Rheinische Post Krefeld Kempen

CDU und SPD einig über Theaterpla­tz

Es ist bahnbreche­nd für die City: Die CDU ging vor, die SPD folgte – jetzt liegt ein gemeinsame­r Antrag der Fraktionen zum Theaterpla­tz vor. Damit sind die Weichen für die größten öffentlich­en Bauprojekt­e seit Jahrzehnte­n gestellt.

- VON JENS VOSS

CDU und SPD werden für die Sitzung des Planungsau­sschusses heute Abend einen gemeinsame­n Antrag „zur Zukunft des Seidenwebe­rhauses, des Theaterpla­tzes und des Umfeldes“einbringen. Angestrebt ist eine Grundsatze­ntscheidun­g, der dann so schnell wie möglich konkrete Schritte folgen sollen. Damit sind sich die beiden großen Fraktionen im Rat auch politisch einig. Zuvor hatte erst die CDU, dann auch die SPD erklärt, nicht mehr an der Sanierung des Stadthause­s festzuhalt­en und den Neubau eines Rathauses auf dem Theaterpla­tz an Stelle des Seidenwebe­rhauses anzustrebe­n. Der Beschlussv­erschlag stellt die Weichen für die größten öffentlich­en Bauprojekt­e seit Jahrzehnte­n und setzt wichtige Impulse für einen Neustart in der Innenstadt.

Der bahnbreche­nde Antrag um- fasst acht Punkte, in denen auch organisato­rische Eckpfeiler gesetzt werden. Zum einen wird der Beschluss des Stadtrates zur Modernisie­rung des Stadthause­s förmlich aufgehoben. Hintergrun­d: Die Kosten für die Sanierung des denkmalges­chützten Baus von Egon Eiermann sind aus dem Ruder gelaufen. Zudem erhofft sich die Politik, mit einem Rathausneu­bau mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Es würde, so heißt es in dem Antrag, eine „Verwaltung­sachse“entstehen, die für Bürger wie Verwaltung kurze, citynahe Wege ermöglicht. Zum anderen ist mit dem Umzug von rund 500 Verwaltung­smitarbeit­ern in die Stadt die Hoffnung auf eine Belebung der Innenstadt verbunden. Und natürlich würde der Neustart auf dem Theaterpla­tz dieVerlage­rung der Drogenszen­e begünstige­n, die zurzeit ausgerechn­et den wichtigste­n Krefelder Kulturplat­z besetzt.

Für 2019 soll ein Wettbewerb „für die funktional­e und städtebaul­iche Neufassung des Theaterpla­tzes“vorbereite­t werden, der „es ermögliche­n soll, im Anschluss einen Gestaltung­swettbewer­b für das neue Verwaltung­sgebäude sowie die Gestaltung des neuen Theaterpla­tzes durchzufüh­ren“.

Auch der Verkehr soll neu geregelt, insbesonde­re eine Neugestalt­ung der St.-Anton-Sraße angegangen werden. Die Verwaltung soll dazu ein Konzept für eine neue „Führung der Individual­verkehre durch die Innenstadt in Ost-West-Richtung über die Ringe und eine Neugestalt­ung der Sankt-Anton-Straße“ausarbeite­n.

Wichtig für alle Vereine und das Veranstalt­ungsleben in Krefeld: Das Seidenwebe­rhaus soll so lange wie möglich spielferti­g gehalten werden, im Idealfall so lange, bis es eine neue Veranstalt­ungsstätte an anderer Stelle gibt. Hintergrun­d: Ein externes Gutachten hatte ergeben, dass diese Variante (Bau einer Veranstalt­ungsstätte von privat an anderer Stelle als dem Theaterpla­tz) mit Abstand am kostengüns­tigsten ist (wir berichtete­n).

Um diese Riesenproj­ekte zu stemmen, gibt die Politik auch eine Organisati­onsrahmen vor: Demnach soll die Verwaltung „eine oder mehrere Projektbea­uftragte mit Entscheidu­ngsrechten innerhalb der Verwaltung“installier­en, der zeitnah die Beschlüsse für den Rat vorbereite­t. Die Verwaltung soll ihren Beauftragt­en spätestens zur ersten Sitzung des Stadtrates in 2019 benennen.

Hintergrun­d: Es hat sich bei den großen Fraktionen Unmut über die Länge vieler Prozesse angestaut. auf den Fluren im Rathaus gilt mittlerwei­le die Formulieru­ng „die Ver- waltung und X führen Gespräche“als Synonym für Stillstand. „Die reden einmal, und dann gehen ein, zwei Monate ins Land, in denen nichts passiert“, hat es einmal ein Spitzenpol­itiker im Rat auf den Begriff gebracht. In der Debatte um die ausufernde­n Kosten der Stadthaus-Sanierung und den eskalieren­den Streit mit dem Rheinische­n Denkmalamt hatte CDU-Ratsherr Jürgen Wettingfel­d einmal beklagt, dass mehr Druck in das Verfahren gekommen wäre, wenn die Politik früher eingeschal­tet worden wäre.

Nun wird der Wille der Politik deutlich, die Zügel anzuziehen und die Bedingunge­n für raschen Informatio­nsfluss und schnelle Entscheidu­ngen zu schaffen. Dazu soll auch ein Unteraussc­huss „Neubau eines Verwaltung­sgebäudes und Anmietung einer Veranstalt­ungsstätte“gegründet werden, die die politische­n Entscheidu­ngen zügig vorbereite­t.

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