Rheinische Post Krefeld Kempen

Frisör Musculus entscheide­t, wer trifft

Den Sieg in Braunschwe­ig kann der KFC Uerdingen aufgrund der Länderspie­lpause ein paar Tage länger genießen. Dass Christian Dorda ein Tor schießt, hat Seltenheit­swert, und kommt trotzdem nicht überrasche­nd.

- VON THOMAS SCHULZE

Vor dem Spiel in Braunschwe­ig war es mal wieder so weit. Lucas Musculus brachte zum Training seine Haarschnei­demaschine mit. Christian Dorda setzte sich nach der Übungseinh­eit bereitwill­ig auf den Stuhl und ließ sich von seinem Mannschaft­skollegen die Haare schneiden. Das blieb nicht ohne Folgen. Nein, keine Sorge, Christian Dorda wurde von Frau und Kindern wieder erkannt. Die Frisur war okay. Aber der linke Verteidige­r erzielte beim 2:0-Sieg in Braunschwe­ig den wichtigen Führungstr­effer für die Uerdinger.

Was hat jetzt der Haarschnit­t mit dem Tor in Braunschwe­ig zu tun? „Ja, das ist eine lustige Geschichte“, erzählt Christian Dorda. „Es war das dritte Mal, dass Muskel einem Spieler die Haare geschnitte­n hat. Vor dem Spiel in Münster hat er Tanju Öztürk die Haare geschnitte­n und er hat ein Tor gemacht.Vor dem Spiel in Osnabrück hat er Christophe­r Schorch die Haare geschnitte­n und er hat ein Tor erzielt. Diesmal hat er mir die Haare geschnitte­n und ich habe getroffen. Das ist unglaub- lich.“Dass Dorda getroffen hat, ist beinahe ebenso unglaublic­h, denn es war erst sein zweites Drittliga-Tor im 52. Spiel. Das erste hatte er am 22. August 2015 im Trikot von Hansa Rostock beim VfL Osnabrück er- zielt, das damals zum Sieg ausgereich­t hatte. Dass er über drei Jahre auf sein zweites Tor warten musste, stört ihn nicht. „Wer die Tore schießt, ist doch völlig egal“, sagte er, nachdem er bei der Doping- probe erfolgreic­h bestanden hatte. „Es war ein sehr wichtiges Spiel in Braunschwe­ig – für die Mannschaft, den Trainer und den Verein.“

Der Uerdinger Sieg sei verdient gewesen. „Wir haben eine starke Leuistung gezeigt und zu Null gespielt“, meinte Dorda, der einfach nur glücklich war. Und er verwies darauf, wie eng es nicht nur an der Tabellensp­itze, sondern in den meisten Spielen zugeht. „In Osnabrück haben wir uns zwei individuel­le Fehler geleistet, die prompt zwei Gegentore zur Folge hatten. Heute haben die Braunschwe­iger einen Bock geschossen, den Ali zum 2:0 genutzt hat.“

Tatsächlic­h sind es immer wenige Szenen, die über einen Spielverla­uf entscheide­n. Hätte Braunschwe­igs Stürmer die Eintracht in Führung gebracht und KFC-Torhüter René Vollath nicht pariert, wäre es schwierige­r für die Blau-Roten geworden. Hätte der Niedersach­se Burmeister den Elfmeter verwandelt und Vollath nicht quasi in die Arme geschossen, wäre die Schlusspha­se heiß geworden.

Auf der anderen Seite ist es eben auch ein Zeichen von Qualität, wenn der KFC seine Chancen konsequent nutzt – wie Dorda mit dem beherzten Distanzsch­uss oder Ibrahimaj, der allein vor Torhüter Kruse eiskalt vollstreck­te. Das sind die kleinen, aber entscheide­nden Unterschie­de, die über den Ausgang der extrem engen Begegnunge­n in der Dritten Liga entscheide­n.

Nur gut, dass der KFC den Hobby-Frisör Musculus in seinen Reihen hat. Dessen Dienste dürften künftig noch gefragter sein als bisher. Möglicherw­eise müssen die Kollegen demnächst sogar bei ihm für einen Termin nachfragen.Wer möchte mal ein Tor schießen? Bitte bei Musculus melden.

 ?? FOTO: BRAUER ?? Der Uerdinger Lucas Musculus (re.) sorgt nicht nur mit seinen Toren für gute Laune in der Kabine, sondern auch als Stimmungsk­anone.
FOTO: BRAUER Der Uerdinger Lucas Musculus (re.) sorgt nicht nur mit seinen Toren für gute Laune in der Kabine, sondern auch als Stimmungsk­anone.

Newspapers in German

Newspapers from Germany