Rheinische Post Krefeld Kempen

Das erste ernste Buch einer preisgekrö­nten Krimiautor­in

Mit einer Lesung der Glauser-Preisträge­rin Jutta Profijt endeten die 17. Krefelder Krimitage. Veranstalt­erin Ina Coelen ist mit der Resonanz zufrieden: Krimis haben in Krefeld viele Fans.

- VON CHRISTINA SCHULTE

Ein ernstes Thema und ein kurzweilig­er Abend: Die Krimiautor­in Jutta Profijt stellte in der Mediothek ihr jüngstes und preisgekrö­ntes Buch „Unter Fremden“vor. Zentrale Figur ist Madiha, eine junge Frau aus Syrien, die nach ihrer Flucht an einen fiktiven Ort in Deutschlan­d gekommen ist und sich auf die Suche nach einem verschwund­enen Freund macht. „Alles ist realistisc­h in diesem Buch“, sagte die Autorin, „aber nicht real.“Sie hat für ihr Buch gründlich recherchie­rt und jeder ihrer Figuren eine besondere eigene Geschichte zugeschrie­ben. „Ich wollte gern über das Gefühl des Fremdseins schreiben“, sagte die Autorin.

Am letzten Abend dieser 17. Krimitage wählte Jutta Profijt eine besondere Form: Abwechseln­d las sie aus dem Buch und berichtete aus ihrem Arbeitsall­tag. In den gelese- nen Abschnitte­n stellte sie die Figuren vor, aber sie verzichtet­e fast gänzlich auf den kriminalen Part.

In den gelesenen Passagen spricht Madiha, der Roman wird aus der Ich-Perspektiv­e erzählt. Sie hat ein zurückhalt­endes und bescheiden­es Wesen – ihre Gedanken fügt sie an die Beobachtun­gen. Sehr selten spricht sie Antworten aus.

Dazwischen berichtete Profijt davon, wie sie schreibt, arbeitet, recherchie­rt. „Unter Fremden“sei ein Buch der Neuanfänge, sagte sie: „Es ist mein erstes ernstes Buch.“Erstmals habe sie ein Coaching in Anspruch genommen, sie habe danach ihre Arbeitswei­se verändert und an einer Stelle auch die Facebook-Gemeinde befragt.„Jeder Held braucht einen Side-Kick“, erklärte sie, „das ist eine goldene Regel. Pippi Langstrump­f hat Annika und Thomas, Don Quijote hat Sancho Pansa.“Nach so einer Figur hat sie bei Facebook gefragt. „Ich habe sehr viele Vorschläge bekommen“, sagte Jutta Profijt. Einer hat ihr sofort gefallen: „Ein kleines dreckiges Kind, das man erst nach dem Waschen als das eigene erkennt.“Daraus wurde Madihas Begleiter Faisal. In einer weiteren Sequenz stellte sie den Burschen vor und machte da- mit sehr neugierig darauf, wie Faisal denn wohl weiter agiert.

Jutta Profijt berichtete auch, dass sie sich beim Schreiben sehr häufig mit zwei jungen Frauen aus Syrien beraten hat: „Ich habe sehr viel gelernt.“Für „Unter Fremden“hat sie den Glauser-Preis erhalten, den wichtigste­n Krimi-Preis im deutschspr­achigen Raum.„Aber ich hatte Jutta Profijt schon vorher eingeladen“, sagte Ina Coelen, die Initiatori­n und Organisato­rin des Krimi-Festivals, zufrieden, „das ist der Höhepunkt der diesjährig­en Krimitage.“Sie zeigte sich sehr zufrieden mit der 17. Ausgabe. Seit dem 10. Oktober haben Kriminalau­toren aus ihren Büchern gelesen – oft auch an ungewöhnli­chen Orten.

Der Clublesera­um der Mediothek war zu dieser letzten Veranstalt­ung gut gefüllt. Sechs Krimis wurden verlost, ein großer Karton ging an den Bestand des Gastgebers Mediothek. Gerne kommen die Gäste zu den besonderen Orten Kirche oder Polizeiprä­sidium: „Das wollen alle gerne mal anschauen“, so Coelen. Neu war eine Lesung, bei der drei Autoren genau zehn Minuten Zeit hatten und dann abbrechen mussten:„Dieses Format kommt sehr gut an“, ist die Erfahrung von Ina Coelen. Sehr beliebt seien auch die Veranstalt­ungen mit Dinner:„Ich habe schon Anfragen für das kommende Jahr“, sagte Ina Coelen.

 ??  ?? Jutta Profijt ist in diesem Jahr mit dem Glauser-Preis ausgezeich­net worden. Zum Finale der Krimitage las sie in der Mediothek.
Jutta Profijt ist in diesem Jahr mit dem Glauser-Preis ausgezeich­net worden. Zum Finale der Krimitage las sie in der Mediothek.
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