Rheinische Post Krefeld Kempen
Das erste ernste Buch einer preisgekrönten Krimiautorin
Mit einer Lesung der Glauser-Preisträgerin Jutta Profijt endeten die 17. Krefelder Krimitage. Veranstalterin Ina Coelen ist mit der Resonanz zufrieden: Krimis haben in Krefeld viele Fans.
Ein ernstes Thema und ein kurzweiliger Abend: Die Krimiautorin Jutta Profijt stellte in der Mediothek ihr jüngstes und preisgekröntes Buch „Unter Fremden“vor. Zentrale Figur ist Madiha, eine junge Frau aus Syrien, die nach ihrer Flucht an einen fiktiven Ort in Deutschland gekommen ist und sich auf die Suche nach einem verschwundenen Freund macht. „Alles ist realistisch in diesem Buch“, sagte die Autorin, „aber nicht real.“Sie hat für ihr Buch gründlich recherchiert und jeder ihrer Figuren eine besondere eigene Geschichte zugeschrieben. „Ich wollte gern über das Gefühl des Fremdseins schreiben“, sagte die Autorin.
Am letzten Abend dieser 17. Krimitage wählte Jutta Profijt eine besondere Form: Abwechselnd las sie aus dem Buch und berichtete aus ihrem Arbeitsalltag. In den gelese- nen Abschnitten stellte sie die Figuren vor, aber sie verzichtete fast gänzlich auf den kriminalen Part.
In den gelesenen Passagen spricht Madiha, der Roman wird aus der Ich-Perspektive erzählt. Sie hat ein zurückhaltendes und bescheidenes Wesen – ihre Gedanken fügt sie an die Beobachtungen. Sehr selten spricht sie Antworten aus.
Dazwischen berichtete Profijt davon, wie sie schreibt, arbeitet, recherchiert. „Unter Fremden“sei ein Buch der Neuanfänge, sagte sie: „Es ist mein erstes ernstes Buch.“Erstmals habe sie ein Coaching in Anspruch genommen, sie habe danach ihre Arbeitsweise verändert und an einer Stelle auch die Facebook-Gemeinde befragt.„Jeder Held braucht einen Side-Kick“, erklärte sie, „das ist eine goldene Regel. Pippi Langstrumpf hat Annika und Thomas, Don Quijote hat Sancho Pansa.“Nach so einer Figur hat sie bei Facebook gefragt. „Ich habe sehr viele Vorschläge bekommen“, sagte Jutta Profijt. Einer hat ihr sofort gefallen: „Ein kleines dreckiges Kind, das man erst nach dem Waschen als das eigene erkennt.“Daraus wurde Madihas Begleiter Faisal. In einer weiteren Sequenz stellte sie den Burschen vor und machte da- mit sehr neugierig darauf, wie Faisal denn wohl weiter agiert.
Jutta Profijt berichtete auch, dass sie sich beim Schreiben sehr häufig mit zwei jungen Frauen aus Syrien beraten hat: „Ich habe sehr viel gelernt.“Für „Unter Fremden“hat sie den Glauser-Preis erhalten, den wichtigsten Krimi-Preis im deutschsprachigen Raum.„Aber ich hatte Jutta Profijt schon vorher eingeladen“, sagte Ina Coelen, die Initiatorin und Organisatorin des Krimi-Festivals, zufrieden, „das ist der Höhepunkt der diesjährigen Krimitage.“Sie zeigte sich sehr zufrieden mit der 17. Ausgabe. Seit dem 10. Oktober haben Kriminalautoren aus ihren Büchern gelesen – oft auch an ungewöhnlichen Orten.
Der Clubleseraum der Mediothek war zu dieser letzten Veranstaltung gut gefüllt. Sechs Krimis wurden verlost, ein großer Karton ging an den Bestand des Gastgebers Mediothek. Gerne kommen die Gäste zu den besonderen Orten Kirche oder Polizeipräsidium: „Das wollen alle gerne mal anschauen“, so Coelen. Neu war eine Lesung, bei der drei Autoren genau zehn Minuten Zeit hatten und dann abbrechen mussten:„Dieses Format kommt sehr gut an“, ist die Erfahrung von Ina Coelen. Sehr beliebt seien auch die Veranstaltungen mit Dinner:„Ich habe schon Anfragen für das kommende Jahr“, sagte Ina Coelen.