Rheinische Post Krefeld Kempen
Erbsensuppe, Püfferken und Martinstüte
Wenn sich in Oedt der Martinszug in Bewegung setzt, dann ist die ganze Gemeinde auf den Beinen. Eine Traditionsveranstaltung mit ganz viel Atmosphäre.
OEDT Ein buntes Durcheinander von Laternen ist auf dem Schulhof der Oedter Grundschule zu sehen. BauchigeVögel mit großen Kulleraugen, orangefarbenen Füßen und jeder Menge bunter Federn schwirren durch die Luft. Ein Stückchen weiter sind es Eulen mit Papiergefieder. Dazwischen leuchten Pergamentfaltlaternen mit Stern- und Martinsmotiven. Die Klasse 3e hat Raketen gebaut, und die Erstklässler tragen Ufos vor sich her. Bei den Viertklässlern hat hingegen Monet Einzug gehalten. Die Schüler haben sich mit dem Impressionismus auseinandergesetzt und Laternenkunstwerke aus Ölkreide und Transparentpapier geschaffen – angelehnt an die Werke des berühmten Malers.
Grundschüler, begleitet von ihren Eltern, suchen ihre Klassen. Langsam, aber sicher formieren sich die einzelnen Schulstufen und bilden einen langen Lichterzug in Richtung Schwarzer Graben,wo schon Musiker und St. Martin samt seinen Herolden hoch zu Ross Einzug gehalten haben und die Zugspitze bilden. Kinder und Erwachsene säumen dicht gedrängt den Zugweg, wobei auch in deren Händen etliche selbst gebastelte Laternen hell erstrahlen. Es leuchtet aus Schäfchen, Igeln und Feuerwehrautos heraus. Es scheint, als wäre ganz Oedt auf den Beinen. Die Häuser am Zugweg sind nahezu alle liebevoll geschmückt. La- ternen und Teelichter wetteifern mit den Fackeln im Zug.
Bei Familie Kawalikus/Hörschkes leuchten indes nicht nur Kerzen und große Martinslaternen. Ein jedes Fenster zur Straße ist mit einer Martinsszene geschmückt.„Das machen wir seit acht Jahren und freuen uns jedes Jahr darüber, wie gut unsere Dekoration ankommt“, sagt Silvia Kawalikus. Am Gänsebrunnen liegt der Geruch von Glühwein und Püfferken in der Luft. Der Stamm Sankt Vitus Oedt der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg hat an dem Denkmal einen seiner drei Stände entlang des Zugweges aufgebaut. Glühwein und Kakao, in dicken Tassen ausgeschenkt, wärmen auf, und das süße Gebäck ist ein Vorgeschmack auf die Martinstüte, die es noch geben wird.
Aber nicht nur die aromatischen Gerüche locken. Gitarrenklänge er- klingen. „Wir sind seit 30 Jahren dabei und haben in diesem Jahr eine Premiere. Wir haben festgestellt, dass immer weniger Besucher mitsingen. Daher haben wir erstmalig Liederzettel vorbereitet und hoffen, dass ganz viele Besucher mitsingen“, sagt Lukas Klöcker vomVorstand der Pfadfinder. Als die Pfadfinder „Lopt, Kenger lopt“anstimmen, fallen etliche Besucherstimmen ein. Stück für Stück schiebt sich der Zug durch die Gemeinde. Oben leuchten Mond und Sterne, auf den Straßen die Laternen. Langsam nähert sich der Zug der Burg Uda. Hell lodert das Martinsfeuer auf der Wiese vor der Burg. Im Lichterschein erleben die dicht an dicht hinter dem Absperrband stehenden Zuschauer die Martinsszene mit derTeilung des Mantels. Dann richten sich die Blicke auf die angestrahlte Burg Uda, wo die erste Rakete gegen den Himmel schießt.
Aber nicht nur vom Boden aus steigen die Feuerwerkskörper hoch. Der 30 Meter hohe Burgturm ist zum Raketenstartplatz geworden. Der bunte Lichterreigen ergießt sich aus der Höhe über Oedt. Ein Anblick, der Augen leuchten lässt. Noch mehr strahlen vor allen Dingen die Kinderaugen, als es die Martinstüten in der Grundschule gibt. So manch einer stärkt sich zudem mit Erbsensuppe. Der Löschzug Oedt der Freiwilligen Feuerwehr hat nämlich die Gulaschkanone aufgebaut und sorgt für einen herzhaften Abschluss des Martinszuges.