Rheinische Post Krefeld Kempen

Sabotage an Hochsitzen — Jäger empört

In Brüggen und Nettetal haben Unbekannte die Dunkelheit genutzt, um neun Hochsitze zu beschädige­n. Für Jäger kann dies zur tödlichen Falle werden. Die Polizei ermittelt, doch bisher gibt es keine Spur zu den Tätern.

- VON DANIELA BUSCHKAMP

NETTETAL/BRÜGGEN Das hat Reinhold Heußen (78) in seinen 40 Jahren als Schriftfüh­rer der Jagdgenoss­enschaft Nettetal-Kaldenkirc­hen noch nicht erlebt: „Bisher hatten wir keine Probleme mit zerstörten Hochsitzen.“Doch das hat sich geändert.

Zwei Hochsitze sind in der Nacht von Freitag, 9. November, auf den folgenden Samstag in den Kaldenkirc­hener Jagdrevier­en zerstört worden, weitere sieben waren es im angrenzend­en Revier in Brüggen-Bracht. Unbekannte haben „Hochsitze angesägt, Bänke herausgeri­ssen, Plexiglass­cheiben zerschlage­n, Leitern und Geländer zerstört“, beschreibt Kevin Bonnacker, Vorsitzend­er des Hegerings Kaldenkirc­hen. Der Schaden wird auf einige zehntausen­d Euro geschätzt.

Das Risiko für die Jäger kann jedoch tödlich sein, warnt Bonnacker: „Oft sieht man nicht, dass ein Hochsitz angesägt wurde. Wenn der Hochsitz umkippt, kann solch ein Unfall zu schweren Verletzung­en oder sogar zum Tod führen.“Was nicht jeder wisse: Die Jagd diene einem Zweck. Jäger würden gezielt gegen die Schweinepe­st aktiv sein, seien deshalb oft im Wald unterwegs.

Für die Polizei ist die Zerstörung von Hochsitzen eher selten. „In diesem Jahr gab es drei Vorfälle: im April, Oktober und die jüngsten im November“, sagt Polizeispr­echer Wolfgang Goertz. Die Schneise der zerstörten Jagdsitze im Grenzwald ist 14 Kilometer lang und reicht bis zur niederländ­ischen Grenze. Ob es sich in allen Fällen um denselben Täter handelt, ob es ein Einzeltäte­r oder eine organisier­te Gruppe war, kann die Polizei nach den bisherigen Ermittlung­en nicht eingrenzen. „Die Täter nutzen meist die Dunkelheit, werden daher selten gesehen“, sagt Goertz. Die Hochsitze liegen zudem derart versteckt imWald. Es sei wahrschein­lich, dass die Täter sich auskennen: „Eine Suche wäre zu aufwändig“, so der Polizeispr­echer. Zudem müssten sie Werkzeuge dabei haben.

Die Jäger in Kaldenkirc­hen und Brüggen sind laut Kevin Bonnacker verärgert, können sich wenig vor der Gefahr und den Vandalismu­s schützen. „Kontrollen sind schwierig.“Die Untere Jagdbehörd­e des Kreises rät allen Jägern ebenfalls zur Vorsicht: „Aus jüngster Erfahrung werden alle Jäger bei Drückjag-

den angehalten, selbst noch einmal die Trittsiche­rheit und Standfesti­gkeit der Ansitze zu prüfen.“Anders als etwa die ehrenamtli­che Naturschut­zwacht der Naturschut­zbehörde sei ein spezieller Außendiens­t für regelmäßig­e Kontrollen der Unteren Jagdbehörd­en gesetzlich nicht vorgesehen.

„Auch wir werden das Thema untereinan­der nochmal besprechen“, sagt Kevin Bonnacker. Reinhold Heußen hofft indes auf aufmerksam­eWaldbesuc­her, die Auffällige­s bei der Polizei melden. Die Kaldenkirc­hener Jäger haben bereits die Untere Jagdbehörd­e und die Polizei eingeschal­tet. Doch die Tätersuche sei schwierig: „Mitarbeite­r der Jagdbehörd­en ermitteln den Sachverhal­t im Rahmen der Möglichkei­ten und sind dabei häufig auf die Fakten und Beweismate­rial wie Fotos angewiesen, die Privatpers­onen und Polizei ermitteln und weitergebe­n“, erklärt der Kreis.

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RP-FOTO: J. KNAPPE Kevin Bonnacker, Vorsitzend­er des Hegerings Kaldenkric­hen, steht neben einem der gezielt zerstörten­Hochsitze.

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