Rheinische Post Krefeld Kempen
Steuern sind Bürgerpflicht für alle
Ein Gemeinwesen lebt von den Abgaben seiner Mitglieder. Daran sollten alle gleichmäßig beteiligt sein, nicht nur die Mittelschicht.
Der große mittelalterliche Philosoph Thomas von Aquin hat einmal gefragt, ob die Erhebung von Steuern ohne Sünde sein könne. Denn man könnte sie ja auch als Raub des Fürsten an seinen Untertanen auffassen.
In modernen demokratischen Staaten ist mittlerweile Konsens, dass ein Gemeinwesen Einnahmen benötigt, um öffentliche Güter bereitzustellen. Das ist am besten über Steuern zu gewährleisten, die alle Bürger gleichmäßig entsprechend ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit zahlen.
Soweit die Theorie. Tatsächlich ist in unserem Steuerwesen eine erheblich Unwucht zu beobachten. Fragt man Steuerberater und Ökonomen, die sich mit Schattenmärkten beschäftigten, zahlen die Personen, die mehr als 150.000 Euro brutto verdienen, tendenziell einen geringeren Anteil ihrer Ein- MARTIN KESSLER künfte an Steuern, da sie Sparmodelle nutzen oder sogar Geld am Fiskus vorbei im Ausland bunkern. Die unteren Einkommensbezieher sind durch hohe Freibeträge für sie und ihre Kinder praktisch von der Steuer befreit.
Beide Umstände sind nicht gut für ein Gemeinwesen. Denn Beiträge für gemeinsame Aufgaben begründen zumindest psychologisch das Recht auf Mitsprache, geht es doch auch um die eigenen Steuergelder. Aus systematischen Gründen sind Freibeträge für Ehegatten und Kinder grundsätzlich richtig, weil sie das Existenzminimum einer Familie sicherstellen. Es geht aber um die Höhe. So könnte man die Freibeträge senken und ebenso die Sätze für niedrige Einkommen. So wäre erreicht, dass viel mehr Bürger zahlen würden. Dafür könnte man die Umsatzsteuer senken.
Verwerflich ist es, wenn Personen mit hohen Einkommen sich der Steuerpflicht entziehen können. Schließlich sind Steuern für alle Bürgerpflicht.