Rheinische Post Krefeld Kempen
Ein selbstbestimmtes Leben für Ältere
In unserer Serie beleuchten wir die Schwerpunkte des St.-Irmgardis-Krankenhauses. Zum Auftakt: die Geriatrie.
VIERSEN (RP) Am St.-Irmgardis-Krankenhaus Süchteln gibt es eine eigene Klinik, die sich mit den Erkrankungen älterer Menschen beschäftigt: die Geriatrie, wie Altersmedizin auch genannt wird. „Wir wollen älteren Menschen – trotz ihrer teils schweren Erkrankungen – ein möglichst selbstbestimmtes Leben ermöglichen und ihnen helfen, ihre Ziele zu verwirklichen“, ist Hanns-Peter Klasens Credo. Seit fast fünf Jahren leitet er die Klinik, die er auf- und ausgebaut hat als Chefarzt.
Mit einem Team von drei Oberärztinnen und -ärzten, vier Assistenzärzten, einem fast 50-köpfigen Team aus Physiound Ergotherapeuten, Logopäden und geriatrischen Pflegekräften übernimmt er die Nachbehandlung von Patienten, die altersbedingt an mehreren Erkrankungen leiden. Sie kommen sowohl aus dem eigenen als auch aus anderen Häusern in seine Klinik, in der 60 Betten zur Verfügung stehen.
Meistens leiden sie unter mehrfachen gesundheitlichen Problemen (wieWundheilungsstörungen nach Operationen) und bleiben zwischen 14 und 21 Tagen. Wie ausgezeichnet der Ruf der Klinik und des Teams ist, zeigt auch die durchschnittliche Auslastung mit rund 90 Prozent. Mehr als 1000 Patienten werden jedes Jahr betreut.
Bei jedem Patienten wird zunächst sein Zustand erfasst. Sowohl von der medizinischen Seite, als auch, was Mobilität, Selbsthilfe, Wahrnehmung und Hanns-Peter Klasen ist seit vier Jahren Chefarzt der Klinik für Geriatrie. Der 57-Jährige ist verheiratet,Vater einer Tochter und stolzer Großvater einer gerade geborenen Enkelin. Er lebt mit seiner Frau in Düsseldorf. Mit Oldtimer restaurieren, Fotografieren und Badminton spielen verbringt er seine Freizeit.
Warum wollten Sie Arzt werden?
Durch den Zivildienst wurde mein Interesse am Umgang mit kranken Menschen geweckt. Deshalb habe ich meinen Wunsch, Biologie zu studieren, aufgegeben und bin zur Medizin gewechselt.
Welchen Mediziner bewundern Sie?
Meine ehemaligen Oberärzte – besonders für die Geduld, mir etwas beizubringen.
Ist Chefarzt ein Traumberuf?
Medizinisch und inhaltlich ja. Leider wachsen die bürokratischen und politischen Anforderungen von vielen Seiten an. Das nimmt ein wenig von der Freude am Beruf.
Warum ist es in Süchteln so schön?
Hier arbeite ich mit einem motivierten, guten und freundlichen Team zusammen. Auch habe ich im St.-Irmgardis-Krankenhaus gute Möglichkeiten, die Klinik für Geriatrie aufzubauen und weiter zu entwickeln. Gefühls-Fähigkeiten angeht. Damit sie ihre Ressourcen optimal nutzen lernen, legt Hanns-Peter Klasen mit ihnen gemeinsam Ziele fest, die zu erreichen sind. „Dabei muss der Patient aktiv helfen, denn mit ihm können wir viel erreichen – ohne ihn nichts“, macht er deutlich.
Eine typische Geriatrie-Patientin ist Ruth Jacobs. Sie kam nach einigen, teils lebensbedrohlichen Operationen von einem anderen Krankenhaus nach Süchteln. Mit einem offenen Bein,Wundheilungsstörungen am Bauch und einem Loch am Ende des Steißbeins. Das war so tief, dass man bis auf den Knochen sehen konnte. Aufstehen oder Gehen war nicht möglich.
Auch mit ihr wurden Ziele festgelegt – dazu gehörte zunächst, selbstständig auf den Rollstuhl zu
rutschen, die Toilette zu benutzen und sich die Zähne wieder selbst zu putzen. KeineWoche später war das schon erreicht. „Es ist so herrlich, dass ich alles wieder machen kann“, erzählt sie. Die neuenWünsche sind jetzt größer. „Ich möchte wieder laufen können und nach Hause zu meinem Mann, meinen Söhnen und Enkeln“, sagt sie lachend.
Alle Therapie-Disziplinen kommen bei Ruth Jacobs zum Einsatz, denn sie hatte „viele Baustellen“. „Durch die lange Zeit im Krankenhaus und ihren vielen Operationen ist beim Muskelaufbau großer Nachholbedarf. Die Wundheilung am Bein, Bauch und Steiß macht gute Fortschritte“, betont Lumturije Preniqi, Leitende Oberärztin der Geriatrie. Ruth Jacobs fühlt sich in der Geriatrie in Süchteln sehr gut aufgehoben. „Alle fühlen mit mir“, lobt sie die gesamte Mannschaft. „Es ist ein tolles Team.“