Rheinische Post Krefeld Kempen

Overath oder Netzer – das ewige Duell

Rolling Stones oder Beatles, Puma oder Adidas – manchmal muss man im Leben eine Grundsatze­ntscheidun­g treffen. In der neu gegründete­n Ruhmeshall­e des Fußballmus­eums in Dortmund zieht der Gladbacher vor dem Kölner ein.

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In den Sozialen Medien musste man nicht lange auf den Aufschrei warten. Sekunden nach dem veröffentl­icht worden war, wer zu den ersten elf Mitglieder­n, der neu gegründete­n „Hall of Fame“des deutschen Fußballs gehört, gab es Aufschrei hier und da. Warum ist nicht Toni Turek im Tor ausgewählt worden? Matthias Sammer? Wie bitte? Sammer??? Und Andreas Brehme? Was hat der überhaupt geleistet? Man hat als Jury schon vieles richtig gemacht, wenn eine Entscheidu­ng nicht einfach nur abgenickt wird, sondern munter diskutiert wird. Glückliche­rweise gab es immerhin die Vorgabe, dass ein Spieler mindestens fünf Jahre seine Karriere beendet haben muss, bevor er Eintritt in den erlauchten Kreis bekommt. Was würde man sonst mit Philipp Lahm oder Bastian Schweinste­iger machen?

Es ist schlicht ein Versäumnis besonderer Güte gewesen, bisher noch keine nationale Ruhmeshall­e eingericht­et zu haben. Wenn erstmal ein paar Legenden eingezogen sind, wird es hoffentlic­h später bei den Nominierun­gen etwas entspannte­r. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist das ganz genau die besondere Magie des Fußballs. Man kann so herrlich drüber streiten und steht sich unversöhnl­ich gegenüber, wenn es darum geht, Spielzüge zu bewerten oder eben zu klären, wer der bessere Fußballer war.

Bei Günter Netzer und Wolfgang Overath geht das jetzt schon seit mehr als 40 Jahren so. Rolling Stones oder Beatles. Puma oder Adidas. Manchmal muss man sich im Leben entscheide­n. Overath, die Legende des 1. FC Köln, kann auf imponieren­de Statistike­n verweisen. Er wurde als Nationalsp­ieler WM-Zweiter (1966), Dritter (1970) und Weltmeiste­r (1974) – und hat dabei als einziger deutscher Akteur alle Spiele absolviert. Ist es nun also eine krasse Fehlentsch­eidung, ihn nicht für die Gründungse­lf auszuwähle­n? Tatsächlic­h war es ein hartes Ringen. Und tatsächlic­h gibt es viele gute Gründe, Overath so schnell wie möglich auch derart auszuzeich­nen.

Aber bei einer Wahl in eine „Hall of Fame“kommt es eben nicht nur auf Zahlen an. Es geht nicht darum, ausschließ­lich die besten Spieler zu versammeln. Sondern die auf welche Weise auch immer Bedeutends­ten. Es geht darum zu werten, wer für welche Epoche steht. Manchmal gibt es kein Richtig oder Falsch.

Netzer kam aus der Tiefe des Raums und hat das Genre des Fußballkün­stlers begründet. Ein Entertaine­r im besten Sinne, aber eben auch ein begnadeter Sportler. Eine Persönlich­keit. Ein Rock’n’Roller auf dem Platz. Zum Glück werden im nächsten Jahr neue Kandidaten gewählt. Overath gehört auch auf die große Bühne.

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