Rheinische Post Krefeld Kempen
Kleiner Auszug aus dem Buch „Mit Humor“
„Und wat da sonst so noch alles op dä Dießem gewesen ist: Die St. Antoniuskirche in einem vorher sündigen Tanz- und Vergmügungssaal - die Spiel- und Tummelstraße für Groß und Klein - das krankenhaus „Maria Hilf“und das Alexianerkloster mit den stets jilfsbereiten Ordensbrüdern - die vielen originellen, unangepassten Spaßvögel, besonders der Schuster Hages mit der roten Schnapsnase, der einmal in fremden Schuhen an einem Sonntag die„heilige Messe“besuchte und den staunenden Brüdern und Schwestern geantwortet hat, dass er die Schuhe eines Kunden nur deshalb trage, weil die Sohlen seiner Meinung nach nicht ausreichend verschlissen wären. Herrliche Typen auch: Die Melkslena - der„jecke Karl von Füting“- der taube Kohlenhändler„Schmetze Rich“mit Lachsalven auslösenden Verwechslungen - der alte Mann, der immer sonntags von Kneipe zu Kneipe arschierte und in seinemWeltschmerz stets sang:„Die alten Straßen noch, die alten Häuser noch, doch die alten Freunde, die sind nicht mehr“- der stehs sin- gende Schrott- und Lumpensammler Stammsen Eu auf dem Bock seines Pferdewagens - die aahl Rongs, die aahl Grapschvott op dä Schrottplatz und noch mehr herrliche unvergessene Typen ....Das einst positiv Verrückte op dä Dießem und die christliche Hilfe und Fürsorge in Maria Hilf und im Kloster, das war eine gute liebens- und lebenswerte Mischung, das hat den Oberdießem ausgezeichnet - mit fünf Kneipen, die immer geöffnet waren - hoch die Tassen - mit viel gesang: „Ein Prosit der Gemütlichkeit“. Das war einmal, das kommt nicht wieder, das war zu schön, um wahr zu sein...“
„Mit Humor“von Autor Werner Kisters, ISBN 978-3-7448-8286-6.