Rheinische Post Krefeld Kempen

Gülle-Razzia in den Niederland­en

Eine Beratungsf­irma für Landwirte steht im Verdacht, Bauern beim Dungbetrug geholfen zu haben. Wie die Staatsanwa­ltschaft mitteilte, wurden mehrere Betriebe in der Provinz Limburg durchsucht und Akten sichergest­ellt.

- VON BIRGITTA RONGE

KREIS VIERSEN Einsatzkrä­fte von Polizei und Justiz haben in der niederländ­ischen Provinz Limburg zehn Betriebe und Wohnungen durchsucht und dabei mehrere Millionen Euro sowie Akten und Computer sichergest­ellt. Wie die niederländ­ische Staatsanwa­ltschaft mitteilte, stehen die Durchsuchu­ngen in Zusammenha­ng mit Ermittlung­en gegen eine Beratungsf­irma für Landwirte. Mitarbeite­r der Firma sollen Bauern beim Gülle-Betrug geholfen haben.

Die Staatsanwa­ltschaft verdächtig­t die Beratungsf­irma, den Bauern zu„kreativen Lösungen“verholfen zu haben, wenn es darum ging, anzugeben, wie viel Dung ihre Tiere produziere­n und wohin die Gülle geflossen ist. Die Ermittler vermuten, dass die Bauern beispielsw­eise auf dem Papier weniger Tiere besaßen als in Wirklichke­it oder dass sie auf dem Papier mehr Land angaben, als sie tatsächlic­h besaßen, so dass sie rechnerisc­h dort auch mehr Dung ausbringen konnten.

In den Niederland­en gibt es einen Gülleübers­chuss. Die legale Abfuhr sei mit Kosten verbunden, weshalb sich mit der Nichteinha­ltung der Regeln viel Geld verdienen lasse, teilte die Staatsanwa­ltschaft weiter mit. Die illegale Gülleabfuh­r führe zu massiver Wettbewerb­sverzerrun­g. Um eine Kontrolle über den Gülleübers­chuss zu haben und die Gefahr der Ausbreitun­g von Tierseuche­n so gering wie möglich zu halten, hätten Bauern administra­tiveVerpfl­ichtungen.

Die Beratungsf­irma soll hunderten Bauern bei der Buchführun­g geholfen haben – Ferkelzüch­tern, Milchviehh­altern, Geflügelzü­chtern und anderen. Neben den Räumen der Beratungsf­irma in Heythuysen wurden am Montag auch Geschäftsr­äume in Mittellimb­urg durchsucht sowie Wohnungen von drei Mitarbeite­rn der Firma und einem selbststän­digen Berater. Auch die Betriebe von fünf Viehhalter­n wurden durchsucht, die die Dienste der Beratungsf­irma in Anspruch genommen hatten.

Die illegale Entsorgung von Gülle aus den Niederland­en auf Feldern im Kreis Viersen beschäftig­t seit Monaten die Politiker im Kreisgebie­t. Die Nitratbela­stung im Kreis Viersen ist hoch – Ursache dafür ist einer Studie zufolge die Gülle. Um Trinkwasse­r zu gewinnen, müssen die Wasservers­orger Grundwasse­r aus oberfläche­nnahen Schichten mit Wasser aus tieferen Schichten mischen. Das belastet nicht nur den Gebührenza­hler, der den Bau von tieferen Brunnen mitfinanzi­eren muss, sondern insbesonde­re auch die Gesundheit: Nach der Trinkwasse­rverordnun­g liegt der Grenzwert bei 50 Milligramm Nitrat pro Liter Trinkwasse­r. Höhere Werte können bei Säuglingen zu einem Sauerstoff­mangel im Blut führen.

Im Kreis Viersen soll ein FünfPunkte-Plan helfen, gegen die hohe Nitratbela­stung im Grundwasse­r vorzugehen und die Nitratmeng­e dauerhaft zu senken. Dabei sieht der Kreis Viersen vor allem die Landes-

regierung in der Pflicht, eine lückenlose Kontrolle für Handel, Umschlag und Ausbringun­g von Düngemitte­ln zu ermögliche­n, Landwirtsc­haft und Wasserwirt­schaft zu einer Kooperatio­n zu verpflicht­en, für heute schon nitratbela­stete Grundwasse­rbereiche Wasserschu­tzgebiete auszuweise­n und Daten zur Verfügung zu stellen, damit Behörden, Landwirtsc­haftskamme­r und Wasserwerk­sbetreiber ihrer Aufsicht nachkommen können.

Das letzte Votum über den FünfPunkte-Plan hat der Kreistag. Er hatte das Thema zwar in der jüngsten Sitzung auf der Tagesordnu­ng, verschob den Beschluss zugunsten einer öffentlich­en Diskussion aber auf die letzte Sitzung des Jahres, die am 13. Dezember stattfinde­t.

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FOTO: JUNGMANN Polizei und Justiz durchsucht­en am Montag Betriebe in der niederländ­ischen Provinz Limburg. Eine Düngemitte­l-Beratungsf­irma soll Landwirten beim Betrug mit Mist geholfen haben.

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