte, ob sie das wirklich könne, so im Rampenlicht zu stehen. Doch die Zweifel sind verschwunden, die Begeisterung überwiegt. „Es ist eine große Freude. Es werden drei wunderbare Jahre“, empfängt Bürgermeister Volker Rübo das zukünftige Prinzenpaar voller Herzlichkeit. Wobei Wolters mit seine 1,94 Meter wohl der größte Prinz in der Geschichte des närrischen Kempens ist. Der Kempener, ehemals in der Finanzleistungsbranche tätig – Börsch war 15 Jahre sein Vorgesetzter -, ist kein Unbekannter. Seit 2009 gehört er dem Elferrates Kolping an, dessen Sitzungspräsident er seit 2010 ist. Wobei er trotz Prinzenleben die Sitzungen weiter moderieren wird. „Ich hatte zwei Vorstellungsgespräche bei Heinz. Einst mein berufliches, dann mein närrisches“, erzählt Wolter. Er spricht von einer gesunden Nervosität, die da sei. Ansonsten fühle er sich hervorragend. Etwas, dem sich seine Frau anschließen kann. Sie hat dabei eine besondere Verbindung zur Stadt Kempen. Die ehemalige Erzieherin ist nämlich nach der Pensionierung für zehn Stunden in den Beruf zurückgegangen und arbeitet nun in der Kita „Paul und Pauline“. Daher befürchtet Heinz Kox vom Vorstand des KKV schon jetzt besondere Erschwernisse beim Sturm aufs Rathaus. Dann der große Moment. Börsch öffnet eines der Fenster im Ratssaal. Der Blick fällt auf einen Buttermarkt voller Narren, einige sogar kostümiert. „Jetzt ist es klar. Wir haben ein neues Prinzenpaar“, ruft er in die Menge hinunter.Kaum sind die Wolters ans Fenster getreten und begrüßen mit einem dreifachen Helau die Menschen, bricht der Jubel los. Helau-Rufe schallen durch das Zentrum von Kempen.