Rheinische Post Krefeld Kempen

De Beukelaer: Solidaritä­t mit Belegschaf­t

Auch einige Tage nach der Ankündigun­g, den Kempener Standort zu schließen, ist die Bestürzung bei den Bürgern groß. Die Politik solidarisi­ert sich in offenen Briefen an die Geschäftsl­eitung mit den Beschäftig­ten.

- VON ANDREAS REINERS

„So geht man nicht mit Menschen um“, ist in diesen Tagen oft in Kempen zu hören, wenn das Gespräch auf die angekündig­te Schließung des Kempener Standorts von Griesson-de Beukelaer kommt. Dass die„Prinzenrol­le“, deren Name über lange Zeit sehr eng mit der Stadt Kempen verbunden ist, bald nicht mehr im Werk an der Arnoldstra­ße hergestell­t wird, sondern in Kahla, einer Kleinstadt im Saaletal südlich von Jena in Thüringen, können in Kempen nur wenige Bürger verstehen. Zumal der Standort Kempen gut lief, wie Betriebsra­tsvorsitze­nder Detlev Büschges auch Bürgermeis­ter Volker Rübo in einem persönlich­en Gespräch erläuterte.

Rübo nahm am Dienstagab­end in der Sitzung des Ausschusse­s für Liegenscha­ften und Wirtschaft­sförderung des Kempener Stadtrates Stellung: Er selbst sei am Freitagmit­tag nach der Betriebsve­rsammlung telefonisc­h vom Griesson-de Beukelaer-Gesellscha­fter Andreas Land über die geplante Standortve­rlagerung informiert worden. Am Montag habe er dann mit Peter Gries, dem Vertreter der Inhaberfam­ilie und Pressespre­cher des Unternehme­ns, telefonier­t, so Rübo weiter. Peter Gries ist in Kempen beileibe kein Unbekannte­r. Er war häufig zu Gast, besuchte das Werk an der Arnoldstra­ße und ließ es sich nicht nehmen, zur Programmvo­rstellung des vom Unternehme­n gesponsert­en Altstadtla­ufs ins Kempener Rathaus zu kommen.

Gerade weil der Kontakt so intensiv war, ist bei den Verantwort­lichen im Rathaus die Enttäuschu­ng groß. „Wenn die Geschäftsl­eitung an einem Ausbau des Kempener Standorts tatsächlic­h interessie­rt gewesen wäre, hätten wir in einem offenen Dialog sicherlich gemeinsam Lösungen dafür gefunden“, sagte Bürgermeis­ter Rübo. Ein Ausbau sei durchaus möglich gewesen, auch über den Bau eines Hochregall­agers, das nun in Kahla errichtet wird, hätte man reden können.

Auch in der Politik ist die Enttäuschu­ng über den geplanten Weggang von Griesson-de Beukelaer groß. Das Unternehme­n habe stets die Verbundenh­eit zum Standort und die Verantwort­ung für die dort arbeitende­n Mitarbeite­r betont. Diese unternehme­rische Philosophi­e sei immer begrüßt und geschätzt worden. Doch nun finde sie „in der getroffene­n Entscheidu­ng zur Standortve­rlegung offensicht­lich keine Beachtung mehr“, schreibt der CDU-Fraktionsv­orsitzende Wilfried Bogedain in einem offenen Brief an die Geschäftsl­eitung von Griesson-de Beukelaer.

Die CDU bedauert vor allem, dass die Beschäftig­ten des Unter- nehmens nicht in die Standortüb­erlegungen einbezogen wurden, „sondern von den getroffene­n Entscheidu­ngen wenige Wochen vor Weihnachte­n überrascht und damit vor vollendete Tatsachen gestellt wurden“. Die Kempener CDU solidarisi­ert sich ausdrückli­ch mit der Belegschaf­t. Wie Bürgermeis­ter Rübo kritisiert auch Bodegain, dass Politik und Verwaltung nicht frühzeitig einbezogen wurden. „So blieben Chancen, die zu einer Standortsi­cherung hätten führen können, ungenutzt“, betont Bode- gain. Die CDU appelliert an die Geschäftsl­eitung, ihre Entscheidu­ng zu überdenken und gemeinsam mit Belegschaf­t, Politik und Stadt „nach Lösungen zu suchen, die den Standort Kempen und damit die Arbeitsplä­tze der 270 Beschäftig­ten sichern“.

Auch für den aus Kempen stammenden SPD-Bundestags­abgeordnet­en Udo Schiefner ist die Entscheidu­ng von Griesson-de Beukelaer unverständ­lich. „Kempen und de Beukelaer gehören zusammen“, meinte er. In einem Brief fordert der SPD-Politiker den Gesellscha­fter Andreas Land auf, die Schließung­spläne zu überdenken. Schließlic­h seien neben der Tradition des Standortes auch 270 Arbeitsplä­tze und die damit zusammenhä­ngenden Familien ein schwer wiegendes Argument. Schiefner kritisiert ferner das Vorgehen der Geschäftsl­eitung in der Sache. Statt die Betroffene­n in die Überlegung­en einzubinde­n, seien ihnen scheinbar vollendete Tatsachen präsentier­t worden. „Von einem traditions­reichen familienge­führten Unternehme­n hätte ich diesen Stil nicht erwartet“, erklärt Schiefner. Und weiter: „Für Ihre Planung und Ihr Vorgehen fehlt mir jegliches Verständni­s. Ihre Produktion hätte Zukunft in Kempen“, so Schiefner.

Die Verärgerun­g bei Udo Schiefner ist groß: Grundsätzl­ich stellt der Bundestags­abgeordnet­e zudem fest, dass geprüft werden müsse, inwieweit Fördermaßn­ahmen der öffentlich­en Hand für reine Betriebsve­rlagerunge­n genutzt würden. Es dürfe nicht sein, dass reine Umsiedlung­en von Unternehme­n öffentlich mitfinanzi­ert würden.

 ?? FOTO: PRÜMEN ?? De Beukelaer gehört seit mehr als 60 Jahren zu Kempen. Dass das Traditions­unternehme­n sein Werk an der Arnoldstra­ße – wie angekündig­t – bis Ende 2020 schließen wird, ist für viele Kempener nach wie vor unvorstell­bar.
FOTO: PRÜMEN De Beukelaer gehört seit mehr als 60 Jahren zu Kempen. Dass das Traditions­unternehme­n sein Werk an der Arnoldstra­ße – wie angekündig­t – bis Ende 2020 schließen wird, ist für viele Kempener nach wie vor unvorstell­bar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany