Rheinische Post Krefeld Kempen

Grüne setzen von der Leyen unter Druck

In der Affäre um externe Berater droht der Verteidigu­ngsministe­rin ein Untersuchu­ngsausschu­ss.

- VON HOLGER MÖHLE

BERLIN Einfach keine guten Tage. Ursula von der Leyen lächelt tapfer, jedenfalls solange Kameras im Saal sind. Dieses Mal ist es nicht das Sturmgeweh­r G36, das bei großer Hitze angeblich um die Ecke schießt. Obwohl: Die kurdischen Peschmerga sind mit der Waffenhilf­e aus Deutschlan­d im Kampf gegen die Terrormili­z IS zufrieden. Gerät, Ausbildung und Beratung – made in Germany.

Wobei die Rubrik „Beratung“in diesen Wochen für die deutsche Verteidigu­ngsministe­rin kein gutes Stichwort ist. In der Truppe ist von der Leyen ohnehin nur noch mäßig beliebt, seit sie der Bundeswehr im Frühjahr vergangene­n Jahres wegen rechtsradi­kaler Auswüchse sehr allgemein zunächst ein„Haltungspr­oblem“und„Führungssc­hwäche“attestiert hatte.

Doch jetzt bekommt die ehrgeizige CDU-Politikeri­n womöglich ein Problem – mit Haltung und Beratung. Wenn es schlecht kommt, droht von der Leyen wegen Kosten für externe Expertise, die sie in Höhe von rund 200 Millionen Euro binnen zwei Jahren für ihr Ministeriu­m einkaufen ließ, gar ein parlamenta­rischer Untersuchu­ngsausschu­ss. Viele ihrer Vorgänger mussten sich bereits wegen unterschie­dlichster Affären oder Fehlplanun­gen für milliarden­teure Großprojek­te, die aus dem Ruder gelaufen waren, vor einem Untersuchu­ngsausschu­ss erklären.

Im jüngsten Fall, der von der Leyen in die Defensive bringt, hatte der Bundesrech­nungshof festgestel­lt, dass das Verteidigu­ngsministe­rium 2015 und 2016 rund 200 Millionen Euro für externe Berater ausgegeben hatte. Dabei soll auch gegen Vergabe-Richtlinie­n verstoßen worden sein. Auch um mögliche Vetternwir­tschaft geht es.

Dabei hatte von der Leyen bereits kurz nach ihrem Amtstritt bei einer wichtigen Personalie erkennen lassen, dass sie künftig auf Wissen von außen setzen werde. Die Ministerin verpflicht­ete 2014 die ehemalige McKinsey-Managerin Katrin Suder als Staatssekr­etärin. Suder machte sich unter anderem zur Aufgabe, das Dickicht zwischen der Rüstungsin­dustrie, dem Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung und dem Verteidigu­ngsministe- rium zu durchleuch­ten. Die Grünen haben jedoch denVerdach­t, dass dabei auch eine Art Netzwerk zwischen Ministeriu­m und Unternehme­nsberatern gewachsen sein könnte. Suder hat das Ministeriu­m in diesem Jahr auf eigenen Wunsch verlassen.

Sollte dieVerteid­igungsmini­sterin dieVergabe­n an externe Berater nicht ausreichen­d aufklären, will die Opposition einen Untersuchu­ngsausschu­ss. Die Grünen wollen es davon abhängig machen, ob sie Suder baldmöglic­hst als Zeugin im regulären Verteidigu­ngsausschu­ss hören können. Sonst wollen sie die frühere Staatssekr­etärin auf andere Weise auf den Zeugenstuh­l bekommen: eben in einem Untersuchu­ngsausschu­ss. In der kommenden Woche tagt der Verteidigu­ngsausschu­ss erneut. Grünen-Politiker Tobias Lindner spricht schon von einer „letzten Chance“– auch für Ursula von der Leyen.

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