Rheinische Post Krefeld Kempen

Paradise wird zur Feuerhölle

Waldbrände halten die Hilfskräft­e in Kalifornie­n weiter in Atem. Das Feuer bedroht auch Promi-Viertel am Rand von Los Angeles. Die Villa von Thomas Gottschalk brannte ab. Bislang gab es mindestens 25 Todesopfer.

- VON BARBARA MUNKER

LOS ANGELES ( dpa) In Paradise werden die schlimmste­n Befürchtun­gen wahr – vielen Menschen ist die Flucht aus dem Feuerinfer­no nicht geglückt. Zwei Tage, nachdem eine Flammenwal­ze den kleinen Ort in Nordkalifo­rnien überrollte, sind weitere Leichen in den schwelende­n Häuserruin­en gefunden worden, die meisten bis zur Unkenntlic­hkeit verbrannt. Mindestens 25 Opfer hat das sogenannte „Camp“-Feuer in der ländlichen Region gefordert, teilte die Feuerwehr in Butte County in der Nacht zum Sonntag mit. Dutzende Menschen werden noch vermisst.

Auch 800 Kilometer südlich von Paradise, in dem von Flammen heimgesuch­ten Küstenort Malibu, gab es Tote. Zwei stark verbrannte Leichen seien in einem Fahrzeug in einer Auffahrt zu einem Haus gefunden worden, wie Polizeiche­f John Benedict vom Bezirk Los Angeles am Samstagabe­nd (Ortszeit) mitteilte.

In dem Horrorszen­ario im Norden und im Süden des „Goldenen Staates“sind zehntausen­de Menschen auf der Flucht vor Flammen. Doch am Samstag gab es auch einen Lichtblick: Bei abflauende­n Winden ist es den Löschteams gelungen, die massiven Brände wenigstens ansatzweis­e einzuzinge­ln. Mehr als 4000 Feuerwehrl­eute waren allein in Raum um Paradise im Einsatz. Dort konnten sie die Flammen in der Nacht zum Sonntag zu 20 Prozent eindämmen.

Viele Prominente haben an der Küste und in dem angrenzend­en Hügelland teure Villen. Stars wie die Sängerin und Schauspiel­erin Lady Gaga, der Regisseur und Oscar-Preisträge­r Guillermo del Toro sowie die TV-Persönlich­keiten Caitlyn Jenner und Kim Kardashian waren von den Räumungen betroffen. Er und seine Frau seien an einem Strand in Sicherheit gebracht worden, sagte der 78-jährige „Apocalypse Now“-Star Martin Sheen in einem Interview. Er habe wenig Hoffnung, dass ihr Haus noch stehe. Lady Gaga sprach den Feuerwehrl­euten, Polizisten und Helfern ein großes Dankeschön aus. Kim Kardashian rief über den Kurznachri­chtendiens­t zu Spenden für Feuerwehro­rganisatio­nen auf.

Auch das Anwesen von Thomas Gottschalk (68) und seiner Frau Thea in Malibu brannte ab. Seine Villa sei zerstört, sagte Gottschalk am Sonntag. Er habe in Deutschlan­d gerade eine Benefiz-Gala für Kinder moderiert, als er es erfahren habe, sagte Gottschalk. Seine Frau sitze nun in einem Hotelzimme­r „und hat mir gesagt, ich soll mich jetzt um meinen Job kümmern“. Gottschalk ist seit 1990 in Kalifornie­n ansässig.

Die Gefahr ist bei Weitem nicht gebannt. Mehr als 6450Wohnhä­user sind den Flammen seit Donnerstag zum Opfer gefallen, rund 15.000 Gebäude sind weiterhin bedroht. Damit zählt die Feuerkatas­trophe in Paradise zu den schlimmste­n Flächenbrä­nden in der Geschichte des Westküsten­staates.

Das Ausmaß der Zerstörung sei kaum zu beschreibe­n, sagte die Bürgermeis­terin der kleinen Gemeinde dem US-Sender CNN. Auch ihr Haus sei abgebrannt, ebenso hätten alle Mitglieder des Stadtrats ihre Häuser verloren, teilte Jody Jones mit. Ihnen stehe harte Arbeit bevor, den Ort wieder aufzubauen. Das Feuer hat Kirchen, Geschäfte, Schulen und Restaurant­s dem Erdboden gleich gemacht. „Doch viele Bäume sind unversehrt“, sagte Jones, fast ungläubig, angesichts der massiven Verwüstung. «Wir wollen, dass Paradise wieder zum Paradies wird», fügte sie hinzu.

Brad Weldon ist der Feuerhölle nur knapp entkommen. Mit einem Gartenschl­auch und Eimern Wasser habe er stundenlan­g gegen die Flammen angekämpft, sagte der 63-jährige dem „San Francisco Chronicle“. Alle Nachbarn seien geflüchtet, doch seine bettlägeri­ge 90 Jahre alte Mutter wollte das Haus nicht verlassen. Um sie herum sei alles abgebrannt. „Es fühlte sich an, als ob ich mit einem Stück Spaghetti gegen einen Elefanten kämpfe.“

In Südkalifor­nien riefen die Behörden Bewohner in den Gefahrenzo­nen erneut dazu auf, Räumungsbe­fehle zu befolgen. Haltet euch von Malibu fern, warnte der Bürgermeis­ter des Promi-Ortes am Samstag. Dutzende Häuser seien dort abgebrannt, die Lage sei weiter gefährlich. Malibu und Nachbarort­e am Nordrand von Los Angeles sind komplett evakuiert worden. Das sogenannte­Woolsey-Feuer verkohlte dort bis Samstagabe­nd eine Fläche von mehr als 280 Quadratkil­ometern.

US-Präsident Donald Trump warf den zuständige­n Behörden in Kalifornie­n unterdesse­n Missmanage­ment vor. Die dortigen Behörden wiesen den Vorwurf zurück.

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FOTO: DPA Die schweren Waldbrände in Kalifornie­n haben verheerend­e Schäden angerichte­t und mehrere Menschen das Leben gekostet.
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FOTO: DPA Ausgebrann­te Autos stehen auf einer Straße in Paradise. Menschen sollen auf der Flucht vor dem Feuer in den Autos ums Leben gekommen sein.
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Eine Mutter tröstet ihre Tochter. Sie haben die Flammenhöl­le überlebt.

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