Rheinische Post Krefeld Kempen
Metropolregion Rheinland in der Krise
Der Geschäftsführer kündigt, die Stadt Krefeld ist in den Gremien kaum präsent, der erste Ratsherr ruft nach einem Neustart: Die „Metropolregion Rheinland“, die mit großen Hoffnungen gestartet ist, droht zu scheitern.
Nicht mal zwei Jahre nach der mit großen Hoffnungen erfolgten Gründung der „Metropolregion Rheinland“ist derVerband, der das Rheinland auf nationaler, europäischer und globaler Ebene vertreten soll, in einer Krise. Der Krefelder Grünen-Ratsherr Thorsten Hansen fordert einen „Neustart“des Vereins und verwies darauf, dass die Stadt Krefeld kaum noch mitarbeite: „Die Tatsache, dass bei der Mitgliederversammlung im September die Stadt Krefeld fast komplett nicht anwesend war, legt die Vermutung nahe, dass auch bei uns – wie in anderen Mitgliedskommunen – eine deutliche Unzufriedenheit mit der Arbeit des Vereins besteht“, erklärt Hansen, der für die Krefelder Grünen in das Gremium entsandt wurde. Die Grünen fordern nun für die kommende Ratssitzung einen Bericht der Verwaltung über den Stand der Dinge.
Zuletzt war die Metropolregion in die Schlagzeilen geraten, weil der Geschäftsführer, der ehemalige Chempark-Leiter Ernst Grigat, das Handtuch geworfen hatte. In Grigats Begründung wurde deutlich, dass nicht mehr die Repräsentation nach außen, sondern interne politische Abstimmung der Partner im Verein immer wichtiger wird und er sich nicht geeignet und berufen fühlte, diese politischen Abstimmungsprozesse zu moderieren. Grigat war im Oktober 2017 Geschäftsführer geworden und hat im Oktober 2018 seinen Rückzug angekündigt.
Die Metropolregion wird getragen von elf kreisfreien Städte sowie zwölf Kreisen, sieben Industrie- und Handelskammern, drei Handwerkskammern, dem Landschaftsverband Rheinland und der Städteregion Aachen. Die Gründung war im Februar 2017 erfolgt. Ziele waren Marketing und Interessenvertretung des Rheinlandes als Industrieregion von weltweitem Rang. „Das Rheinland hat die Chance, als Metropolregion im globalen Wettbewerb um Menschen, Ideen, Ansiedlungen und Investitionen eine herausragende Rolle zu spielen“, heißt es dazu auf der Internetseite des Vereins. Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer hatte zur Gründung erklärt, sie sei „ein großartiges Zeichen des regionalen Schulterschlusses im Rheinland“, durch den„die Stimme des Rheinlands vermehrt Gehör in Land, Bund und in Europa“finden werde. Der finanzielle Anteil für Krefeld beträgt jährlich 22.000 Euro.
Hansen erklärte nun, zwar halte seine Fraktion die Metropolregion grundsätzlich für ein sinnvolles Instrument der interregionalen Zusammenarbeit; der Start sei allerdings, gipfelnd in der Kündigung Grigats, sehr ernüchternd verlaufen. „Wir sollten die Gelegenheit nutzen, neue Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Metropolregion tatsächlich zu einer starken gemeinsamen rheinischen Interessenvertretung wird“, meint Hansen. Unabdingbar sei es, dass die Zusammenarbeit imVerein nicht länger als inhaltliche Konkurrenz und Gegeneinander einzelner Regionen und Institutionen wahrgenommen werde. Zugleich müsse die Tätigkeit der Metropolregion auf eine breite demokratische Basis gestellt werden; deshalb sei eine Stärkung der politischen Interessenswahrnehmung und die Einbindung möglichst vieler gesellschaftlicher Interessengruppen vonnöten.
Die IHK Mittlerer Niederrhein widerspricht Hansen. „Die Metropolregion Rheinland benötigt keinen Neustart“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Es wurde bereits viel erreicht.“Zu nennen seien die Stellungnahme zum Bundesverkehrswegeplan, die Teilnahme am„DLD Tel Aviv Innovation Festival“und an der Gewerbeimmobilienmesse Expo Real in München sowie die Durchführung des Rheinischen Kultursommers. Darüber hinaus habe die Metropolregion Rheinland das Projekt „Rheinland Digital“entwickelt. „Die jetzige Gremienstruktur bietet mehr als genug Möglichkeiten zur demokratischen Mitwirkung. Allerdings müssen alle kommunalen Mitglieder diese Möglichkeiten engagiert nutzen und sich positiv einbringen.“