Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Polizei sucht diese Männer
Die Düsseldorfer Ermittler haben Räuber und Vergewaltiger auf dem neuen landesweiten Internetportal zur Fahndung ausgeschrieben. Gesucht werden dort aber auch die Besitzer von Diebesgut – und die Identität eines Toten.
Seit Montag ist das Fahndungsportal der NRW-Polizei online. Und immer wieder bricht es zusammen, so oft wird die Seite seitdem aufgerufen. Auch das Düsseldorfer Präsidium hofft, dass unter den vielen Menschen, die sich die meistgesuchten Verbrecher des Landes (oder deren Phantombilder) anschauen, auch solche sind, die Antworten für die Fahnder haben. Bislang sind aber die entscheidenden Hinweise noch nicht eingegangen.
Da ist der Tote im Krankenhaushemd, der im März im leerstehenden Muskator-Gebäude im Hafen gefunden wurde. Der Mann mit den auffallenden Tätowierungen (unter anderem eine Sonne auf der Schulter und ein Drache auf dem Oberschenkel) ist bis heute nicht identifiziert. Vielleicht erkennt jemand im Netz seine markanten Tatoos.
Noch länger zurück liegt der Überfall auf einen Tankstellenpächter in Bilk, der im Oktober 2017 auf dem Weg zur Sparkasse ausgeraubt wurde. Die Täter flüchteten zu Fuß bis zur Dagobertstraße, wo sie in einen Audi SUV umstiegen.
Nach und nach werden weitere ungeklärte Fälle der Düsseldorfer Polizei im Fahndungsportal präsentiert. Zum Start aber setzen die Fahnder vor allem bei den weniger lang zurückliegenden Taten auf die Öffentlichkeit.
Gesucht werden so die Männer, die am 14. Oktober, einem Sonntag, am frühen Morgen eine junge Frau verfolgten, die an der Morsestraße aus der Straßenbahn gestiegen und zu Fuß über die Cornelius- in Richtung Färberstraße gegangen war. In Höhe der Hildebrandtstraße hatten drei Männer sie angegriffen, einer hatte sie unter dem Gejohle seiner Kumpane begrapscht und ihr T-Shirt zerrissen. Die Täter rannten davon, als sie laut um Hilfe schrie.
Einen an Parkinson erkrankten Mann überfielen am 5. September zwei Männer in einer Spielothek am Burgplatz, wo er mittags an einem Automaten spielte. Die Räuber stießen ihn samt seinem Stuhl um und flüchteten mit seiner Geldbörse. Die warfen sie weg, nachdem sie die Geldscheine herausgenommen hatten. Um einen Raub geht es auch bei der Fahndung nach drei jungen Männern, die von einer Überwachungskamera gefilmt wurden, als sie am 29. Oktober kurz nach Mitternacht einen Kiosk in Holthausen erst ausbaldowerten, um dann eine halbe Stunde später den Angestellten mit einem Messer zu bedrohen und auszurauben.
Ebenfalls auf der Fahndungsliste: ein Mittzwanziger, der in den frühen Morgenstunden des 2. September (Sonntag) versuchte, eine 21-Jährige zu vergewaltigen. Die war von der Ratinger Straße in Richtung Tonhalle unterwegs, als der Mann sie an der Eiskellerbergstraße von hinten packte und zu Boden riss. Er schlug auf sie ein, ließ erst von ihr ab, als sie ihn in die Hand biss. Durch besondere Brutalität zeichnete sich auch ein Räuber aus, der am 20. Juli im Hofgarten versuchte, einer Frau die Handtasche zu entreißen. Weil sie die Tasche nicht losließ, schleifte er die auf den Boden gestürzte Frau mehrere Meter weit hinter sich her.
Ausdrücklich gewarnt wird vor einem mutmaßlichen Nordafrikaner, der am 20. Juli den Mitarbeiter eines Handyladens in Unterbilk mit einer Waffe niedergeschlagen haben soll. Wer ihn sieht, sollte ihn nicht ansprechen, sondern direkt die Polizei anrufen, weil er möglicherweise immer noch bewaffnet ist.
Frauen stehen derzeit nicht auf der Top-Fahndungsliste der Düsseldorfer Polizei. Die sucht aber nicht nur nachVerbrechern, sondern hofft auch, die Besitzer von Schmuckstücken zu finden, die sie vor zwei Jahren bei einer Diebesbande sichergestellt hat. Und sie sucht auf dem neuen Portal nach einem blauen Fahrrad der Marke Cube, das 500 Euro wert ist. Das hatte ein Räuber einem Zwölfjährigen auf dem Schulhof des Geschwister-Scholl-Gymnasiums weggenommen.
Hinweise (wuk) Augenmaß bewies das Jugendgericht gestern im Prozess gegen einen Koch. Sechs Monate lang hatte der 20-Jährige als Auszubildender bei seinem Brötchengeber in 30 Fällen heimlich Nahrungsmittel mitgehen lassen, aber auch je fünf Teller, Gabel, Löffel und Gläser. „Aus reinster Not“, wie er zugab. Der Jugendrichter war von den skurrilen Umständen und dem Geständnis so angetan, dass er dasVerfahren eingestellt hat. Gegen die Auflage, dass der Koch seinem Ex-Betrieb jetzt 100 Euro zahlt.
Unverschuldet sei der Angeklagte in Not geraten, habe die Lebensmittel nur deshalb eingesteckt, sie mit zwei Kumpanen einer Wohngemeinschaft in Unterbilk dann verzehrt. Einer der Mitbewohner sei nämlich spielsüchtig gewesen. Bis das nach drei Monaten auffiel, habe er die Miete für die Wohngemeinschaft verzockt statt das Geld zu überweisen. Damit das Trio nicht vor leerem Kühlschrank saß, wurde der völlig unbescholtene Koch-Azubi an seinem Arbeitsplatz zum Dieb.
Die Liste der Beutestücke erinnert an einen Wochenend-Einkauf: fünf bis sechs Möhren, eine Flasche Mayonnaise, ein Beutel Nudeln, eine Handvoll Tomaten, Apfelsaft, ein Stück Butter oder auch sechs Flaschen Mineralwasser.