Rheinische Post Krefeld Kempen

„Stille Orte“sind heute nicht mehr still

„Sucher und Finder“ist die erste große Retrospekt­ive des Fotografen und Gestalters Volker Döhne überschrie­ben. Die Ausstellun­g im Kaiser-Wilhelm-Museum blickt auf 42 Jahre künstleris­cher Arbeit.

- VON CHRISTINA SCHULTE

Über 150 Fotos aus den Augen von Volker Döhne: Es ist eine äußerst sehenswert­e Ausstellun­g im Kaiser-Wilhelm-Museum, mit der ein Blick auf 42 Jahre künstleris­cher Arbeit geworfen wird. „Sucher und Finder“ist die erste große Retrospekt­ive des Fotografen und Gestalters, der 38 Jahre am KWM gewirkt hat.

Das Museum zeigt in der ersten Etage 15 fotografis­che Reihen und dazu Plakate, Kataloge und Künstlerbü­cher, die Döhne entworfen und teilweise auch selbst gefertigt hat. Volker Döhne wurde 1953 in Remscheid geboren, absolviert­e nach der Schule eine Lehre als Schriftset­zer und studierte anschließe­nd, in den 70er Jahren, an der Kunstakade­mie in Düsseldorf bei Bernd Becher. Becher und seine Frau Hilla begründete­n mit ihren Aufnahmen von Fachwerkhä­usern und vor allem Industrieb­auten aus der Region in jener Zeit die Düsseldorf­er Fotoschule. Sie zeichnet sich durch sachliche Konzepte und strenge Formauffas­sung aus.

Dass die Bechers seine Lehrer waren, sieht man Döhnes Fotografie­n an. Aber, das betonte Museumslei­terin Katia Baudin, „man erkennt in seinen Arbeiten die Systema- tik der Beobachtun­gen. Und man sieht auch die Seele und die Persönlich­keit.“Döhne habe sich von den strengen Formen der Bechers weiterentw­ickelt.

Im Museum sind zwölf Reihen gehängt, die sich jeweils einem Thema widmen und auch sehr vielWitz enthalten können. So zum Beispiel eine über Eck gehängte Folge von Blicken auf die Rückbänke von Autos. Döhne hat hier eine erstaunlic­he Fülle von bemerkensw­erten Beladungen der Pkws zusammenge­stellt. Übrigens in Farbe, womit er aus der Becher-Schule heraustrat.

„Ohne Titel. Bunt“hat er eine Reihe benannt, auf der die Neonfarben Gelb, Grün, Orange für Autos hervorstec­hen. Kleine Wagen – große Wirkung. Sehr viel hat er sich mit Architektu­r befasst: „Stille Orte“inzwischen mit Sicherheit verschwund­en, „Kleine Eisenbahnb­rücken“aus der Region oder der Krefelder„Westwall“zeigen Döhnes liebevolle­n Blick auf alltäglich­e Dinge. Womit er sicher auch ein „Weißt Du noch?“oder „Ach, ja!“beim Betrachter hervorruft.

Drei weitere Werkreihen befassen sich in Sonderheit mit dem Architekte­n Mies van der Rohe. Fotos von seinen Bauten in der Seidenstad­t bilden die erste, der Golfclub auf dem Egelsberg (2013) die zweite und„Moving Mies“, die sich mit der Renovierun­g der Villen befasst, die dritte. Diese Aufnahmen sind derzeit auch in großem Format auf Krefelder Litfaßsäul­en zu sehen – Döhne ist also auch in der Stadt präsent. „Sein privater Blick ragt in den öffentlich­en Raum hinein“, sagt dazu Sylvia Martin. Die stellvertr­etende Leiterin des KWM hat die Ausstellun­g kuratiert. Beeindruck­end ist auch der Blick auf zwei Plakatwänd­e: „Hier sind 38 Jahre Arbeit zu sehen“, sagt der Gestalter zufrieden. Von den zahlreiche­n Kunstbüche­rn aus seiner Hand befasst sich eines mit Gursky: „Als ich das für meinen Kommiliton­en gestaltet habe, kannte ihn noch kaum einer“, sagt Döhne. Auch Candida Höfer war in dieser Klasse. Unbedingt sehenswert!

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Volker Döhne, der „Sucher undFinder“.

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