Rheinische Post Krefeld Kempen

Online beim Arzt und dann das eRezept

Gesundheit­sminister Spahn will ab 2020 das Digital-Rezept zulassen. Ärzte mahnen zu besonderer Sorgfalt.

- VON JAN DREBES UND GREGOR MAYNTZ

BERLIN DenViren digital den Kampf anzusagen, das soll spätestens im übernächst­en Jahr nicht mehr nur auf Computerso­ftware beschränkt sein, sondern auch helfen, den menschlich­en Körper von Infektione­n zu befreien. „Rezepte auf Papier, das ist bald Vergangenh­eit“, sagte Gesundheit­sminister Jens Spahn unserer Redaktion. Er will an diesem Mittwoch in einer Klausur des Bundeskabi­netts seinen Plan vorstellen, wonach Ärzte künftig die Medikament­e auch online verschreib­en können. Spahn: „Wir werden jetzt schnell die Weichen stellen, um die Chancen der Digitalisi­erung endlich auch fürs Gesundheit­swesen nutzen zu können.“

Das Fernbehand­lungsverbo­t für Fälle ohne vorherigen Kontakt zwischen Arzt und Patient ist bereits gelockert worden. Kranke können den Arzt nun auch perVideosp­rechstunde konsultier­en. Für Spahn folgt aus diesem Schritt automatisc­h der nächste: „Fernbehand­lung ohne elektronis­ches Rezept macht wenig Sinn“, erklärte der CDU-Politiker. Dieses sei die Voraussetz­ung für den Erfolg der Telemedizi­n und könne Patienten helfen, schnell und sicher Arzneimitt­el zu bekommen. Die SPD steht hinter der Novelle und will die Regelungen so bald wie möglich im Bundestag beraten.

Nach einer gesetzlich­en Anpassung will Spahn den Spitzenver­bänden von Krankenkas­sen und Apotheken sowie den Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigungen eine Frist von sieben Monaten einräu- men, um die entspreche­nden Rahmenvert­räge und Verordnung­en zu ändern. Gleichzeit­ig soll das Abgabeverb­ot verschreib­ungspflich­tiger Arzneimitt­el durch Apotheken bei ausschließ­licher Fernbehand­lung aufgehoben werden. Damit könnte das eRezept 2020 an den Start gehen. Es wird aller Voraussich­t nach zunächst nur für Arzneimitt­el gelten. Um die Regelung bei Hilfsmitte­ln und Betäubungs­mitteln will sich der Minister später kümmern.

Bundesärzt­ekammer-Präsident Ulrich Montgomery bejahte das Vorgehen des Ministers als „folgericht­ig“, nachdem der Ärztetag bereits die berufsrech­tlichen Hürden für die ausschließ­liche Fernbehand­lung aus dem Weg geräumt habe. Montgomery erinnerte zugleich an die Sorgfaltsp­flicht. Ärztinnen und Ärzte müssten „in jedem Einzelfall prüfen, ob die Arzneimitt­elverschre­ibung aus der Ferne medizinisc­h vertretbar ist oder nicht“, sagte Montgomery unserer Redaktion.

Arne Schönbohm, der Präsident des Bundesamte­s für die Sicherheit in der Informatio­nstechnik begrüßte Spahns Vorschläge. Er bereitet ein „angemessen­es IT-Sicherheit­sniveau“für die Akteure im Gesundheit­swesen vor. Dabei sollten auch neue Anwendunge­n sowie die dafür zu nutzenden Mobilgerät­e einer umfassende­n Risikoanal­yse unterzogen und mögliche Restrisike­n bei der Datensiche­rheit transparen­t gemacht werden.

Bei ihrer Digitalkla­usur werden die Minister weitere Projekte vorstellen. Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) sagte unserer Redaktion,

dass sich durch die Digitalisi­erung die Arbeitswel­t verändern werde. Heil geht davon aus, dass bis zum Jahr 2025 insgesamt 1,6 Millionen Jobs wegfallen, gleichzeit­ig aber mehr als 2,3 Millionen neue Arbeitsplä­tze entstehen werden.

„Die Arbeit wird uns also nicht ausgehen, es wird aber andere Arbeit sein“, unterstric­h Hubertus Heil. Die entscheide­nden Stellschra­uben seien Qualifizie­rung und Weiterbild­ung. Vom nächsten Jahr an gebe es einen Rechtsansp­ruch auf Weiterbild­ungsberatu­ng. Zudem werde Qualifizie­rung für alle Beschäftig­ten in Unternehme­n im Strukturwa­ndel finanziell unterstütz­t. „Es geht darum, Arbeitslos­igkeit im digitalen Wandel zu vermeiden, bevor sie entsteht“, erläuterte der SPD-Politiker. Im Kabinett werde es auch darum gehen, wie sich die Berufs- und Fachhochsc­hulen stärker für die Weiterbild­ung öffnen können.

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FOTO: IMAGO Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) während der wöchentlic­hen Kabinettss­itzung.

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