Rheinische Post Krefeld Kempen
Zeichen der Nächstenliebe
Im zu Ende gehenden Kirchenjahr und dem sich neigenden Jahr 2018 wird unser Blick auf das Ende der Zeit gelenkt. Begrenzt ist unsere Lebenszeit, und für religiöse Menschen geht auch die Schöpfung einem Ende entgegen. Für gläubige Menschen ist dieses Ende kein Ende mit Schrecken, sondern eine zweite Geburt, die – wie bei unserer ersten – uns entlässt auf eine höhere Ebene des Seins in Weite und Freiheit.
Genau an dieser Grenze aber, die Zeit und Ewigkeit trennt, werden wir gewogen und gemessen. Richtmaß ist das Wort Jesu: „Was ihr einer meiner geringsten Schwestern oder Brüder getan habt, das habt ihr mir getan; was ihr ihnen verweigert habt, das habt ihr mir verweigert!“
Seit wenigen Wochen berichten unter dem Hashtag „unten“Menschen darüber, wie Armut und Geringsein sich für sie anfühlt. Da ist unter anderem zu lesen: „Ich war heute nicht in der Kita. Ich durfte zuhause bleiben. Die anderen Kinder haben einen Ausflug gemacht, aber meine Mama hatte kein Geld.“– „Armut bedeutet, sich nicht die Zähne richten zu lassen, weil die Raten zusätzliche Kosten darstellen, die man sich einfach nicht leisten kann, es sei denn man hungert zwei Wochen im Monat.“– „Die dickste Narbe bei der Beerdigung meines Vaters: Kein Stein, keine Platte, kein Name, nur unter grüner Wiese, in der billigsten Urne, die es gab. Zu arm für einen Ort der Trauer.“
Die katholische Kirche gedenkt in diesen Wochen der Heiligen der Nächstenliebe: Elisabeth, Martin, Nikolaus. Menschen, die sich in ihrer Zeit von der Not der Armen haben berühren lassen und unkonventionelle Hilfe angeboten haben. Ihr Leben und Handeln hinterlässt bis heute Spuren des Lichts.
Bedenken auch wir im zu Ende gehenden Jahr, dass die Zeit begrenzt ist, und sorgen wir uns um die Schätze, die uns am Ende vor Gott reich machen.