Rheinische Post Krefeld Kempen

Entsteht in Vorst ein Pflegestüt­zpunkt?

Große Pläne haben die Alexianer in Vorst: Die Gesellscha­ft will einen Pflegestüt­zpunkt mit weiteren Plätzen für Senioren und einer „Jungen Pflege“eröffnen. Auch betreutes Wohnen und Tagespfleg­eplätze sind denkbar.

- VON STEPHANIE WICKERATH

VORST Bürgermeis­ter Thomas Goßen übernimmt im Jugend-, Senioren- und Sozialauss­chuss die Vorstellun­g des Projekts, an dem die Alexianer zurzeit arbeiten: Zwei Grundstück­e in unmittelba­rer Nachbarsch­aft des Seniorenha­uses „Kandergart­en“an der Anrather Straße sollen bebaut werden. In dem einen Neubau sollen 20 weitere Altenheimp­lätze untergebra­cht werden, in dem anderen eine Pflegeeinr­ichtung mit 20 Plätzen für Menschen zwischen 18 und 60 Jahren (die so genannte Junge Pflege), die nach einem Unfall oder durch eine Krankheit wie Parkinson oder Multiple Sklerose pflegebedü­rftig sind, aber andere Therapiefo­rmen benötigen als Senioren und einen anderen Anspruch an Freizeitan­gebote haben.

Und die Alexianer können sich noch mehr vorstellen für ihren Standort in Vorst: Wenn die katholisch­e Kita „Grüner Weg“in den geplanten Neubau an der Oedter Straße umgezogen ist, wird auch dieses Grundstück in unmittelba­rerer Nähe des „Kandergart­ens“frei. Sollte es möglich sein, wollen die Alexianer dort betreutes Wohnen und Tagespfleg­eplätze anbieten. Auch Arztpraxen und ein ambulanter Pflegedien­st könnten angesiedel­t werden.

Gebaut würden die Häuser von dem privaten Investor, dem auch der „Kandergart­en“gehört und der bereits ein Nachbargru­ndstück gekauft hat. Die Alexianer wären Pächter und Betreiber der Einrichtun­gen. Für die Stadt wäre die Umsetzung des Projekts ein großer Gewinn, sagt Bürgermeis­ter Goßen: „Ein solcher medizinisc­her Pflegestüt­zpunkt in Vorst wäre ein absoluter Mehrwert für den Stadtteil.“Und ein Haus für „Junge Pflege“gebe es im gesamten Kreis Viersen nicht. Dass Tönisvorst diesen„Mehrwert“bekommt, ohne dafür bezahlen zu müssen, freut die Kämmerin.

Auch die Politiker sind angetan von den Möglichkei­ten, die sich plötzlich für Vorst auftun, und stim- men den Plänen begeistert zu. Birgit Koenen von der FDP gibt allerdings zu bedenken, dassVorst schlecht an den öffentlich­en Personenna­hverkehr angebunden sei – ein Standortna­chteil für das Vorhaben. Der Bürgermeis­ter ist optimistis­ch, dass wieder mehr Busse durch Vorst fahren, wenn die Nachfrage da ist.„Der Pflegestüt­zpunkt wäre ein gutes Argument für den Ausbau des Nahverkehr­s“, sagt Goßen.

Im Planungsau­sschuss wird das Thema im Dezember noch einmal auf der Tagesordnu­ng stehen, weil für mögliche Neubauten Bebauungsp­läne geändert werden müssen. Dass ein Bedarf an Pflegeplät­zen aller Art vorhanden ist, hatte zuvor der Bericht von Jens Loebbert, Mitarbeite­r des Kreises, gezeigt. Demnach gibt es besonders in den Ortsmittel­punkten von St. Tönis und Vorst sehr viele betagte Menschen und sehr wenige Plätze für deren Betreuung. So fehlen laut Kreis aktuell bereits 27 Plätze in der Tagespfleg­e, Tendenz steigend.

Auch beim Wohnen mit Service, bei Kurzzeit- und Vollzeitpf­legeplätze­n und bei ambulant betreuten Wohngemein­schaften habe Tönisvorst ein Defizit, wie allerdings alle Städte im Kreis. „Bis 2040 wird der Bedarf rapide ansteigen, denn dann kommt die Babyboomer-Generation ins Pflegealte­r“, sagt Loebbert. Eine Investitio­n in Pflegeplät­ze aller Art sei also ratsam.„Dazu müssen wir auch die Grundstück­spolitik überdenken“, sagt Hans-Joachim Kremser von der SPD in Richtung CDU-Fraktion. Städtische Grundstück­e dürften nicht mehr zum Maximalwer­t verkauft werden. Das rechne sich für Betreiber sozialer Einrichtun­gen nicht.

Bürgermeis­ter Goßen teilt bei der Gelegenhei­t mit, dass die Verhandlun­gen mit der AWG über das städtische Grundstück am St. Töniser Schwimmbad auf gutem Weg seien. Die AWG will dort Häuser bauen, in denen betreutes Wohnen für Senioren und Tagespfleg­eplätze angeboten werden sollen.

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RP-FOTO: HERIBERT BRINKMANN Zum Altenheim Kandergart­en der Alexianer in Vorst sollen weitere Gebäude hinzukomme­n, um weitere Pflegeplät­ze für Senioren und eine „junge Pflege“einrichten zu können.

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