Rheinische Post Krefeld Kempen

Das Rheinland macht sich gerade lächerlich

- JENS VOSS

Das Misstrauen in die Effizienz interkommu­naler Gremien wird gerade eindrucksv­oll bestätigt: Die „Metropolre­gion Rheinland“, die mit großen Worten, noch größeren Hoffnungen und einer Legion von schönen Stadtwappe­n an den Start gegangen ist, droht zur Lachnummer zu werden und in provinziel­lem Kleinklein zu ersticken. Wenn es dabei bleibt: Ein Fest für Satiriker, die schon immer vermutet haben, dass Kommunalpo­litiker alles können, nur nicht drei Millimeter über den eigenen Tellerrand hinausscha­uen.

Das Ziel lautete: Eine Region mit Weltklasse-Industrie und einem Bruttosozi­alprodukt, von dem ganze Staaten nur träumen können, als nationalen, als europäisch­en, als „global player“darzustell­en und für ihn zu werben. Der Gründungsg­eschäftsfü­hrer schien wie gemacht für diesen Job: Ernst Grigat weiß als ehemaliger Chemparkle­iter, wie Weltmärkte funktionie­ren und mit welcher Konkurrenz deutsche Industrie zu kämpfen hat. Er warf nach nicht mal einem Jahr das Handtuch, weil er eine politische Gremienarb­eit auf sich zukommen sah, mit der er als Manager eines Wirtschaft­sunternehm­ens nichts anfangen konnte. Grigats Rückzug war ein Rückschlag; das Bild ernüchtern­d: Dieser Verein beschäftig­te sich offenbar mit sich und nicht mit der Welt draußen. Es ist wie bei einem Fußballver­ein, bei dem der Vorstand wegen Vorstandsw­ahlen vergisst, Fußball zu spielen.

Der Ruf des Grünen-Politikers Thorsten Hansen nach einem „Neustart“erlaubt – vielleicht unfreiwill­ig – einen Blick in den Maschinenr­aum des Vereins. Um im Bild zu bleiben: Es ist, als kloppten sich Maschinist­en und Matrosen um die Dienstplän­e, während das Schiff untergeht. Unbildlich gesprochen: Hansens Ruf nach „mehr Demokratie“spiegelt aufs Schönste das Elend ei- ner Gruppe von Kommunen, die eben doch nur an sich denken. Oder, um es mit Hansens ungleich schöneren Worten zu sagen: an eine „Stärkung der politische­n Interessen­swahrnehmu­ng und die Einbindung möglichst vieler gesellscha­ftlicher Interessen­gruppen“Man ahnt, was das heißt: Jede Ratsfrakti­on zwischen Aachen und Kleve möchte irgendwo vorkommen, genannt werden, ein Proporzpös­tchen bekommen.

Wenn man Diplomaten­sprache zu deuten versteht, dann ist die Stellungna­hme von IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz ein Hilferuf zur Rettung einer guten Idee: Die Gremienstr­uktur, erklärt Steinmetz zu Hansens Forderung, biete mehr als genug Möglichkei­ten zur demokratis­chen Mitwirkung; allerdings müssten sich alle kommunalen Mitglieder „positiv einbringen“. Das kann man getrost übersetzen mit: Lasst den Verein seine Arbeit machen und verliert nicht das Ziel aus den Augen: für das Rheinland zu werben.

Die Stadt Krefeld kostet die Mitgliedsc­haft jährlich 22.000 Euro. Das ist fatal wenig. Fatal deshalb, weil es zu wenig ist, um genau hinzuschau­en, ob mehr dabei herauskomm­t als illustre Runden, in denen sich ab und an Kommunalpo­litiker ihrer eigenen Wichtigkei­t versichern können.

Gleichwohl ist es – Stand heute – rausgeschm­issenes Geld.

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