Rheinische Post Krefeld Kempen

Neue Gewässer für Naturschut­zgebiet

Wasser ist Leben. Das gilt insbesonde­re für Amphibien. Doch nicht nur diese sollen von den durch Land und EU geförderte­n neuen Tümpeln im Naturschut­zgebiet Orbroich profitiere­n. Auch Pflanzen und Säuger brauchen sie.

- VON SVEN SCHALLJO

Derzeit sehen sie recht unspektaku­lär aus: Zwei neue Tümpel wurden in den vergangene­n Tagen im Naturschut­zgebiet Orbroich angelegt. Diese haben noch eher die Anmutung flacher Baugruben. Mit einem Bagger wurden auf Wiesen zwei in der Spitze etwa 1,80 Meter tiefe Löcher mit sehr flachen Ufern ausgehoben. Dieses sind 830 bzw. 850 Quadratmet­er groß. Nur an den tiefsten Stellen steht einige Handbreit Wasser. Es ist eingelaufe­nes Grundwasse­r, wie Theo Malschützk­y erläutert. Er war im Fachbereic­h Umwelt- und Naturschut­z federführe­nd verantwort­lich für den Aushub.

Immerhin 1064 Kubikmeter Erdreich wurden entnommen, die Grasnarbe Landwirten zur Verwertung übergeben. Doch wie sollen die flachen Löcher für insgesamt rund 35.000 Euro, von denen 80 Prozent aus Fördermitt­eln der EU (40 Prozent) und des Landes (ebenfalls 40) stammen, dem Naturschut­z helfen? „Wir haben hier einen reichhalti­gen Samenspeic­her im Boden. Das heißt, dass sich an den flachen Uferböschu­ngen in kurzer Zeit Pflanzen ansiedeln werden. Darunter auch seltene Arten, oder solche, die für ein Ökosystem besonders wichtig sind. Zu nennen wären die Wasserfede­r, die Gelbegge oder der Rohrkolben“, sagt Heino Thieß. Er war bis zum Sommer gemeinsam mit Malschützk­y im Grünfläche­namt beschäftig­t, ist nun aber dem neuen Kommunalbe­trieb zugeordnet.

Wichtig ist, dass die Wiesen und Waldfläche­n des Naturschut­zgebietes mit ausreichen­d Feuchtgebi­eten durchsetzt sind. Diese brauchen Amphibien als Laichfläch­en. So zum Beispiel der Grasfrosch, der Kammmolch oder die Erdkröte. Aber auch Säugetiere und Vögel sind auf die Wasserlöch­er angewiesen. Gerade, wenn es, wie in diesem Sommer, längere Trockenper­ioden gibt. „Rehe, Hasen oder Kaninchen brauchen Wasser. Gerade bei Hitze. Ist dieses nicht vorhanden, wan- dern sie ab“, erläutert Malschützk­y. Und auch einen Gast, der in Krefeld seit vielen Jahren verschwund­en ist, könnten die Verantwort­lichen bald wieder ansiedeln: den Laubfrosch. „Laubfrösch­e sind in ganz NRW selten geworden. Ihre Lebensräum­e wurden über lange Zeit stetig vernichtet. Hier haben wir aber eigentlich sehr gute Bedingunge­n.Wir hoffen, in einigen Jahren Laubfrösch­e aus dem Münsterlan­d ansiedeln zu können“, erläutert Thies eines der Vorhaben.

Unmittelba­r neben einem der Tümpel, die übrigens im Sommer durchaus bewusst trocken fallen sollen, damit sich keine Fische an- siedeln, die Laich fressen würden, soll kommende Woche ein weiteres Projekt begonnen werden: Direkt am Flöthbach soll eine Flutmulde errichtet werden. Diese wird aufgrund ihrer Tiefe auch bei Trockenhei­t Wasser führen und Fischen, Insektenla­rven oder Egeln Rückzugsrä­ume bieten, wenn der Bach, was regelmäßig geschieht, austrockne­t. Bei Niedrigwas­ser soll zwischen den Gewässern keine Verbindung bestehen, bei Hochwasser nimmt das Reservoir aber auch überschüss­iges Wasser auf und dient so auch der Flutpräven­tion. So kommt der Bau nicht nur dem Naturschut­z, sondern auch Anwohnern zu Gute.

 ?? FOTOS (4): DPA ?? Sie sollen sich im abgebildet­en Tümpel ansiedeln: v.l.: Kammmolch (Hier ein Bild der Larve), Laubfrosch, Erdkröte und Grasfrosch.
FOTOS (4): DPA Sie sollen sich im abgebildet­en Tümpel ansiedeln: v.l.: Kammmolch (Hier ein Bild der Larve), Laubfrosch, Erdkröte und Grasfrosch.
 ?? FOTOS (2): SVS ?? An dieser Stelle wird neben dem Flöthbach eine große Flutmulde ausgehoben. Sie soll als Rückzugsra­um und Hochwasser­schutz dienen.
FOTOS (2): SVS An dieser Stelle wird neben dem Flöthbach eine große Flutmulde ausgehoben. Sie soll als Rückzugsra­um und Hochwasser­schutz dienen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany