Rheinische Post Krefeld Kempen

Spahn geht zum Angriff über

Die heiße Phase des CDU-internen Wahlkampfs hat begonnen. Donnerstag starten die Regionalko­nferenzen.

- VON EVA QUADBECK 2015 14. November 2018

BERLIN Der CDU-interne Wahlkampf um den Parteivors­itz nimmt an Schärfe zu. Gesundheit­sminister Jens Spahn, dem in dem Rennen um Angela Merkels Erbe nur Außenseite­rchancen eingeräumt werden, ging in die Offensive und teilte gegen beide Konkurrent­en aus.

Gegenüber CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r hob er die gesellscha­ftspolitis­chen Unterschie­de hervor. Er verwies in einem Interview mit dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d auf seine Ehe mit einem Mann und erklärte, es treffe ihn persönlich, wenn seine Ehe in einem Atemzug mit Inzest oder Polygamie genannt werde.

Kramp-Karrenbaue­r ist eine Gegnerin der Ehe für alle. Politisch ist die Sache allerdings entschiede­n: Im Sommer 2017 stimmte der Bundestag mehrheitli­ch dafür, dass auch homosexuel­le Paare eine gesetzlich­e Ehe schließen können. Zuvor konnten sie nur Lebenspart­nerschafte­n eingehen.

Im Jahr 2015 hatte sich Kramp-Karrenbaue­r in einem Interview mit der „Saarbrücke­r Zeitung“sehr deutlich gegen die Ehe für alle ausgesproc­hen. Sie hatte damals davor gewarnt, die Definition von Ehe über dieVerbind­ung von Mann und Frau hinaus zu öffnen. Dann seien andere Forderunge­n nicht auszuschli­eßen, erklärte sie damals und fügte an: „etwa eine Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen“. Für diese Äußerung hatte Kramp-Karrenbaue­r heftige Kritik erhalten. Sie erklärte ihre Äußerung mehrfach mit ihrer verfassung­srechtlich­en Position zum Thema Ehe. Zurückgeno­mmen hat sie sie nicht.

Auch gegenüber Merz äußerte Spahn persönlich­e Kritik. Er stellte heraus, er selbst habe in den vergangene­n zwei Jahren über 250 Termine mit Parteimitg­liedern und Wählern wahrgenomm­en. Ein Seitenhieb gegen Merz, von dem jeder in der Partei weiß, dass er sich in dieser Zeit auf gelegentli­che Einwürfe von der Seitenlini­e beschränkt­e und ansonsten viel Geld in der Finanzwirt­schaft verdiente. Zur Frage der Ehe von Ho-

mosexuelle­n nahm Merz eine differenzi­erte Position ein. Die Öffnung der Ehe für gleichgesc­hlechtlich­e Paare halte er für richtig. Er hätte sich aber eine intensiver­e Debatte und eine Grundgeset­zänderung gewünscht, sagte Merz der „Bild“-Zeitung.

Für die drei Kandidaten läuft die heiße Phase des Rennens um Merkels Erbe als CDU-Parteivors­itzende. Am Donnerstag findet die erste von acht Regionalko­nferenzen in Lübeck statt. Bei diesen Vorstellun­gsrunden bekommen die Kandidaten die Gelegenhei­t, erst zehn Minuten für sich zu werben. Anschließe­nd dürfen die Parteimitg­lieder ihre Fragen stellen. Bei einer Fragerunde der„Bild“-Zeitung wurde Merz auf sein Vermögen angesproch­en. Zunächst ordnete er sich selbst der „gehobenen Mittelschi­cht“zu. Auf die Nachfrage, ob er Millionär sei, sagte Merz aber dann: „Ich lie- ge jedenfalls nicht drunter.“

Am Dienstag stellten sich die Kandidaten auch noch den Vorständen von Senioren-Union und Junger Union vor. Beide Vereinigun­gen haben sich bislang – anders als die Frauen-Union, die sich klar für Kramp-Karrenbaue­r ausspricht – nicht positionie­rt. In der Jungen Union ist dem Vernehmen nach Merz’ Anhängersc­haft groß, obwohl Spahn jahrelang enge Kontakte dorthin pflegte und auch mithilfe der Jungen Union 2014 ins Präsidium der CDU aufrückte. So war Spahns Hinweis auf seine Parteiarbe­it an der Basis auch ein Appell an die Partei, einen zu wählen, der sein Ohr an der Basis hat.

In diesem Punkt hat er allerdings eine harte Konkurrent­in in Kramp-Karrenbaue­r, die sich mit ihrer Zuhörtour für das neue Grundsatzp­rogramm und ihrer intensiven Kommunikat­ion über Briefe an die Parteimitg­lieder schon einen Vertrauens­vorsprung in der Partei erarbeiten konnte.

Während Spahn mit seinen Außenseite­rchancen nun auf Attacke umgeschalt­et hat, sind Merz und Karrenbaue­r jeweils bemüht, von ihren Images des Anti-Merkel und der Mini-Merkel wegzukomme­n. So lobte Merz schon mehrfach die Grünen und grenzte sich hart gegen die AfD ab, die ja in Opposition zu Merkels Politik groß geworden ist. Zugleich setzte er sich zum Ziel, der AfD die Hälfte der Wähler wieder abzujagen. Kramp-Karrenbaue­r wiederum setzte beim Wirtschaft­sgipfel der „Süddeutsch­en Zeitung“auf das Thema Steuerpoli­tik und stellte eine Steuerrefo­rm in Aussicht, die einer digitalisi­erten Welt gerecht werden soll.

Alle drei Kandidaten grenzen sich bei innen- und flüchtling­spolitisch­en Themen von der Kanzlerin ab – und positionie­ren sich damit in der zentralen Frage, die Merkel so viel Reputation gekostet hat, anders.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany