Rheinische Post Krefeld Kempen
Frisör Musculus entscheidet, wer trifft
Den Sieg in Braunschweig kann der KFC Uerdingen aufgrund der Länderspielpause ein paar Tage länger genießen. Dass Christian Dorda ein Tor schießt, hat Seltenheitswert, und kommt trotzdem nicht überraschend.
Vor dem Spiel in Braunschweig war es mal wieder so weit. Lucas Musculus brachte zum Training seine Haarschneidemaschine mit. Christian Dorda setzte sich nach der Übungseinheit bereitwillig auf den Stuhl und ließ sich von seinem Mannschaftskollegen die Haare schneiden. Das blieb nicht ohne Folgen. Nein, keine Sorge, Christian Dorda wurde von Frau und Kindern wieder erkannt. Die Frisur war okay. Aber der linke Verteidiger erzielte beim 2:0-Sieg in Braunschweig den wichtigen Führungstreffer für die Uerdinger.
Was hat jetzt der Haarschnitt mit dem Tor in Braunschweig zu tun? „Ja, das ist eine lustige Geschichte“, erzählt Christian Dorda. „Es war das dritte Mal, dass Muskel einem Spieler die Haare geschnitten hat. Vor dem Spiel in Münster hat er Tanju Öztürk die Haare geschnitten und er hat ein Tor gemacht.Vor dem Spiel in Osnabrück hat er Christopher Schorch die Haare geschnitten und er hat ein Tor erzielt. Diesmal hat er mir die Haare geschnitten und ich habe getroffen. Das ist unglaub- lich.“Dass Dorda getroffen hat, ist beinahe ebenso unglaublich, denn es war erst sein zweites Drittliga-Tor im 52. Spiel. Das erste hatte er am 22. August 2015 im Trikot von Hansa Rostock beim VfL Osnabrück er- zielt, das damals zum Sieg ausgereicht hatte. Dass er über drei Jahre auf sein zweites Tor warten musste, stört ihn nicht. „Wer die Tore schießt, ist doch völlig egal“, sagte er, nachdem er bei der Doping- probe erfolgreich bestanden hatte. „Es war ein sehr wichtiges Spiel in Braunschweig – für die Mannschaft, den Trainer und den Verein.“
Der Uerdinger Sieg sei verdient gewesen. „Wir haben eine starke Leuistung gezeigt und zu Null gespielt“, meinte Dorda, der einfach nur glücklich war. Und er verwies darauf, wie eng es nicht nur an der Tabellenspitze, sondern in den meisten Spielen zugeht. „In Osnabrück haben wir uns zwei individuelle Fehler geleistet, die prompt zwei Gegentore zur Folge hatten. Heute haben die Braunschweiger einen Bock geschossen, den Ali zum 2:0 genutzt hat.“
Tatsächlich sind es immer wenige Szenen, die über einen Spielverlauf entscheiden. Hätte Braunschweigs Stürmer die Eintracht in Führung gebracht und KFC-Torhüter René Vollath nicht pariert, wäre es schwieriger für die Blau-Roten geworden. Hätte der Niedersachse Burmeister den Elfmeter verwandelt und Vollath nicht quasi in die Arme geschossen, wäre die Schlussphase heiß geworden.
Auf der anderen Seite ist es eben auch ein Zeichen von Qualität, wenn der KFC seine Chancen konsequent nutzt – wie Dorda mit dem beherzten Distanzschuss oder Ibrahimaj, der allein vor Torhüter Kruse eiskalt vollstreckte. Das sind die kleinen, aber entscheidenden Unterschiede, die über den Ausgang der extrem engen Begegnungen in der Dritten Liga entscheiden.
Nur gut, dass der KFC den Hobby-Frisör Musculus in seinen Reihen hat. Dessen Dienste dürften künftig noch gefragter sein als bisher. Möglicherweise müssen die Kollegen demnächst sogar bei ihm für einen Termin nachfragen.Wer möchte mal ein Tor schießen? Bitte bei Musculus melden.