Rheinische Post Krefeld Kempen
Mit „Guido“stylen, kochen, dekorieren
Das Frauenmagazin von Designer Guido Maria Kretschmer ist zwar nicht besonders innovativ, aber erfolgreich.
DÜSSELDORF Nach Barbara Schöneberger und Joko Winterscheidt schenkte Gruner + Jahr Ende Oktober auch dem Modedesigner und „Shopping Queen“-Moderator Guido Maria Kretschmer (53) sein eigenes Magazin. Und es läuft dem Verlag zufolge gut: 200.000 Exemplare von „Guido“sollen bereits verkauft worden sein.
Auf dem Magazinmarkt buhlen aktuell etwa 1600 Publikumszeitschriften um die Aufmerksamkeit der Leser. Seit drei Jahren erobern sogenannte Personality-Magazine die Plätze in den Regalen. Prominente Persönlichkeiten verleihen den Zeitschriften ein Gesicht und bestimmen Ton und Themenwahl. Den Anfang machte Ende 2015 Moderatorin Barbara Schöneberger mit dem Magazin „Barbara“. Nachgezogen sind bisher unter anderem Moderator Joko Winterscheidt mit „JWD“, Reality TV-Star Daniela Katzenberger mit „Daniela“und neuerdings Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng mit „Boa“.
Seit dem 25. Oktober reiht sich auch „Guido“ins Verkaufsregal ein. Die Zeitschrift ist für 3,80 Euro erhältlich und soll zehn Mal im Jahr erscheinen. Gruner + Jahr zufolge kommt die Zeitschrift an: Eine Befragung von mehr als 100 Leserinnen ergab, dass 98 Prozent das Magazin gefalle. 67 Prozent geben „Guido“sogar eine glatte Eins. Aber was ist der Reiz des Magazins?
Ein Frauenmagazin mit Männernamen. Das klingt erstmal frech, innovativ und vielleicht auch ein Stück emanzipiert. Auf jeden Fall wie ein Magazin, das es so noch nicht gibt. Als Moderator der Vox-Sendung „Shopping Queen“wurde der Modedesigner Guido Maria Kretschmer einem breiteren Publikum bekannt. Unverblümt haut er dann Sprüche raus, kommentiert die Outfits der Kandidatinnen – wird dabei aber nie verletzend. Mit seiner kessen, herzlichen Art hat der 53-Jährige sich eine große Fangemeinde aufgebaut. Die, so die Hoffnung, auch zum Heft greift.
Dem Magazinportfolio zufolge soll„Guido“wie ein„bester Freund“für die Leserinnen sein. Die Themen im Heft drehen sich um Mode, Beauty und Lifestyle. Das Editorial schreibt Kretschmer selbst. Die „Liebe dich, wie du bist“-Botschaft darin geht bei den vielen Optimierungsvorschlägen, die folgen, aber leider ein wenig verloren. Der Designer gibt Mode-Tipps, etwa wie man perfekt gestylt zu einer Verabredung geht, steckt Frauen aus drei Generationen in Jeans und perfektioniert das Outfit einer „Shopping Queen“-Gewinnerin. Außerdem wird dekoriert und geshoppt, gebastelt und gekocht – vermeintlicher Frauenkram eben.
Nach etwas noch nie Dagewesenem sucht man in der „Guido“aber vergeblich. Die Kochrezepte sollen allerdings teilweise von Kretschmers Ehemann Frank Mutters stammen, viele Ratschläge und Ideen vom Designer selbst, dessen Foto auch auf fast jeder Seite zu sehen ist. Fans soll dies das Gefühl vermitteln, ihrem Idol ganz nahe zu sein. Es soll so wirken, als würde man mit ihm gemeinsam ein Magazin durchstöbern. Für Nicht-Fans haben die personalisierten Beiträge allerdings keinen besonderen Mehrwert.
Eine Innovation ist „Guido“über weite Strecken sicherlich nicht – für Kretschmer-Anhänger aber die Möglichkeit, den Designer nicht mehr ausschließlich im Fernsehen zu sehen. Und für denVerlag scheint es sich zu lohnen: Einen besseren Start konnte nur „Barbara“verbuchen (250.000 zum Start), deren Druckauflage inzwischen aber zurückgegangen ist. Bleibt abzuwarten, wie es mit „Guido“nach dem guten Auftakt weitergeht.