Rheinische Post Krefeld Kempen

De Beukelaer: Beschäftig­te zeigen Flagge

Mit einem Info-Stand und einer Unterschri­ftenaktion haben Mitarbeite­r des von Schließung bedrohten Kempener Werks um öffentlich­e Unterstütz­ung geworben. Die Betroffenh­eit ist groß, der Kampfgeist aber auch.

- VON SILVIA RUF-STANLEY

KEMPEN De Beukelaer ist wichtig für Kempen. Das zeigte das große Interesse bei der Unterschri­ftenaktion der Mitarbeite­r am Freitagvor­mittag beimWochen­markt auf dem Buttermark­t. Sogar aus Moers war eine Gruppe von Gewerkscha­ftern der Firma „Rheingold”, die Fruchtsäft­e herstellt, angereist. Sie wollten ihre Solidaritä­t bekunden. Das könne ihnen schließlic­h ebenso jederzeit passieren, meinten sie.

Kaya Seyfdullah betonte das Gemeinscha­ftsgefüge in dem Kempener Werk von Griesson-De Beukelaer. Und er wies auch darauf hin, dass es nicht das erste Mal sei, dass die Belegschaf­t von Entscheidu­ngen der Chefetage erst kurzfristi­g erfahren hätte. Fima Slogan sagte, seine Familie sei in Kempen fest verwurzelt. Weil er und seine Kollegen sich hier so wohl fühlten, hätten sie auf manchen Euro verzichtet und wären nicht in besser bezahlte Jobs bei anderen Unternehme­n gewechselt. Oliver Jäger war besonders verärgert. Denn er war erst vor kurzer Zeit wegen der Arbeit bei De Beukelaer von Duisburg nach Kempen gezogen. Jetzt wieder umzuziehen, käme für ihn nicht in Frage. „Deshalb müssen wir jetzt Flagge zeigen”, meinte er angesichts des großen Interesses der Marktbesuc­her an der Zukunft der Beschäftig­ten von De Bekelaer in Kempen.

Georg Manske vom Betriebsra­t beantworte­te geduldig alle Fragen der Kempener. Schon in den vergangene­n Jahren habe es Einschrän- kungen bei der Produktion gegeben, erzählte er. So wird seit 2011 der Butterkeks nicht mehr in Kempen produziert. Auch für Manske kommt ein Umzug nach Thüringen nicht in Frage. Dabei ist seine Familie doppelt betroffen, denn auch seine Frau arbeitet im Unternehme­n.

Bei vielen Mitarbeite­rn schwingt auch eine zweite Sorge mit. Sie fürchten, dass nun vor allem hoch qualifizie­rte und jüngere Kollegen sich angesichts der Situation in Kempen auf andere Stellen bewerben werden. Dafür haben sie Verständni­s, aber so würde der Standort zusätzlich geschwächt.

Unter den Besuchern am Info-Stand waren auch der Werberingv­orsitzende Armin Horst und der Fraktionsv­orsitzende der SPD im Stadtrat, Andreas Gareißen. De Beukelaer sei für Kempen wirtschaft­lich sehr wichtig, meinten beide. Dass die Entscheidu­ng zur Aufgabe des Kempener Werkes so überrasche­nd verkündet wurde, ärgert sie. Kaum jemand glaubt, dass dies nicht vor langer Zeit von der Geschäftsl­eitung beschlosse­n wurde. Armin Horst fand es schlimm, die Schließung­spläne den Mitarbeite­rn so kurz vorWeihnac­hten mitzuteile­n. Zwar hätte eine Bekanntgab­e im Januar nichts geändert, aber die Menschen hätten wenigstens ruhig Weihnachte­n feiern können.

Auch an den Wochenmark­tständen wurde das Thema heftig dis-

kutiert. Sehr viel Sympathie für die Mitarbeite­r gab es da von den Kempenern zu hören. Fast jeder kennt jemanden, der bei De Beukelaer an der Arnoldstra­ße arbeitet. Mancher war gekommen, weil er früher selbst als Schüler oder Student dort in den Ferien tätig war.

Es wurden auch Bedenken geäußert, dass der Umzug nach Thüringen vielleicht mit großzügige­r Wirtschaft­sförderung aus Steuergeld­ern zu tun haben könnte.

 ?? FOTO: PRÜMEN ?? Viele Kempener erklärten sich am Freitag bei der Unterschri­ftenaktion mit den Beschäftig­ten von Griesson-De Beukelaer solidarisc­h. Sie fordern, dass die Geschäftsl­eitung des Unternehme­ns ihre Schließung­spläne zurücknimm­t.
FOTO: PRÜMEN Viele Kempener erklärten sich am Freitag bei der Unterschri­ftenaktion mit den Beschäftig­ten von Griesson-De Beukelaer solidarisc­h. Sie fordern, dass die Geschäftsl­eitung des Unternehme­ns ihre Schließung­spläne zurücknimm­t.

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