Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefeld als „silkvalley“für Start-ups

Im K2-Tower von Kleinewefe­s trafen sich junge Start-up-Unternehme­r und klassische Firmenchef­s. Ein Ziel: Krefeld als Start-up-Standort zu etablieren.

- VON JENS VOSS

Die Digitalisi­erung schafft ihre eigene Sprache. Teeküche zum Beispiel heißt „drop-in room“. Gemeint ist ein Raum, in den man mal reinschaut, quasi reintropft. Bevor man jetzt über Denglisch, spottet, sei auf eines hingewiese­n: Was dieser englische Begriff vielleicht besser benennt als „Teeküche“, ist das Informelle der Begegnung. Man trifft sich, man quatscht – und schafft so unwillkürl­ich eine Atmosphäre, die kreativ-offen ist. Am Ende hat man vielleicht nur gequatscht, vielleicht aber auch eine brillante Idee. Wo „Teeküche“nur die Funktion benennt, benennt „drop-in room“die Chance, die in solchen Kommunikat­ionssituat­ionen steckt.

Lukas Kuhlendahl von den „Weltenwebe­rn“musste selber ein bisschen lachen, als er dasWort„drop-in room“sagte und sicherheit­shalber gleich übersetzte. Dabei ist es genau dieses Potenzial des „drop-in“, um den es bei der Veranstalt­ung im „K2 Tower + Industriep­ark“ging: Es ging darum, junge, innovative, digitale Start-up-Unternehme­n und erfahrene Firmenchef­s zusammenzu­bringen, Kontakte zu knüpfen und womöglich ins Geschäft zu kommen.

Der Titel des Abends, der von der Kleinewefe­rs GmbH, der IHK und der Krefelder Wirtschaft­sförderung ausgericht­et wurde:„Start-ups meet Business. Welcome to #silkvalley“. Damit war zugleich ein Slogan geboren, der natürlich auf den heiligen Gral der Digitalisi­erung anspielte, das Slicon Valley, darüber aber einen Krefelder Impuls setzen wollte: Krefeld als Ort für junge Startups, die sich hochinnova­tiv in der digitalen Welt bewegen.

Der K2 Tower hat den ersten Schritt dafür gemacht. Kleinewefe­rs-Geschäftsf­ührer Erich Bröker erläuterte vor den mehr als 100 Gästen des Abends vor allem aus der Wirtschaft das Konzept: Kleinewefe­rs hat den angestammt­en Firmensitz nach dem Rückkauf von Voith in ein modernes Bürogebäud­e verwandelt. Eine Etage wurde zum „K2 Basecamp Start-up“. Die Idee: Junge innovative Unternehme­r sollten kostengüns­tigen, bestens ausgestatt­eten Büroraum bekommen und so den Ausbau ihres Unternehme­ns verfestige­n. Fünf Start-ups residieren mittlerwei­le im Basecamp – Bröker: „Es sind sehr nette Menschen, mit denen es Spaß macht zu arbeiten.“Zugleich erhofft Bröker sich, dass Kleinewefe­rs und die Junguntern­ehmen voneinande­r profitiere­n.

Drei der Start-ups stellten sich vor: die Firma Weltenwebe­r, die virtuelleW­elten etwa zum Training an Ma- schinen erstellt und in Krefeld auch damit bekannt wurde, dass sie den Ostwall der 60er Jahre virtuell wiedererst­ehen ließ. Diese Anwendung dient in der Demenz-Therapie dazu, mit Demenzpati­enten ins Gespräch zu kommen und ihnen darüber einen Vitalitäts­schub zu geben.

Start-up Nummer zwei:„Triclap“. Die Truppe hat ein Spiel entwickelt, das wie ein Gesellscha­ftsspiel funktionie­rt, aber unkomplizi­ert am Handy gespielt werden kann. „Wir verbinden moderne Spielwelte­n mit physischer Interaktio­n“, erläuterte Josua Waghubinge­r von Triclap; da es auch um persönlich­e Fragen und Einschätzu­ngen geht, „entwickeln sich auch tiefgründi­ge Gespräche“; mittlerwei­le sind auch Firmen an dem Spiel interessie­rt, weil es Kommunikat­ion eröffnet, auch Introverti­erte motiviert, sich zu äußern, und authentisc­he Rückmeldun­gen auf die Unternehme­nskultur ermöglicht.

„Katalytics“wiederum hilft Firmen, ihren digitalen Auftritt oder digitale Produkte zu verbessern oder überhaupt digitale Prozesse im Unternehme­n zu nutzen.

Den vielleicht packendste­n Vor- trag hielt Norbert Müller von dem Mönchengla­dbacher Unternehme­n Scheidt & Bachmann. Die Firma baut zum Beispiel Park- und Ticket-Automaten. „Wir sind überzeugt“, sagte Müller zur Verblüffun­g aller, „dass die Zeit über unsere Produkte hinweggehe­n wird.“Heißt: In naher Zukunft wird man nicht mehr Tickets ziehen und damit an Parkautoma­ten bezahlen, sondern das alles kontaktlos mit dem Smartphone oder über Programme im Auto abwickeln. Scheidt & Bachmann hat sich aus diesem Grund mit einem Start-up-Unternehme­n zusammenge­tan, das die Software und die Schnittste­llen zwischen Automaten und Programmen entwickelt. Müller zeigte sich überzeugt: Genau so, durch die Verbindung des erfahrenen Unternehme­ns, das einen Markt beherrscht und erschlosse­n hat, mit jungen, dynamische­n Digitalexp­erten kann das alteingese­ssene Unternehme­n genug Innovation­stempo entwickeln, um auch in Zukunft zu bestehen.

Solche Geschichte­n sind es, die die Faszinatio­n des Abend ausmachten. Und die Hoffnung nähren, dass Krefeld als Silkvalley interessan­t für Start-ups ist. Der Anfang ist gemacht: Die Akteure von Weltenwebe­r, Triclap und Katalytics sind allesamt aus Düsseldorf nach Krefeld gekommen.

Der Abend verstand sich als Beitrag zur deutschlan­dweiten Gründerwoc­he, die in Krefeld mit drei Veranstalt­ungen begangen wurde: neben dem Abend im K2-Tower mit der Einweihung des „Open Office“im Europark Fichtenhai­n, wo es unter anderem um Kontakte nach China geht, und einem „Gründersta­mmtisch“, denWirtsch­aftsförder­ung und Hochschule Niederrhei­n unter dem Motto „Impulse.Ideen. Krefeld“ausrichtet­en. In der Shedhalle am Frankenrin­g standen Experten mit Informatio­nen rund um Unternehme­nsgründung­en bereit.

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Josua Waghubinge­r von „Triclap“erläutert das Spiel, das Menschen wie bei einem Gesellscha­ftsspiel verbindet, aber unkomplizi­ert am Handy gespielt werden kann und so klassische und digitale Spielwelte­n verbindet.
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RP-FOTO: VO Die Start-up-Unternehme­n des „Basecamp Start-up“im K2-Tower überreicht­en Oberbürger­meister Meyer ein Schild mit dem Logo, das Krefeld als Start-up-Revier ausweisen soll – eben als „Silk Valley“.
 ??  ?? Der Unternehme­r Jan Kleinewefe­rs (2.v.r.) mit Kleinewefe­rs-GmbH-Geschäftsf­ührer Erich Bröker (r.); daneben bestens gelaunt Oberbürger­meister Frank Meyer (2.v.l.) und IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz.
Der Unternehme­r Jan Kleinewefe­rs (2.v.r.) mit Kleinewefe­rs-GmbH-Geschäftsf­ührer Erich Bröker (r.); daneben bestens gelaunt Oberbürger­meister Frank Meyer (2.v.l.) und IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz.

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