Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Retter der kapitalen Brocken
Vier Mitglieder des Krefelder Tierschutzvereins und zwei Berufsfeuerwehrmänner haben gestern 34 Karpfen und einen Aal aus einem zufrierenden Tümpel in Hohenbudberg gerettet. Die gut 15 Kilo schweren Fische wurden mit Schubkarren über einen Deich geschoben
HOHENBUDBERG Seit 38 Jahre ist Frank Schankat im Tierschutz tätig. Doch so einen Einsatz wie gestern hat der Leiter des Tierschutzzentrums Krefeld noch nicht erlebt. „Ich habe in der ganzen Zeit noch nie so Riesenkarpfen in der Hand gehabt“, erzählt Schankat nach seinem Einsatz in Hohenbudberg.
Eine Tierfreundin hatte die Tierschützer per Mail auf die aussichtslose Lage der Fische aufmerksam gemacht. Sie hatte gesehen, dass schon Fisch-Kadaver rund um den Tümpel lagen, Hunde versuchten, die ums Überleben kämpfenden Karpfen zu fangen und das Wasser bei den derzeit eisigen Temperaturen langsam zufror. „Ich bin sofort am nächsten Tag rausgefahren und habe mir vor Ort einen ersten Eindruck verschafft“, sagt Schankat. Leicht war der Tümpel nicht zu erreichen, da momentan alles voller Schlamm ist. „Ich bin richtig im Schlamm eingesackt und kam kaum vorwärts. Da war mir klar, dass wir zur Rettung auf jeden Fall Bretter mitnehmen müssen, um überhaupt Halt zu finden.“
Vor Ort bot sich dem Tierschützer ein trauriges Bild. Dicht gedrängt lagen die bis zu 50 Zentimeter großen Fische im Tümpel eines alten, bereits ausgetrockneten Rheinarms. Ihre Körper waren nur noch wenig von Wasser bedeckt, die Wasserfläche geschätzt vielleicht 20 Quadratmeter klein. „Lange hätten die Tiere so nicht mehr überlebt. Zumal das Wasser auch immer weniger wurde und sich an den Rändern schon leicht Eis bildete“, schildert Schankat die Situation. Eine Rettung musste also schnell geschehen.
Gestern nun trafen sich vier Mitglieder des Tierschutzvereins und zwei Feuerwehrmänner am alten Rheinarm in Hohenbudberg, um die dicken Fische umzusiedeln. Schankat und sein Team hatten neben den Brettern noch Netze und Transportbehälter dabei, die Feuerwehrleute brachten ein Schlauchboot mit. In dicke Wathosen gepackt näherten sich die Retter dem schlammigen Tümpel, der nur noch gut 30 Zentimeter Wassertiefe hatte. „Wir sind bis zu den Hüften im Schlamm eingesackt und haben die bis zu 20 Kilo schweren Fische mit stabilen Keschern herausgefischt und ins Schlauchboot geholt. Danach wurden sie in eine große Wanne voller Wasser gesetzt und mit Hilfe einer Schubkarre zum Rhein gebracht.“
450 Meter lang war der unebene Weg Richtung Rhein. Dann standen die Helfer vor dem Damm und mussten die Wanne mit dem Fisch den Berg hoch- und wieder runter hieven. Noch ein kurzes Stück über steinigen Untergrund und es war geschafft: Vorsichtig setzten die Helfer die Fisch in den Rhein. „Alle haben es gut überstanden und sind davon geschwommen“, erzählt Schankat und freut sich, dass dieser ungewöhnliche Einsatz so gut geklappt hat. „Das war Schwerstarbeit! Wir sind alle völlig fertig. Und natürlich von oben bis unten mit Schlamm beschmiert. Aber der Einsatz hat sich gelohnt, wenn es allen Tieren wieder gut geht.“
Natürlich war auch die Stadt zuvor von der Aktion informiert worden und Schankat hatte mit einem Amtstierarzt vom Veterinäramt gesprochen. Die Plackerei vor Ort dauerte dann von 10.30 bis 14.30 Uhr. Ohne den Einsatz der Feuerwehr- männer wäre es schwer geworden. „Die sind richtig fit und haben prima mit angepackt“, lobt der Tierheim-Chef. Er hofft, dass alle Fische gerettet werden konnten. „Wir haben den ganzen Tümpel kontrolliert und abgesucht. Eigentlich müssten wir alle gefunden haben.“
Trotz seiner 38-jährigen Tätigkeit im Tierheim hat Schankat noch nie einen solchen Einsatz wie gestern erlebt. Er bestätigt ihn darin, das Richtige zu tun. „Der Job im Tierschutzzentrum ist vielseitig. Man erlebt einfach immer was Neues.“