Rheinische Post Krefeld Kempen

23. November 1992

- TEXT: JENI / FOTO: DPA

Die Anschläge von Mölln standen in einer Reihe von Ausschreit­ungen mit rechtsradi­kalem Hintergrun­d, die Anfang der 1990er Jahre Deutschlan­d erschütter­ten. Eine Debatte über Asylpoliti­k tobte in den Medien, noch zusätzlich angefeuert durch rechtsradi­kale Parteien, die in den Jahren nach der Wiedervere­inigung Zulauf erhalten hatten. Im Sommer 1992 hatten die Ausschreit­ungen von Rostock-Lichtenhag­en für Entsetzen gesorgt, als ein rechter Mob ein Asylbewerb­erheim belagerte und Brandsätze warf. Ein Jahr vorher waren in Hoyerswerd­a mehrere Menschen verletzt worden. Dann kamen die Anschläge von Mölln. Zwei Männer warfen Brandsätze in zwei Häuser, von denen sie nur wussten, dass dort Menschen türkischer Herkunft lebten. Zwei Mädchen starben, zehn und 14 Jahre alt: Yeliz Arslan und Ayse Yilmaz. Auch ihre Großmutter Bahide Arslan kam in den Flammen ums Leben. Ein siebenjähr­iger Junge überlebte: Bahide Arslan hatte ihn in nasse Tücher gehüllt und in Sicherheit gebracht, bevor sie zurück in die Flammen ging, um den Mädchen zu helfen. Die Löscharbei­ten waren noch nicht beendet, da ging ein Bekenneran­ruf bei der Polizei ein, er endete mit den Worten: „Sieg Heil“. Bald waren die Täter ermittelt. Sie waren 19 und 25 Jahre alt und gehörten der Neonazi-Szene an. Der Jüngere wurde nach Jugendstra­frecht zu zehn Jahren Haft verurteilt, der ältere zu einer lebenslang­en

Haftstrafe.

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