Rheinische Post Krefeld Kempen
Ökumene und wie sie entstand
Diese Tage im November sind herbstlich und nachdenkenswert. Man freut sich, wenn man von draußen aus der Kälte in die Wärme kommt, trinkt einen wärmenden Tee und kann den Bäumen dabei zusehen, wie ihre Farbe wechselt.
Vor mehr als 300 Jahren ereignete sich an einem 16.11.1632 ein denkwürdiges Ereignis, voller roter und schwarzer Erinnerungen, was mir wahrscheinlich ermöglicht, als evangelischer Pfarrer diesen Text zu schreiben. Der Retter des mitteleuropäischen Protestantismus im 30-jährigen Krieg, König Gustav II. Adolf von Schweden, besiegte die Truppen des Kaisers bei Lützen. Gustav II. Adolf war auf den europäischen Kontinent gekommen, um die Evangelischen vor einer vernichtenden Niederlage zu bewahren. Wallenstein, der große kaiserliche Feldherr, Bewahrer seiner katholischen Majestät, verließ das Schlachtfeld als Verlierer. Doch der schwedische König konnte seinen Sieg nicht auskosten, er starb.
Der protestantische-katholische Konflikt ging noch bis 1648 und dem Westfälischen Frieden in Münster und Osnabrück. Aber hier bei Lützen am 16.11.1632 wurden die Weichen für das gestellt, was wir heute überall vorfinden und in unserem Leben als selbstverständlich empfinden. Dass Menschen beider Konfessionen zusammenleben, arbeiten und unter Gottes Wort Gutes tun. Ökumene heißt das Schlagwort, übersetzt: „die ganze bewohnte Welt“.
Gemeinsam Wege auf dieser bewohnten Welt gehen, sich helfen und gemeinsam die Stadt und das Land besser und gerechter und friedvoller machen. So finden überall in guter Ökumene gemeinsame Veranstaltungen und Feiern statt, aber wir erinnern uns getrennt an die Verstorbenen. Katholisch eher Allerseelen, evangelisch am Ewigkeitssonntag. Doch zwischendurch brauchen wir Austausch, Ansprache und Räume zum Nachdenken. Ein schönes Projekt ist das in diesem Jahr entstandene Erinnerungsfrühstück in Fischeln in der Markuskirche, wo Menschen beider Konfessionen gemeinsam vorbereiten, Menschen aus beiden Konfessionen gemeinsam Trauerarbeit leisten. Offen für alle Menschen, selbstverständlich ökumenisch. Das hätten sich Wallenstein und Gustav II. Adolf nicht träumen lassen.
Und wenn es Herbst wird und man sich an die Vergangenheit erinnert, dann zünden Sie doch mal ein Kerze an und erinnern sich an die guten Menschen aus der Vergangenheit. Denn Jesus Christus spricht: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“